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Vaterländischer Marsch, ohne Opus Am 23. April 1859 traf in Turin ein Ultimatum ein, das der Außenminister des Kaisertums Österreich, Graf Buol, an den Staatsminister des Königreiches Sardinien-Savoyen, Graf Cavour, gerichtet hatte: es sollte den Frieden in Oberitalien sichern. Aber bereits am 11. Juli 1858 hatten Cavour und der Kaiser der Franzosen, Napoleon III., beschlossen, einen Krieg zur Vertreibung Österreichs zunächst aus der Lombardei zu beginnen. Die österreichische Politik ließ sich düpieren; in Wien war man daher überrascht, als Graf Cavour die Bedingungen des Ultimatums schroff zurückwies. Am 27. April 1859 erhielt der Befehlshaber der österreichischen Truppen in Oberitalien den Befehl, die Offensive gegen Sardinien und gegen die mit ihm verbündeten Franzosen zu ergreifen. Die Donaumonarchie hatte sich in einen Krieg verwickeln lassen, der ihre Herrschaft in Italien gefährden musste. In Wien war man über die Ereignisse in Oberitalien keineswegs begeistert. Trotzdem fühlte man sich mit dem Schicksal der Donaumonarchie in den italienischen Gebieten verbunden und dokumentierte seine Solidarität mit der k.k. Armee in zahlreichen Kundgebungen und patriotischen Veranstaltungen. Auch die Strauß-Kapelle wollte sich von diesen Aktionen nicht ausschließen. Obwohl Johann Strauß bereits zu seinen Sommerkonzerten in Pawlowsk bei St. Petersburg hatte abreisen wollen, blieb er noch einige Tage in Wien und Verfasste in aller Eile gemeinsam mit seinem Bruder Joseph einen "Vaterländischen Marsch". Am 8. Mai 1859 veröffentlichten die Wiener Zeitungen einen Aufruf zu einer "Zusammenkunft aller Vaterlandsfreunde" am 9. Mai im Etablissement "Sperl" in der Leopoldstadt. Dort veranstalteten "zum Vorteil des Unterstützungsfonds der Wiener Freiwilligen" Johann und Joseph Strauß ein Patriotenfest-Konzert mit der Devise "Hoch dem Adler Österreichs". Bei dieser Gelegenheit wurde der "Vaterländische Marsch" zum ersten Male aufgeführt.
Rathausball-Tänze, Walzer, op. 438 Es dauerte aber recht lang, bis nach der Schlußsteinlegung am 12. September 1883 (es war zugleich der Tag der Saekularfeier des Sieges über die Türken im Jahre 1683) auch der Festsaal des Rathauses der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Erst am 12. Februar des Jahres 1890 wurde der erste Rathausball veranstaltet, mit dessen Organisation und Durchführung die Stadt Wien die Tradition der einstigen Bürgerbälle in der Habsburgerresidenz wieder aufnahm. Selbstverständlich versammelte sich an diesem Abend "ganz Wien", nein, die "gesamte Monarchie" im Festsaal des Rathauses: wer immer Rang und Namen hatte in Österreich, Ungarn und den im Reichsrat vertretenen Ländern (so bezeichnete sich die Donaumonarchie damals offiziell selbst!), wollte bei dem Ball dabei sein, sehen und gesehen werden. Für die Tanzlustigen, denen allerdings wegen Überfüllung des Saales und aller Nebenräume ohnedies kein Raum zum Tanzen gegönnt war, standen zwei Kapellen zur Verfügung: auf der einen Längsseite des Festsaals war die Strauß-Kapelle postiert, auf der anderen hatte die berühmte Bandades Wiener Hausregiments Nr. 4, Hoch und Deutschmeister, ihren Platz. Sie spielte unter der Leitung Carl Michael Ziehrers (1843-1922). Gegen Mitternacht trug die Strauß-Kapelle unter Eduard Strauß dem aufmerksam lauschenden Publikum die Widmung des Walzerkönigs vor: die Gäste des Rathausballes hörten das kunstvolle Werk eines Meisters, der sich allerdings aus den Tanzsälen längst zurückgezogen hatte und sich auf dem Wege in die Hofoper befand. Gleich die Einleitung erinnerte daran, daß Strauß 23 Jahre vorher ebenfalls für ein Wahrzeichen Wiens gesorgt hatte, durch die Komposition seines indessen weltberühmten Walzers "An der schönen blauen Donau". Erst im ersten Teil der neuen "Rathausball-Tänze" erklangen dann feierliche Melodien im Dreivierteltakt, die dem Charakter dieses Festabends überzeugend entsprachen. In der Coda aber kehrte Strauß wieder gleichsam an die "blaue Donau" zurück und verband seine heimliche Hymne Wiens mit der offiziellen, also der Kaiserhymne, dem "Gott erhalte". Die Zuhörer respektierten die künstlerische Leistung des Komponisten, sein Bestreben, seiner Heimatstadt eine Arbeit zur Verfügung zu stellen, die von seinem berühmtesten Walzer ausging und bis an die Grenzen zur symphonischen Musik und zur Opernkunst vordrang. Auch die Kritiker haben diese Absicht anerkannt und gewürdigt; populär wurden die "Rathausball- Tänze" jedoch nicht.
