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Samstag, 1. Mai
Psalm 17, 1-15
Für die Anfechtung der Glaubenden gibt es mancherlei Gründe. Pfarrer Wilhelm Busch (1897-1966) nennt fünf. 1. Anfechtung entsteht, weil ein Glaubender sich seinen Gott anders gedacht hat. Davon zeugt Hiobs Leben. Am Ende seiner Prüfungen sagt er: »Herr, jetzt weiß ich, dass ich dich vorher gar nicht richtig kannte, nur vom Hörensagen habe ich von dir gewusst, darum hatte ich falsche Vorstellungen von dir.« (Vgl. Hiob 42, 1-6.) 2. Anfechtung ist oft da, wo ein Mensch die Führung Gottes nicht versteht. So erging es Maria aus Betanien. Jesus kam nicht, obwohl er um die Krankheit ihres Bruders wusste, und als er kam, war Lazarus bereits tot. Maria verstand ihren Herrn nicht mehr, darum blieb sie in ihrer Trauer zu Hause sitzen. Ihr Vertrauen zu Jesus war erschüttert, weil sie ihn bisher nicht so erlebt hatte. Wie gerne hatte sie ihm zugehört, und sie hatte Jesus sehr lieb. Darum meinte sie auch zu wissen, wie er handeln würde. Dass seine Gedanken aber höher waren, wurde ihr zur großen Not. (Lies Joh. 11, 20. 32-37.) 3. Anfechtung kann auch darin ihren Grund haben, dass ein glaubender Mensch die Wirklichkeit des Teufels erfährt. Manchmal sieht es so aus, als habe der Satan das letzte Wort in einer Sache gesprochen. Paulus und Silas waren in Philippi gegen die Machenschaften des Feindes vorgegangen, als sie eine Frau aus seiner Knechtschaft befreiten. Danach erlebten sie den Großangriff des Feindes, und es sah eine Zeitlang so aus, als hätte er die Macht über die Diener des Herrn errungen. Welch angefochtene Stunden erlebten die beiden Männer im Gefängnis von Philippi in der größten Dunkelheit, bis sie das Dennoch des Glaubens sprachen. Mitten in der Nacht erklang das Gotteslob, und Gott offenbarte seine Macht. (Lies Apg. 16, 23-34.)
Sonntag, 2. Mai
Psalm 38, 19 4.
Anfechtung kann kommen, wenn ein Christ von sich selber enttäuscht ist, weil er immer wieder sündigt. – Superintendent Meinhold von Kammin sagte 1879 in einer Predigt in Berlin: Eine Christin kam zu mir mit den Worten: »Herr Pastor, ich bin so traurig! Je älter ich werde, desto mehr sehe ich, wie schlecht ich bin.« Ich sagte: »Dann geht’s dir wie mir, aber die Sache ist so: Unsere geistlichen Augen sind anders als unsere leiblichen. Diese werden im Alter schwächer, aber unser geistliches Gesicht wird schärfer. Daher kommt’s, dass wir auch unsere Fehler und Schwächen weit schärfer im Alter sehen als in der Jugend. So werde nur tagtäglich schlechter in deinen Augen, dann wirst du dem Heiland immer besser gefallen!« Wer aufrichtig mit Jesus lebt, lebt auch in seinem Licht. Sein Licht wärmt. Es schenkt Geborgenheit. Sein Licht schenkt uns Orientierung. Sein Licht heilt so manche Verletzung. Es wirkt Wachstum und Stärke im Glauben. Sein Licht hat aber auch enthüllenden Charakter. Es deckt meine Sünden auf: die schlechten Gedanken und Worte, die eigennützigen Motive, den pharisäerhaften Hochmut, – Sünden, die ich resigniert in mein Leben eingegliedert habe, weil sich ja scheinbar doch nichts ändert . . . Je schärfer wir uns im Licht Gottes sehen, desto erschrockener, angefochtener und auch mutloser können wir werden. Doch nun schau mit diesen deinen »scharfen« Augen deinen Herrn Jesus Christus an! Er ist auch jetzt derselbe Heiland und Herr wie am Anfang, als er dich in seine Nachfolge rief – Jesus Christus, der dich unverändert mit ewiger Liebe liebt und dir alle deine Sünden vergibt. Glaub es ihm. Eingehüllt in den Mantel seiner Vergebung und erfüllt von seiner Liebe, wirst du es lernen, Sünde loszulassen und ein Überwinder zu werden. »Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat« (Röm. 8, 37; vgl. Jes. 38, 17; Micha 7, 18. 19; 1. Joh. 1, 8 - 2, 2).
Montag, 3. Mai
Matthäus 19, 26; Lukas 1, 37 5.