Entweder - oder, Polka schnell, op. 403 Die Schnellpolka "Entweder - oder" stammt aus dem Melodienschatz der Operette "Der lustige Krieg", die Johann Strauß im dritten Jahr seiner Ehe mit Angelika, geb. Dittrich, komponiert hat und die am 25. November 1881 im Theater an der Wien zum ersten Male aufgeführt wurde.
Tritsch-Tratsch, Polka schnell, op. 214 Die "Tritsch-Tratsch-Polka" von Johann Strauß stammt aus dem Herbst 1858 und ist eine der fröhlichsten Kompositionen des Walzerkönigs. Sie wurde gegen Ende der Sommersaison in Pawlowsk bei St. Petersburg zumindest skizziert; diese Saison sollte eigentlich die letzte sein, da der erste Vertrag zwischen Strauß und der Eisenbahngesellschaft in St. Petersburg mit Ende der Konzerte in Pawlowsk auslief. Aber die wehmütige Stimmung, die Strauß in seinem Abschiedswalzer ("Mes adieux a St. Petersbourgh", op. 210) hatte anklingen lassen, war längst verflogen und auch der Fehlschlag seines Versuchs, in Moskau Fuß zu fassen, konnte seine gute Laune nicht beeinträchtigen. Noch auf der Rückreise hatte Strauß erfahren, daß sein Vertrag verlängertwerde und daß seine "russischen Abenteuer" zu neuen Höhepunkten fortgeführt werden könnten. Da aber Strauß in diesem Jahr länger als sonst in Rußland blieb, war Wien voll von Gerüchten: Strauß habe sich in St. Petersburg verliebt, verlobt oder gar verheiratet. Aus "sicherster Quelle" konnte man alle erdenklichen Einzelheiten über die Affären des flotten Jean im Zarenreich erfahren. Dabei wurde zwischen Dichtung und eventueller Wahrheit selbstverständlich nicht unterschieden. Strauß revanchierte sich für alle diese lieben Dinge mit einer genialen Polka: sie erhielt den Titel eines seit März 1858 in Wien erscheinenden Witzblattes, "Tritsch-Tratsch". Der fidelen Redaktion dieses flott geschriebenen Blattes gehörten die erfolgreichen Schriftsteller Anton Varry, O.F. Berg und Josef Wimmer an, die alle drei mit Strauß befreundet oder wenigstens bekannt waren. (Natürlich ging der Titel der Zeitung und somit auch der Strauß-Polka auf Johann Nestroy zurück; aber das verstand sich in Wien damals von selbst.) Als Strauß im November 1858 aus St. Petersburg über Moskau und Berlin nach Wien zurückgekehrt war, präsentierte er zunächst am 21. November im Volksgarten seine Sommerkompositionen. Am 24. November 1858 trumpfte er dann im intimen Rahmen des "Großen Zeisig" am Burgglacis (heute: Burggasse 2) mit der "Tritsch-Tratsch-Polka" auf. Der Verleger Carl Haslinger startete sofort die Klavierausgabe, die innerhalb weniger Stunden vergriffen war. Die "Theaterzeitung" urteilte am 27. November 1858: "Seit Jahren dürfte keine Tanzkomposition von solcher Frische, humoristischer Färbung und pikanter Instrumentierung erschienen sein." Frisch, pikant und humorvoll - das ist die Polka geblieben bis auf den heutigen Tag!