Anfechtungen können auftreten, wenn ein glaubender Mensch lange auf Antwort und Hilfe seines Herrn warten muss. Wenn wir Besuch erwarten, kennen wir in der Regel die Ankunftszeit. Wenn ein Kind zur vereinbarten Zeit nicht nach Hause kommt und die Suche erfolglos bleibt, können Minuten des Hoffens und Bangens zu qualvollen Stunden anschwellen. Wenn die intensive Suche nach einem Arbeitsplatz vergeblich erscheint, wenn ein Kranker lange auf Genesung wartet, diese aber ausbleibt, kann die Resignation Einkehr halten. Wenn ein Ehepaar sich jahrelang nach Kindern sehnt, aber der Wunsch unerfüllt bleibt, kann die Hoffnung schwinden. So erging es einst Sara, Abrahams Frau. »Sara aber war unfruchtbar«, das klingt so hart, so endgültig. Und Gott? Damals glaubte man, Kinderlosigkeit sei eine Strafe von Gott für eine Schuld im eigenen Leben oder familiären Umfeld. Gott aber durchbricht solches Denken durch sein Wort: 1. Mose 12, 1-3. 7; 13, 15; 15, 5. 18. Eigenartig – man kann mit dem größten Versprechen Gottes in Anfechtungen und Versuchungen geraten, wenn die Erfüllung auf sich warten lässt. Und man kann dabei Gott ungehorsam werden. Wir lesen 1. Mose 16, 1-6. Man wartet ein Jahr, fünf Jahre, zehn Jahre . . . nichts tut sich. Abraham und Sara mussten 25 Jahre auf den verheißenen Sohn warten. Und sie lachten, als der Herr dem 99-Jährigen noch einmal sein Wort gab: 1. Mose 17, 1-8. 15-19. Gott ist größer, sein Wort ist stärker als aller Kleinmut, als alle Ungeduld und alles Versagen. Dazu 1. Mose 18, 9-14; 21, 1-7. – Gewiss, wir sind nicht Abraham oder Sara. Gott hat seine eigene Geschichte mit jedem der Seinen. Aber – er ist heute noch derselbe Herr, der er gestern war. Gott ist treu. Und seine Treue hält uns in Wartezeiten, in Anfechtungen und großen Nöten fest. Er lässt uns nicht fallen.
Dienstag, 4. Mai
Psalm 17, 5-7
Unser Glaubensleben wird immer auch von Anfechtungen begleitet. David hatte gemerkt, dass es fester Glaubensschritte bedurfte, um auf dem richtigen Weg zu bleiben. Mit unsicheren Schritten kommt man nicht wirklich vorwärts, es besteht eher die Gefahr zu fallen. Darauf hofften die Feinde Davids. »Es ist schwer, ein Licht brennend zu erhalten, wenn viele Neider es ausblasen wollen« (C. H. Spurgeon). Doch David wandte sich in seiner Not an die richtige Adresse: Er rief zu Gott. (Lies Ps. 50, 15; 56, 4-14.) David wollte Gott nicht davonlaufen, als er angefochten war, im Gegenteil, er barg sich vertrauensvoll bei seinem Retter. Auch wir können dasselbe tun; denn Anfechtung ist die Kehrseite des wirklichen Vertrauens. Echten Glauben ohne Anfechtungen gibt es nicht. Aber sie sollte nie zum Dauerzustand werden, sondern nur der Übergang zu neuer Glaubensgewissheit sein. Das wusste David. Er kannte ja den guten Hirten, den Hüter, der nicht schläft und nicht schlummert und der seinen Fuß nicht gleiten lässt, der selbst durchs dunkle Tal, durchs Tal der Todesschatten, mitgeht. So treu wacht Gott über seinen Kindern. Darum konnte David seine Bitten mit Erhörungs- Gewissheit aussprechen: »Du wirst hören.« David hatte nicht in sich, sondern in Gott seinen Halt. Wie leicht wankt und gleitet der Fuß eines Gläubigen auf dem Weg durch diese Welt: Unter uns ein spiegelglatter Boden und die Gefahr hinzufallen, um uns her ein listiger Feind, in uns eine arge Natur, ein unzuverlässiges Herz. Doch über allen diesen Gefahren und Schwachheiten steht die Verheißung für den Glaubenden: Wenn es auch der Feind darauf abgesehen hat, wenn du auch selbst dir deiner Schwachheit bewusst bist, wird der Herr nicht zulassen, dass du fällst, er ist dein Hüter. (Lies Ps. 28, 7; 1. Mose 28, 15; 2. Tim. 1, 12.)
Mittwoch, 5. Mai
1. Petrus 2, 21; Psalm 17, 5
David hatte den großen Wunsch, seinen Weg trotz aller Anfeindungen gewiss und froh zu gehen. Darum seine Bitte: Senke meine Schritte in deine Fußstapfen, damit ich sicher gehen kann. In deiner Spur will ich gehen, dir nach. David wusste: Wenn ich in Gottes Spur bin, ist mein Gehen ein sicheres Gehen. Manche übersetzen Vers 5: »Meine Schritte halten sich an den Weg deiner Gebote.« Auf diesem Weg schenkt der Herr uns sicheren Halt – selbst in einem unwegsamen Gelände. Gott ebnet Wege, indem er uns sein Wort gibt. Im Neuen Testament lernen wir das menschgewordene Wort, Jesus Christus, kennen (Joh. 1, 1. 2. 14). Er ruft uns durch sein Wort in seine Nachfolge, und er hält uns durch sein Wort in seiner Nähe. »Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir.« David betet: »Auf das Wort deiner Lippen habe ich sorgsam geachtet« (Joh. 10, 27; Ps. 17, 4). Es geht darum, zu hören und zu tun, was das Wort Gottes uns sagt. Können wir seine Gebote überhaupt halten, wie Jesus sie etwa in der Bergpredigt aufgegriffen hat? Wie viele andere Menschen hat der junge Fritz Binde (1867-1921) gemeint, dass er das könne. Er hatte zur Zeit seiner Konfirmation Entscheidendes mit Jesus Christus erlebt. Fritz wollte ihm von ganzem Herzen nachfolgen. In einem Bericht über diese Zeit heißt es, dass der Junge überglücklich war, sein Herz brannte vor Liebe zu Gott und zu den Menschen. Den Eltern und Mitkonfirmanden fiel in der Folgezeit sein verändertes Verhalten auf. Denen, die er zuvor verachtet und gehasst hatte, suchte er nun ein freundliches Wort zu sagen oder eine Gefälligkeit zu erweisen. Sein Vater sagte: »Der Junge ist völlig umgewandelt.« Spürt man es uns ab, dass wir das Wichtigste und Schönste, das es gibt, erlebt haben? Wenn das Verhältnis mit Gott in Ordnung ist, dann ändert sich auch das Verhalten. (Lies 1. Tim. 4, 12; 1. Petr. 1, 18.)
Donnerstag, 6. Mai
Römer 7, 23
Der Glaube des jungen Fritz Binde wurde bald hart auf die Probe gestellt. Der Vater war wieder einmal im Wirtshaus, und die Mutter saß mit verweinten Augen am Tisch. Fritz versuchte, sie zu trösten: »Sorg dich nicht, der Heiland hilft uns. Ich will es dir zeigen.« Er holte seinen Konfirmationsspruch herbei und las ihr die Stelle aus Hebräer 10, 22. 23 vor. » . . . Lasst uns halten am Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken, denn er ist treu, der sie verheißen hat.« Als der Vater ins Zimmer trat, schaute er seinen Sohn zornig an, und als die Mutter seinen Zorn bittend abwehren wollte, fasste der Vater ganz aufgebracht so heftig um das Handgelenk der Mutter, dass ihr ein Schmerzensschrei entfuhr. Fritz Binde erzählt: »Ich weiß nicht, wie es kam, meine Hand griff nach dem Messer, das den ganzen Abend schon auf dem Tisch gelegen hatte. Die Mutter schrie entsetzt auf, da erst sah es der Vater, er wurde sehr zornig, unsere Augen rangen miteinander, dann stürzte ich, den Konfirmations-Spruch in der einen und das Messer in der anderen Hand, aus dem Zimmer.« Dieser unselige Zwischenfall vernichtete mit einem Mal allen Glauben im Herzen des jungen Mannes. Er selber sagte als Erwachsener zu einem Freund: »Weißt du, ich quälte mich halt so, immer so ein Nachsinnen über Gott und die Bibel und über unsere Konfirmation und was man tun müsse, um ganz wahr und gut zu werden.« Dann folgte eine schlimme Zeit. Auf seiner leidenschaftlichen Suche nach Wahrheit wurde er Freidenker, Sozialist, Anarchist . . . Fritz Binde war ganz aus der Spur des Glaubens an Jesus geraten und kam doch nicht von ihm los. Er meinte, die Gebote halten zu können; er wollte »ganz wahr und gut sein« und musste feststellen, dass er es nicht vermochte. (Lies Röm. 7, 8-25.)
Freitag, 7. Mai
Galater 3, 1-5. 11-13; 2, 19. 20
Solange wir versuchen, aus eigener Kraft den Willen Gottes zu tun, kommen wir immer wieder an den Punkt, an dem wir mit Paulus bekennen müssen: »Ich elender Mensch«. Je mehr der Gläubige »ganz wahr und gut sein« und die Gebote Gottes erfüllen will, desto härter erleidet er, dass er es nicht kann. Es ist ein ständiges Auf und Ab, Aufstehen und Fallen, neue Vorsätze, dann wieder die Niederlage. So wird das Christenleben zu einem verzweifelten Kampf und »Krampf«. Wie kann uns geholfen werden? Wir dürfen dem Herrn unseren Bankrott erklären. Das ist hart, aber befreiend. Dann blicken wir auf Jesus. Er hat alle Gebote vollkommen gehalten. Und er weiß, dass wir es nicht können. Trotzdem achtet er uns als solche, die den Willen Gottes erfüllen. Wenn wir »in Christus« sind, sieht Gott uns so, »als hätten wir allen Gehorsam vollbracht, den sein Sohn geleistet hat« (M. Luther). Sein heiliges und reines Leben sieht Gott als unser Leben an, die Gebote sind für uns durch Christus erfüllt worden. Am Kreuz geschah das Wunder, dass Jesus einen »Kleidertausch« vornahm. Das geschenkte Kleid der Gerechtigkeit dürfen wir Sünder tragen. In uns selbst sind wir unvollkommen, aber »in Jesus« sind wir vollkommen gerecht, wir sind eingehüllt in »den Mantel der Gerechtigkeit«. (Vgl. Jes. 61, 10; 1. Kor. 1, 30.) – Der Herr hat aber noch mehr für uns getan. Wir sind nicht nur »in Christus«, Christus ist auch »in uns«. Durch den Heiligen Geist hat er sich unser Leben zur Wohnung genommen. Hier will er an uns, mit uns und durch uns wirken. Hier lehrt er uns, auf sein Wort zu hören und seinen Willen in seiner Kraft zu tun. (Vgl. Gal. 5, 16-26.)