Wiener Bürger, Walzer, op. 419 Der große Festsaal im neu fertiggestellten Wiener Rathaus sollte am 12. Februar 1890 eröffnet werden mit einem rauschenden Benefiz-Ball für die Armen der Stadt. Unmengen von Blumen zierten den Prachtbau, und eine Extrabühne wurde errichtet. Es waren zwei Orchester zugegen: Auf der einen Seite Eduard Strauss mit seinem Hofballorchester und auf der anderen Ziehrer mit seinem weltberühmten Hoch- und Deutschmeister-Orchester. Das erste Stück an jenem Anlass waren die ‚Rathausballtänze' von Eduards Bruder Johann. Von Eduard folgte seine neue Polka ‚Das tanzende Wien'. An diesem Abend wurde deutlich, dass Ziehrers Anstrengungen diejenigen der Strauss-Brüder überstieg. Ziehrers Walzer ‚Wiener Bürger' enthielt eine Neuerung in der damaligen Art zu komponieren mit Trompetensignalen, welche das An- und Abtreten der Bürgerwache darstellen sollen.
Albion-Polka, op. 102 Johann Strauss dedicated his Albion-Polka to Prince Albert of Saxe-Coburg (1819-61), the Consortof Queen Victoria. However, the work predates by some sixteen years those dance pieces which the composer wrote for his sole London visit in 1867, and was intended instead to honour the Queen's newly accredited emissary and minister plenipotentiary to the Imperial Court in Vienna, John Fane, 11th Earl of Westmorland (1784-1859), recently arrived from Great Britain. The diplomat's presence in Vienna reflected British concern over numerous Hungarian emigrants who had fled the revolution in their own country and who were now seeking asylum in London. The Earl and his wife, Priscilla, were both accomplished musicians and composers, and they gave several balls, concerts and other entertainments during their stay in Vienna. On several occasions Johann Strauss performed with his orchestra at the Earl's residence in the Palais Coburg, and for one of these festivities in autumn 1851 he wrote his Albion-Polka. The work takes its title from the old Roman name for Britain.
Jokey, Polka schnell, op. 278 Josef Strauss was partial throughout his life to the sport of horseracing. We do not know, however, whether it was possible for him to visit the race-course at the Wiener Prater on a regular basis. He was already indispensable as music director of the Strauss orchestra, but his compositions always feature titles which hint at the interest the shy 'Pepi' had in horse-racing. The last of these compositions was played during the 1870 carnival season, which also turned out to be the last one in the music director's short life. The premiere of the Jokey-Polka (schnell) was promised for a benefit ball by the Strauss orchestra on 17 February 1870 in the flower halls of the Gartenbaugesellschaft (Garden Society). On this occasion, when the work was first played, one can imagine the dancers being whipped into a frenzy as they spun around in time to the driving beat of this polka. The Jokey-Polka enjoyed a further triumph at the Strauss orchestra's carnival revue on 13 March 1870 at the Music Society: all three Strauss brothers appeared on that occasion before the public in the overflowing Goldenen Hall and personally performed their new works. The review in the critical publication Der Zeitgeist gave it a seal of approval as the high point in a performance that included the waltzes Neu Wien (New Vienna), op. 342, by Johann Strauss, and Tanz-Prioritaten (Priorities of the Dance, or Preferred Stock to Dance By), op. 280, by Josef; the polkas Eisblumen (Frost Flowers) and Stempelfrei (Tax-free), op. 55 and 56 by Eduard; Die Emanzipierte (The Emancipated Woman) and Jokey-Polka, op. 282 and 278 by Joseph, as well as the majestic Egyptischer Marsch (Egyptian March), op. 335, by Johann. The orchestra directors Johann, Joseph and Eduard Strauss tirelessly accommodated requests for encores.
Danse Diabolique Zur Entstehungsgeschichte liegen keine detaillierten Informationen vor.
Künstler-Gruß, Polka française, op. 274 Am 5. Januar 1870 wurde das neu fertig gestellte Prunkgebäude der Gesellschaft der Musikfreunde, der heutige Musikverein, feierlich eröffnet. Kaiser Frank Josef persönlich nahm daran teil sowie zahlreiche weitere Gäste aus höchsten Kreisen. Am Folgetag wurde im Goldenen Saal das erste Konzert gegeben, und am 15. Januar fand darin der erste Ball statt. Für die Musik war die Strauss-Kapelle zuständig. Alle drei Strauss-Brüder steuerten ein Widmungswerk zu dem Anlass bei. Josef Strauss schrieb die Künstler-Gruss Polka, welche auf Anhieb grossen Gefallen fand. Beim ersten offiziellen Strauss-Konzert im Goldenen Saal war sie das erste Werk auf der Liste.
Freuet euch des Lebens, Walzer, op. 340 Johann Strauß hat seinen Walzer "Freuet euchdes Lebens" der einflußreichen Gesellschaft der Musikfreunde in Wien gewidmet und auch die erste Aufführung des Werkes beim Eröffnungsball im Goldenen Saal des von Theophil Hansen erbauten Hauses am 15. Jänner 1870 selbst geleitet. Es ist dies der Saal, in dem alljährlich die "Neujahrs-Konzerte" der Wiener Philharmoniker veranstaltet werden. Der stolze Bau, in dem sich der heute noch beste Konzensaal der Welt befindet, war zehn Tage vorher von Kaiser Franz Joseph seiner Bestimmung übergeben worden. Alle drei Strauß-Brüder, Johann, Joseph und Eduard, haben sich beim Eröffnungsball mit neuen, der Gesellschaft zugeeigneten Werken eingestellt: die größte Popularität aber erreichte jener Walzer von Johann Strauß, der das Lebensmotto des Komponisten als Titel erhalten hat: "Freuet euch eures Lebens und jammert erst, wenn es wirklich etwas zu bejammern gibt!" Auch als Johann Strauß das strahlende Licht der Ballsäle verlassen hatte und ins Lager der Operettenkomponisten übergegangen war, sorgte er dafür, daß seine, für die insgesamt 16 Bühnenwerke geschriebenen, Melodien in der Form von Tanzstücken ihren Weg in die Ballsäle gefunden haben. Auch die Operette "Die Fledermaus", sein drittes und erfolgreichstes Bühnenwerk, bildete dabei keine Ausnahme: Johann Strauß hat nicht weniger als sechs, und zwar fast ausnahmslos sehr erfolgreiche, Tanzpiecen nach Motiven dieser Meisteroperette arrangiert. Im Fasching 1874, als die Uraufführung der Operette im Theater an der Wien vorbereitet wurde, verlangte die einflußreiche Journalisten- und Schriftstellervereinigung "Concordia" von Johann Strauß eine Widmung für ihr traditionelles Ballfest. Der Komponist überließ der Vereinigung die "Fledermaus-Polka" und führte das Werk am 10. Februar 1874 auch persönlich im Sofienbad-Saal den Gästen der "Concordia" vor. Obwohl die Polka Motive aus verschiedenen Teilen der Operette enthält (Beginn und Finale 2. Akt), konnte sie nicht allzuviel über die gesamte Musik des Werkes verraten. So blieb die Spannung bis zur Premiere der Operette "Die Fledermaus" am 5. April 1874 aufrecht. Die Polka war aber immerhin eine amüsante "Hörprobe".
Sperl, Galopp, op. 42 Operatic music in dance-halls was a matter of course in the Biedermeier decades after the Congress of Vienna of 1814-15. If a stage work had success in the theatre, its melodies were immediately played in the concerts of the Lanner and Strauss ensembles and in concerts by military bands. The enthusiasm of the Viennese public for Gioachino Rossini and many of his operas is echoed strongly in dance music. The older Johann Strauss, after the triumph of William Tell, first performed in Paris on 3rd August 1829 and, after considerable hesitation by the board of censors over the plot that was not friendly to Austria, first given in Vienna in 1830, was inspired to write a number of compositions. Even before the Court Opera first brought to the public the opera William Tell at the Kärntnerthor Theatre, Strauss had played in his concerts and for his balls the effective Tell Galop, which appeared in November 1829 as Opus 29. When Strauss in the autumn of 1829 moved up to the then most famous establishment in Vienna, the Sperl, in Leopoldstadt, he remembered again Rossini's music for William Tell. The four bars of introduction and the first sixteen bars of the galop are quotations from the Soldiers' Dance from William Tell, followed by eleven bars in the style of Rossini and then three sections of the best, most cheerful Strauss. Rossini and Strauss, that was a guarantee of success, but the Sperl Galop is also evidence that Strauss could hold his own with the famous Italian composer.