Samstag, 8. Mai
Römer 5, 1
Wenn wir durch Christus vollkommen gerecht gemacht sind, brauchen wir dann die Gebote? Ja! Aber mit einer neuen Bedeutung. »Manchen Christen erscheint es zu kühn, ihr ganzes Leben auf Christus allein zu bauen. Es war immer wieder der Versuch der Christenheit, selbst wieder ›Synagoge‹ zu werden (Erlangen der Gerechtigkeit durch gute Werke) . . . Dass hier ein geheimes Misstrauen gegen Jesus Christus und seine Vollkommenheit vorlag, wurde diesen Christen nicht bewusst. Die Botschaft des Neuen Testaments sieht in Jesus selbst die totale Gabe Gottes, die alles in sich schließt, was ein Mensch braucht, um vor Gott gerecht zu werden und das neue Leben zu leben. Paulus schreibt an die Christen: ›Das Gesetz ist dazwischen hineingekommen.‹ Nur für eine bestimmte Zeit hat Gott diesen Weg eingeschlagen, der durch das Wort ›Gesetz‹ charakterisiert ist. Es ist eine Zwischenperiode, die von Mose bis Christus reicht. Mit Jesus ist sie beendet. Mit ihm hat in der Geschichte Gottes eine neue Epoche begonnen, die von der Gnade bestimmt ist. Das Gesetz kann die Probleme unseres Lebens nicht lösen, es kann unsere Beziehung zu Gott nicht auf eine neue Grundlage stellen. Das war auch nicht der Plan Gottes, als er am Sinai sein Gesetz enthüllte. Das Gottesgesetz, vollends in der Auslegung der Bergpredigt, ist wie ein Scheinwerfer. Ehe dieser Scheinwerfer Gottes uns erreicht, wissen wir nichts von den Übertretungen des Willens Gottes. Wenn wir aber in seinen Lichtkegel kommen, wird unsere Sünde deutlich. Dann können wir uns nicht mehr entschuldigen. Das ist die Aufgabe der Gebote, die Gott gegeben hat. Durch sie sollen die Übertretungen sichtbar werden. Das Gottesgesetz stellt keine Hilfe und Rettung dar, sondern es verurteilt uns. Gesetz tötet, nur die Gnade heilt und rettet« (E. Schnepel). (Lies Röm. 3, 20; 5, 20; 7, 7; Gal. 3, 19. 23-27; 1. Kor. 15, 56b; Eph. 2, 5. 8. 9.)
Sonntag, 9. Mai
Johannes 10, 10b; 1, 16
»Mit dem Kommen des Herrn Jesus Christus war die Epoche, die durch das Gesetz bestimmt war, abgeschlossen. Sie hatte die große Aufgabe, auf Jesus vorzubereiten. Ohne den Dienst des Gesetzes, der die Sünde in ihrer vollen Gestalt sichtbar machte, hätte niemand verstehen können, warum ein Erlöser nötig sei und warum Jesus den Weg zum Kreuz gehen musste. Es war eine große Aufgabe, die das Gesetz hatte, es sollte reif für die Gnade machen. Es war ein Pädagoge erster Ordnung, der auf Christus hinleitete (Gal. 3, 24). Diese große Aufgabe hat das Gottesgesetz bis heute. Es will das Gewissen schärfen und die Scheinwerfer Gottes auf die Sünde in unserem Leben richten, damit wir unsere wirkliche Lage sehen und für Jesus und für die Gnade offen werden. Aber wirklich helfen kann das Gesetz heute ebenso wenig wie früher. Jesus ist die große Gabe Gottes, und in seiner Person ist die Gnade Gottes überströmend geworden. Aus seiner Fülle dürfen wir Gnade um Gnade nehmen. Die Gnade verdammt nicht, sie richtet nicht, sie richtet in wunderbarer Weise auf, wie der Baumeister und der Zimmermann, die ein Haus richten. Wenn ein Mensch zu Jesus findet, darf wirklich ein Richtfest gefeiert werden. Die Gnade hat damit ein Menschenleben grundsätzlich ins Lot gebracht, auch wenn ihm noch viel Altes anhaftet. Sie bringt auch ein ganz verfahrenes Leben ins Lot. Gott zwingt aber keinen Menschen, die Gnade anzunehmen. Jeder kann die Entscheidung treffen, ob er in der Todessituation bleiben will oder ob er sein Leben im Glauben mit Jesus zusammenschließt und damit an allem Anteil hat, was die Erlösung auf Golgatha brachte. Das neue Volk Gottes hat nur Freiwillige« (E. Schnepel). (Lies Matth. 7, 13. 14; Joh. 14, 6; 2. Petr. 3, 9.)
Montag, 10. Mai
Römer 4, 18-21
Gott schenkt uns seine Verheißungen, die uns helfen wollen, sichere Glaubensschritte in seiner Spur zu gehen. Denken wir noch einmal an Abraham zurück. »Er hat da, wo nichts zu hoffen war, gemäß der Zusage Gottes geglaubt. « Bei Abraham sehen wir, dass »Glaube eigentlich erst da beginnt, wo aller Grund vorhanden scheint, ihn aufzugeben« (W. de Boor). Abraham glaubte. Er wusste: Was Gott verheißen hat, das kann er auch tun. Der Herr hatte ihm Nachkommen versprochen, aber da war das beklemmende Unmöglich. Dachte er an seinen fast hundertjährigen Leib – Vater werden? Unmöglich! Dachte er an Sara – Mutter werden? Unmöglich! Abraham hätte sagen können: Das ist aussichtslos! Punkt. Er hätte vollständig hoffnungsund glaubenslos den Verheißungen Gottes gegenüberstehen können. Doch wir lesen von ihm: Er wurde nicht schwach im Glauben. Gott hatte ihm Nachkommen verheißen, Gott würde auch Nachkommen schenken. Gott kann! Wo alle Menschenkunst und Weisheit versagt, kann Gott immer noch. Er kann alles, nur eines kann er nicht, er kann die nicht enttäuschen, die ihm vertrauen, die mit ihm rechnen. Gott ist uneingeschränkt zuverlässig. Die Verheißungen Gottes in seinem Wort sind Zusagen, auf die wir uns verlassen können. Wir sind darum immer wieder in die Entscheidung gestellt, verheißungsorientiert und nicht problemorientiert zu leben. Glauben wir in unserer derzeitigen Situation, dass Gott kann? »Es ist nicht gut, von Gottes Möglichkeiten gering zu denken« (H. Lamparter). (Lies Hiob 42, 2; Jer. 32, 17. 27; Sach. 8, 6; Luk. 1, 5-20. 57-64.) Zum Weiterdenken: »Wir rechnen nicht mehr mit uns selbst, wir rechnen allein mit Christus. Das ganze Christentum besteht darin, dass du es wagst, dein Leben ganz in die Hand des Herrn Jesus Christus zu legen« (G. Steinberger).
Dienstag, 11. Mai
Johannes 15, 14-17; 1. Johannes 4, 19
Tun, was Jesus uns gebietet – schwingt hier die Härte des Gesetzes oder die Freiheit des Evangeliums mit? Lesen wir den Tagesabschnitt vom 7. Mai noch einmal. Die tiefe Verbundenheit mit Jesus, der in unserem Leben Wohnung genommen hat, die große Liebe, mit der er uns zuerst geliebt hat, ist die Kraft, auf sein Wort zu hören und diesem zu gehorchen. Dann erweisen wir uns als seine »Freunde«. Hier wird deutlich, dass das eigentliche Motiv, Gottes Wort ernst zu nehmen und es auf unser Leben zu übertragen, Vertrauen und Liebe ist. Gehorsam aus Liebe. Gehorsam aus Vertrauen. Welch ein Programm! In der von Liebe bestimmten Verbindung zu Jesus wächst geistliche Frucht. Er hat uns dazu erwählt, dass wir »hingehen«, uns immer wieder vertrauensvoll auf den Weg des Gehorsams machen, und reiche Frucht tragen, Frucht, die Bestand hat. »Die Jünger des Herrn werden in Bewegung gesetzt. Das ›Hingehen‹ gehört wesenhaft zu ihrem Leben als Jünger. Nur im ›Hingehen‹ kommen sie zu dieser ›Frucht‹, die ihr Leben aufweisen soll. ›Frucht‹ ist hier ganz eindeutig die Gewinnung von Menschen für Jesus. Dies Wort ist der ›Missionsbefehl‹, wie ihn Johannes in diesem letzten Gespräch des Herrn mit seinen Jüngern gehört hat . . . Diesen wunderbaren Beruf, der unserm Leben Ewigkeitswert verleiht, haben natürlich nicht nur die sogenannten ›Reichsgottesarbeiter‹, sondern alle Jünger von Jesus. Schon ein Kind, das selber Eigentum des Herrn wurde, kann ihn ausüben und übt ihn aus im Beten und im Herzuholen anderer Kinder. (Vgl. Joh. 17, 20; Matth. 28, 19. 20; Mark. 16, 15.) Eine unbewegliche Christenheit, die nur still sitzen und hören will, muss das neu beachten. Es war die Kraft Herrnhuts, dass so viele Glieder dieser kleinen Gemeinde ›hingingen‹ und Frucht trugen« (W. de Boor).