Kopenhagener Eisenbahn Dampf, Galopp Zur Entstehungsgeschichte liegen keine detaillierten Informationen vor.
Feuerfest, Polka française, op. 269 Zur Entstehungsgeschichte liegen keine detaillierten Informationen vor.
Carmen-Quadrille, op. 134 Zur Entstehungsgeschichte liegen keine detaillierten Informationen vor.
Panorama & Walzer aus "Doenröschen" Dornröschen (russisch Спящая Красавица) ist ein Ballett zur Musik von Pjotr Iljitsch Tschaikowski (op. 66) nach dem Märchen La belle au bois dormant von Charles Perrault. Es wurde am 3. Januarjul./ 15. Januar 1890greg. am Mariinski-Theater in Sankt Petersburg mit der Choreografie von Marius Petipa uraufgeführt. Bis heute ist Dornröschen eines der populärsten Ballette und gehört zum internationalen Standardrepertoire des klassischen Balletts. Tschaikowski selbst hielt es für sein bestes Ballett. Die Handlung beruht in weiten Teilen auf dem Märchen La belle au bois dormant von Charles Perrault aus dem Jahr 1696. Der 3. Akt und das abschließende Divertissement sind zeittypisch dem Geschmack des 19. Jahrhunderts geschuldet. Die Handlung unterscheidet sich von der in Deutschland bekannten Version der Brüder Grimm.
Pizzicato Polka, ohne Opus Im Sommer 1869 konzertierten die Brüder Johann und Joseph Strauß gemeinsam in Pawlowsk bei St. Petersburg. Da sich diesmal zwei Musikdirektoren die Arbeit des Probierens und Dirigierens teilen konnten, hatten beide genügend Zeit zum Komponieren. Die Zeiten, in denen es zu einem Wettstreit zwischen Johann und Joseph Strauß gekommen war, gehörten nun endgültig der Vergangenheit an. Sie arbeiteten Seite an Seite in schönster Harmonie. Am 13. Juni 1869 unterrichtete Jett y Strauß, die ihren Gatten und Schwager nach Rußland begleitet hatte, die in Wien zurückgebliebene Gattin Josephs, Caroline, mit den lakonischen Worten: "Pepi & Jean schreiben jetzt eine Polka zusammen, das wird wieder was Neues sein." Wie das damals in Pawlowsk zugegangen ist, hat Johann Strauß am 1. April 1892 seinem Verleger Simrock wie folgt geschildert: "Ich habe meinem Bruder Josef den Rath erteilt, etwas zu komponieren was in Petersburg zündet und schlug ihm vor, eine Pizzicato-Polka zu machen. Er wollte nicht daran - er war immer unschlüssig - endlich machte ich ihm die Proposition, die Polka soll von uns Beiden geschaffen werden. Darauf ging er ein und siehe da - die Polka machte im wahrsten Sinne des Wortes Furore." Johann Strauß hat nicht übertrieben: das Werk erlebte am 24. Juni 1869 in Pawlowsk bei St. Petersurg seine erste, zweite und dritte Aufführung. Es löste beim Publikum einen derartigen Jubelsturm aus, daß es nach seiner Präsentation sofort wiederholt und am Schluß des Programms noch einmal vorgetragen werden mußte. Seitdem ist das Vorbild, das diese "Pizzicato-Polka" von Johann und Joseph Strauß der Musikwelt gegeben hat, oft nachgeahmt, aber eigentlich niemals wieder perfekt erreicht worden. Die erste Wiedergabe der "Pizzicato-Polka" in Wien fand am 14. November 1869 im Sofiensaal durch Joseph Strauß statt.