Mittwoch, 12. Mai
Psalm 17, 4-7; 18, 37; 37, 23
Denken wir noch einmal an David und seine notvolle Situation. Er ist entschlossen, seine Schritte in Gottes Spuren einzusenken und ihnen zu folgen. Wünschen wir uns wie David, dass es vorwärtsgeht? Wir haben festgestellt, dass unser Herr dafür die Voraussetzungen geschaffen hat. Er hat alles getan, dass wir sichere Schritte in seiner Spur tun können. Wir haben seine Wegmarkierungen in seinem Wort, und er selber wirkt in und durch uns ein Leben, das sich an seinen Maßstäben orientiert. Der Herr hat es möglich gemacht, dass wir in ihm geborgen sind und durch ihn entlastet werden, denn er wirkt in uns das Wollen und das Vollbringen (Phil. 2, 13). Geben wir ihm für sein Wirken freien Raum in unserem Herzen? »Wohl denen, in deren Herzen gebahnte Wege sind« (Ps. 84, 6 nach E. Schlachter). Für Gottes Wirken in uns ist es von entscheidender Bedeutung, ob Hindernisse weggeräumt werden. Die größten Hindernisse sind die Aktionen, die unser »dickes Ich« veranstaltet. Wir streiten gegeneinander, beneiden einander. Wir reden schlecht übereinander und manövrieren uns selber geschickt in den Mittelpunkt. Wir sind zu stolz, um Vergebung zu bitten. Wir sind beleidigt, verziehen uns in den Schmollwinkel, tragen nach. Unsere »Stille Zeit« ist schon lange nicht mehr »still« und »Zeit« ist auch nicht mehr vorhanden. Internet, Fernsehen, der ganze Medienrummel oder auch der fromme Aktivismus sind wichtiger geworden als die Pflege des geistlichen Lebens. – Ob uns bewusst ist, dass wir dadurch unseren Herrn an die Wand drücken? Wir beleidigen ihn, wenn wir unser »dickes Ich« pflegen, anstatt Hindernisse mit seiner Hilfe und in seiner Kraft auszuräumen und immer wieder zu überwinden. Denn wir haben einen Herrn, der uns liebt und uns in seiner Liebe erneuert. (Lies Röm. 12, 1. 2; Eph. 4, 22-32; Kol. 3, 8-10; 1. Petr. 1, 1-3.)
Donnerstag, 13. Mai , Himmelfahrt
LUKAS 24, 44-49; HEBRÄER 2, 9
Es ist besonders wichtig zu verstehen, dass das Lebenswerk des Herrn Jesus Christus nicht mit dem Kreuz seinen Abschluss fand. Mit seiner Auferstehung und Himmelfahrt, mit der Ausgießung des Heiligen Geistes setzt er sein Wirken vom Himmel her fort! Da er sich zur rechten Hand Gottes gesetzt hat, sollen seine Jünger hier in der Welt sein Werk fortsetzen, seine Zeugen sein! Um sie für diese bedeutungsvolle Aufgabe auszurüsten, musste ihnen das Alte Testament in neuer Weise erschlossen werden, ihr Erkenntnisvermögen musste von Gott inspiriert werden, um sein Wort zu verstehen. Erst als die Jünger die Macht des Heiligen Geistes von oben besaßen, sollte die Stunde ihres Auftrags anbrechen. (Vgl. Apg. 1, 8.) Deshalb kehrte der auferstandene Herr zum Himmel zurück, um von dort aus die Gabe des Geistes über die Jünger auszuschütten, wie er es ihnen verheißen hatte: »Es ist euch nützlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, wird der Fürsprecher (Tröster, Berater) nicht zu euch kommen. Wenn ich aber hingehe, werde ich ihn euch senden. Und wenn er gekommen ist, wird er die Welt überführen.« »Wenn aber der Fürsprecher gekommen ist, den ich euch vom Vater senden werde, den Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, so wird er von mir zeugen« (Joh. 16, 7. 8; 15, 26; lies Joh. 14, 26; 16, 7-14). Schon durch Jesaja hatte Gott verheißen: »Ich will Wasser gießen auf das Durstige und Bäche auf das Trockene. Meinen Geist will ich ausgießen auf deine Nachkommen und meine Segnungen auf deine Sprösslinge. « Wenn der Geist ausgegossen wird aus der Höhe, »dann wird die Wüste zum Fruchtgefilde werden« (Jes. 44, 3; vgl. Jes. 41, 17. 18; Hes. 34, 26; Offb. 21, 6. 7; 22, 17).
Freitag, 14. Mai
LUKAS 22, 69; 24, 50. 51; Apostelgeschichte 7, 55. 56
Die Himmelfahrt des Herrn Jesus Christus ist ein Ereignis, auf das die Apostel Petrus und Paulus immer wieder zurückgreifen. (Lies Phil. 2, 9-11; 1. Tim. 3, 16; 1. Petr. 3, 22.) Wurde der Herr bei den Erscheinungen vor seinen Jüngern während der vierzig Tage nach Ostern immer wieder plötzlich unsichtbar (vgl. Luk. 24, 31), so schied er diesmal ganz sichtbar von ihnen. Er sprach Abschiedsworte (Luk. 24, 51), und »indem er sie segnete, wurde er emporgehoben vor ihren Augen, und eine Wolke nahm ihn hinweg zum Himmel«! Was Jesus angekündigt hatte: »Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott!«, das erfüllte sich nun. »Wir sehen Jesus, der für kurze Zeit in seinem Todesleiden unter die Engel erniedrigt war, nunmehr mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, nachdem er durch Gottes Gnade für alle den Tod geschmeckt hat!« (Lies Hebr. 1, 3; 2, 7-9; 8, 1; 10, 12; Ps. 110, 1. 2.) Aus Apostelgeschichte 1, 9-12 erfahren wir, dass der in den Himmel aufgenommene Herr »wiederkommen wird, wie ihr ihn habt zum Himmel auffahren sehen«. Derselbe Herr, der nach vollbrachtem Erlösungswerk siegreich zum Himmel auffuhr, hat uns seine Rückkehr in Aussicht gestellt, um auch uns in die himmlische Herrlichkeit zu holen. (Lies 1. Kor. 15, 51-53; 1. Thess. 1, 9. 10; 4, 13-18.) – »Mit großer Freude« – wörtlich mit »Mega-Freude« – kehrten die Jünger nach Jerusalem zurück (Luk. 24, 52). Obwohl sie ihren Herrn nicht mehr sehen konnten, wussten sie sich dennoch in Liebe mit ihm verbunden (Joh. 14, 28). Die Tatsache, dass er in seine Herrlichkeit eingegangen war, erfüllte ihre Herzen mit riesengroßer Freude. Dazu kam die Erwartung des Heiligen Geistes, dessen Kommen Jesus ihnen versichert hatte, und zugleich die Freude auf seine Wiederkunft. »Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und mit Frieden im Glauben, dass ihr überströmt in der Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes« (Röm. 15, 13)!
Daniel – Mit Gott leben in einer Welt ohne Gott
Samstag, 15. Mai
1. Mose 5, 22; 6, 9; DANIEL 6, 4. 5
Daniels Leben ist eine faszinierende Geschichte. Uns ist sie deshalb so interessant und anziehend, weil sie die Möglichkeit eines Lebens mit Gott zeigt in einer Welt, die von Gott nichts wissen will. Von zwei anderen Männern der Bibel, die in einer ebenso gottentfremdeten Zeit lebten wie Daniel, sagt Gott: »Noah war ein gerechter, vollkommener Mann unter seinen Zeitgenossen!« Und drei Generationen vor Noah heißt es: »Henoch wandelte mit Gott.« Befassen wir uns zunächst mit diesen beiden Männern: Henoch und Noah waren auffallend anders als die meisten ihrer Zeitgenossen. Sie lebten mit Gott. Ihr Lebenswandel orientierte sich an ihm. (Lies 1. Mose 5, 21-24; 6, 8. 9.) Dieses Leben mit Gott war kein Spaziergang, sondern ein geistlicher Kampf. Gewalttätigkeiten und sexuelle Gier prägten schon die damalige Welt. (Vgl. 1. Mose 4, 19. 23. 24; 6, 1. 2.) Hier sind Gott- Vertrauen, Geradlinigkeit, Treue und das Hören auf den Gott, der redet, gefragt. Wie sonst hätten sie in den Versuchungen standhalten können? Henoch und Noah gingen in derselben Richtung vorwärts wie Gott! Sie lebten in Übereinstimmung mit ihm. Sie vertrauten dem Herrn, und sie besaßen das Vertrauen Gottes. Gegenseitiges Vertrauen ist notwendig zu einer hilfreichen Weg-Gemeinschaft. – Henoch und Noah gingen Schritt für Schritt mit Gott! Und der Herr führte jeden nach seinem Plan. Von Henoch heißt es: Weil er mit Gott lebte, nahm Gott ihn zu sich in den Himmel. Henoch musste nicht sterben. Er war plötzlich nicht mehr da. Noah hingegen sollte ein großes Schiff bauen. In tiefem Vertrauen befolgte Noah die Anweisungen Gottes, obwohl von der angekündigten Katastrophe noch nichts zu sehen war. Er gehorchte Gott und baute die Arche. So wurde er mit seiner ganzen Familie gerettet. (Lies Hebr. 11, 5-7.)
Sonntag, 16. Mai
1. MOSE 6, 1-12; Prediger 9, 3b
Wir wollen die Zeit, in der diese Männer des Glaubens lebten, noch etwas genauer anschauen. Die kurzen Sätze des biblischen Berichts über die Zeit Noahs sind fast überladen mit Worten, die die Tiefe der menschlichen Bosheit ausdrücken sollen. Die Menschen auf der Erde waren völlig verdorben. Alles, was aus ihrem Herzen kam, ihr ganzes Denken und Planen, war durch und durch böse. Haben wir schon einmal darüber nachgedacht, was damit gesagt wird? Alles – nur böse – den ganzen Tag! So sah die Zeit aus, in der Noah lebte, so etwa sah auch die Zeit aus, in der Henoch lebte und Jahrhunderte später Daniel. Es ist bemerkenswert, dass sogar unser Herr Jesus Christus sich in seiner Rede über die Endzeit auf die Zeit Noahs bezieht: Wir lesen Matthäus 24, 37-39. Das Leben verläuft wie immer: essen, trinken, heiraten, sich heiraten lassen . . . aber alles geschieht unter dem Vorzeichen »wie in den Tagen Noahs« – so katastrophal böse. Und inmitten der unheilvollen Verhältnissen lebte Noah mit Gott in einer vertrauensvollen Beziehung. Sie war auch von Ehrfurcht vor Gott geprägt. Denn der Ehrfürchtige achtet sorgfältig auf das Wort Gottes und darauf, den Herrn nicht durch Ungehorsam zu kränken. »Wie wird ein ( junger) Mann seinen Weg unsträflich gehen? Wenn er sich hält an deine Worte« (Ps. 119, 9; lies bis Vers 16; 2. Kor. 6, 14-18). Wenn es von Noah heißt, »er war ein frommer Mann und ohne Tadel«, bedeutet dies nicht, dass er perfekt war. Auch Noah war von Haus aus ein Sünder. Aber er wusste und erlebte, was »Gnade« ist. Gott hatte Noah mitgeteilt, dass er die Welt richtet, weil sie ihn verworfen hat. Doch wer sich an Gott wendet und sich ihm anvertraut, der findet Gnade – Gottes Güte und Erbarmen.