Persischer Marsch, op. 289 Im Jahre 1864 schrieb Johann Strauß einige Werke, die er mit Widmungen an Regenten europäischer und asiatischer Länder versehen konnte. Die interessanteste dieser Kompositionen ist im Frühsommer in Pawlowsk bei St. Petersburg entstanden und wurde unter dem Titel "Persischer Armee-Marsch" mehrfach dem russischen Publikum als Novität vorgeführt: einmal bei etlichen Konzerten ab dem 11. Juli (d. i. 29. Juni nach dem russischen Kalender) -- und dann bei einer Festveranstaltung am 17. Juli (= 5. Juli). In seiner Heimatstadt Wien hat Strauß das Werk unter dem Titel "Persischer Marsch" am 4. Dezember 1864 im Volksgarten bei einem Festkonzert vorgetragen, das -- etwas verspätet -- zur Erinnerung an die 20. Wiederkehr des nun schon legendären Debüts des Strauß-Sohnes als Musikdirektor im Casino Dommayer (15. Oktober 1844) veranstaltet wurde. Tags zuvor war die Klavierausgabe des Werkes ("Marche Persanne, Dedié à Sa Majesté Imperial Schah de Perse") im Verlag Spina veröffentlicht worden. Der Komponist war stolz auf sein Werk: er legte großen Wert auf die Feststellung, daß im Trio eine Originalmelodie aus Persien verwendet worden war, die er wohl jenem "Persischen Marsch" entnommen hatte, der in Form eines Harfensolos im Repertoire der Sommerkonzerte in Pawlowsk stand. In diesem Werk wurde diese Melodie als "persische Hymne" bezeichnet. In Rußland wurde der Marsch von Johann Strauß populär und konnte während der Saison 65 Mal gespielt werden. In Teheran wurde die Komposition vom kunstsinnigen Schah Nasir ad Din (1831-1896) huldvoll angenommen und mit der Verleihung des "Persischen Sonnenordens" bedankt. In Wien wurde das Werk gewiß mit gebührender Achtung aufgenommen, verschwand aber bald im Archiv der Strauß-Kapelle.
Brennende Liebe, Polka mazur, op. 129 Zur Entstehungsgeschichte liegen keine detaillierten Informationen vor.
Delirien, Walzer, op. 212 Zur Entstehungsgeschichte liegen keine detailierten Informationen vor.
Unter Donner und Blitz, Polka schnell, op. 324 Hofball-Musikdirektor Johann Strauß hat seinen Freunden und Kollegen in der Künstlervereinigung "Hesperus" mit einigen Zeilen mitgeteilt: "Ich beehre mich, dem geehrten Comité den Titel 'Sternschnuppe' für eine, für den Hesperusball bestimmte Composition, und zwar Schnellpolka, vorzulegen." Dieses Briefchen mag zu Beginn des Jahres 1868 verfaßt worden sein. Es ist durchaus möglich, ja sogar wahrscheinlich, daß Strauß zunächst das Aufleuchten eines verglühenden Meteorits (= Sternschnuppe) in einer Schnellpolka nachvollziehen wollte: aber seine Muse wollte es anders. Strauß überraschte daher beim Hesperusball, der am 16. Februar im Dianabad-Saal abgehalten wurde, seine Vereinskollegen im Zeichen des Abendsterns (= Hesperus) mit einer musikalischen Vision unter dem Titel "Donner und Blitz". Strauß hatte sich eine fröhliche, unbekümmerte Schnellpolka einfallen lassen, die an die Sommerzeit erinnert, wenn diese am heißesten ist und manchmal schwere, drohende Gewitterwolken den Himmel verdüstern. Daß Blitze mitunter höchst gefährlich sind - daran wollte Strauß freilich nicht einmal denken. Seine rasante, kräftig zupackende, ungemein effektvolle Polka treibt übermütig "mit Entsetzen Scherz" - und schlägt gerade als Jux auch heute noch unfehlbar ein. Die Uraufführung der Schnellpolka "Unter Donner und Blitz" beim Hesperusball am 16. Februar 1868 ist durch Eintragungen ins Notizheft seines Bruders Joseph und ins Verzeichnis des Hornisten Franz Sabay bezeugt.
Tik-Tak, Polka schnell, op. 365 Johann Strauß hat es wie kein anderer Operettenkomponist seiner Epoche verstanden, die Melodien seiner Bühnenwerke auch als Konzert- und Tanzmusik zu arrangieren und zu verwerten. Sein Beispiel ist von seinen Kollegen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein eifrig nachgeahmt worden, allerdings nicht mit derselben Effizienz. Strauß war eben der geborene Tanzkomponist. Die Schnellpolka "Tik-Tak" ist, wie ein geniales Mosaik, aus verschiedenen Melodien der Operette "Die Fledermaus" zusammengesetzt und im Anschluß an die Premiere des Bühnenwerkes (5. April 1874 im Theater an der Wien) in den Strauß-Konzerten aufgespielt worden. (Erste Aufführung im Volksgarten am 11. September 1874; zwischendurch war Strauß in Italien.) Die Schnellpolka erhielt ihren Titel vom "Uhrenduett" zwischen Rosalinde und Eisenstein im 2. Akt der Operette; daraus stammt das Hauptthema "Tik-Tak", aber in der Folge werden auch Splitter aus den Szenen des 3. ("Kein Verzeih'n, der Eisenstein") und des 2. Aktes (Chor: "Wie fliehen schnell die Stunden fort"), ja sogar aus dem Couplet der Adèle "Spiel' ich die Unschuld vom Lande" so kunstvoll eingefügt, daß der hinreißende Fluß der Melodien sich geradezu von selbst ergibt. Ein Meisterwerk nach Motiven des Meisterwerkes "Die Fledermaus"!
An der schönen blauen Donau, Walzer, op. 314 Im Herbst 1866, unmittelbar nach der Niederlage der Donaumonarchie Österreich im Krieg gegen das Königreich Preußen, skizzierte Johann Strauß einen Walzer, für den er den Titel "An der schönen blauen Donau" in Aussicht nahm. Ob Strauß die Anregung für diese Titelwahl wirklich von einem Gedicht des Ungarn Karl Beck erhalten hat, mag dahingestellt werden. Als sicher kann gelten, daß es dem Komponisten um eine Huldigung für Österreich-Ungarn, für das Land an der Donau, zu tun war. Der Walzer war noch nicht vollendet, als der Wiener Männergesangverein die Einlösung des Versprechens verlangte, das Strauß im Sommer 1865 gegeben hatte, nämlich, dem Verein einen Walzer zu widmen. Strauß übergab seine Partitur, war damit einverstanden, eine Chorfassung des Werkes auszuarbeiten und stellte in aller Eile einen für die Chorfassung nötigen Abschluß fertig. Die Gesangsfassung des Walzers wurde vom Wiener Männergesangverein am 15. Februar 1867 im Dianasaal zum ersten Male vorgetragen, und zwar unter der Leitung des Chormeisters Rudolf Weinwurm. Die Originalfassung des Walzers "An der schönen blauen Donau" mit Introduktion und der - in diesem Falle besonders wertvollen - Coda fand am 10. März 1867 bei der Karnevalsrevue im Wiener Volksgarten statt. Dabei hat Johann Strauß selbst das Werk präsentiert. Ganz folgerichtig findet sich im Tagebuch seines Bruders Joseph beim Walzer "An der schönen blauen Donau" der 10. März 1867 als Tag der Uraufführung. Im Fasching 1867 war dieser Walzer ein Meisterwerk unter mehreren: die besondere Stellung des "Donauwalzers" - er galt sehr bald und gilt bis heute als die heimliche Hymne Wiens und Österreichs - wurde erst ein wenig später offenbar.
Radetzky-Marsch, op. 228 Strauss Vater widmete diesen Marsch dem siegreichen Feldherren Josef Wenzel Graf Radetzky von Radetz. Die Uraufführung fand am 31. August 1848 am Wasserglacis in Wien statt. Das berühmte Thema des Marsches (Opus 228) verwendete Strauss bereits in der „Jubel-Quadrille", sein Beginn ist zudem ähnlich dem zweiten Thema des 1794 komponierten Allegros aus Joseph Haydns Sinfonie Nr. 100. Die hohe Popularität des Marsches und seine für Österreich-Ungarn geradezu symbolische Bedeutung führte auch dazu, dass auf seinen markanten Rhythmus viele verdeckt oder offen spöttische Untertexte umliefen (z. B. Wenn der Mút in der Brúst seine Spánnkraft übt oder Wenn der Móps mit der Wúrst übern Rínnstein spríngt). Für das Trio verwendete Strauss eine ältere Volksmelodie im Dreivierteltakt, genannt „Alter Tanz aus Wien" oder „Tinerl-Lied" (benannt nach einer damals populären Sängerin und Dudlerin). Als Radetzky nach der siegreichen Schlacht bei Custozza (1848) nach Wien zurückkehrte, sangen seine Soldaten auf der Straße dieses populäre Lied. Angeblich hörte Strauss diesen Soldatengesang und baute ihn, allerdings im Marschtakt, aber melodisch kaum verändert, in den Radetzky-Marsch ein.
....... http://www.youtube.com/watch?v=YTvn7S0mYh0&feature=related
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