Montag, 17. Mai
2. Chronik 36, 5-7; DANIEL 1, 1-16; PSALM 119, 30
König Nebukadnezar befahl Aschpenas, dem Obersten seiner Hofbeamten, junge Israeliten aus dem judäischen Königshaus und den vornehmen Familien für ihn auszuwählen. – Mitten in einer fremden Kultur, in der verführerischen Atmosphäre des Hofes, in einem gottfernen Land, halten Daniel und seine Freunde Gott die Treue. Sie machen es wie Henoch und Noah, sie leben mit Gott in einer gottlosen Welt: dort, wo der Gläubige von den raffiniertesten Versuchungen bedrängt wird. Es ist so viel leichter, mit dem Strom zu schwimmen, sich unkritisch an den Zeitgeist und weltlichen Lebensstil anzupassen statt zu widerstehen. Es kostet Mut und Entschlossenheit, in der Nähe Gottes zu bleiben. Denn die Welt findet in unserem sündigen Wesen einen Partner. Doch wenn Jesus durch den Heiligen Geist in uns lebt, haben wir Widerstandskraft. »Kinder, ihr seid von Gott und habt jene überwunden; denn der in euch ist, ist größer als der, der in der Welt ist« (1. Joh. 4, 4; vgl. 1. Joh. 2, 15-17; 2. Tim. 1, 7). Der Schlüssel zu Daniels Haltung liegt in der Tatsache, dass »ein überragender (außergewöhnlicher) Geist in ihm« war (Dan. 6, 4), wie wir ihn auch bei Henoch und Noah finden. Nicht das sündhafte natürliche Wesen, sondern der Geist Gottes hat die Regie. (Vgl. Röm. 8, 14; Gal. 5, 16.) Von Anfang an setzten Daniel und seine Freunde markante Zeichen. Leckerbissen und Wein von des Königs Tafel bedeuteten für sie eine kultische Verunreinigung. Daniel ging es in allem um die Übereinstimmung mit dem, was er als Weisung Gottes für sein Leben erkannt hatte. Wie erkennen wir nun die Herrschaft des Geistes in Daniels Leben? Wir möchten vier Punkte hervorheben:
1. Daniel – ein Mann des Entschlusses
2. Daniel – ein Mann des Gebets
3. Er hat einen klaren Durchblick
4. Er hat Vollmacht
Dienstag, 18. Mai
DANIEL 1, 3-8; PSALM 119, 111. 112
1. Daniel – ein Mann des Entschlusses.
Kaum ist Daniel am Hof, dem Ort seiner Erprobung, angekommen, lesen wir von ihm: »Er nahm sich in seinem Herzen vor . . . « (V. 8). Das ist eine sehr wichtige Entscheidung! Viele geraten auf abschüssige und falsche Wege, weil sie nicht klar Stellung beziehen. Erkennen wir eine Situation als gefährlich, dürfen wir die Entscheidung nicht hinausschieben, sonst ist der Kompromiss schon geschlossen, und wenn wir nicht aufmerksam sind, geht es ziemlich schnell abwärts. (Vgl. 2. Chron. 18, 1-3. 28-32; 19, 2; 20, 35-37.) Sicher wollten viele in jenen Tagen ihren Weg mit Gott gehen, aber sie schoben die Entscheidung, Gott treu zu bleiben, immer wieder hinaus, und so passten sie sich der Masse an. Sie hielten zwar an ihrer Erwählung fest, sie hielten fest am Gesetz, aber sie lebten ihr Leben in Wirklichkeit ohne die tiefe Geborgenheit in Gott. – Daniels Lebensbotschaft sprach eine deutliche Sprache. Wir wollen auf sie hören: »Bleibe fest wie Daniel, stehst du auch allein; wag es treu vor aller Welt, Gottes Kind zu sein« (P. Bliß). Diese einfachen Verse geben einen maßgeblichen Hinweis, vor allem für junge Menschen, die am Anfang ihres Lebens stehen. Die Entscheidung für ein bestimmtes Lebensziel ist grundlegend wichtig! Sie gibt uns einen festen Stand in den Stürmen des Lebens, sie schafft die Ausgangsbasis am Tag des Kampfes. Auf jeder Etappe unseres Lebensweges wirkt es sich aus, wenn wir uns entschlossen einem bestimmten Ziel hingegeben haben. Wenn die Entscheidung dafür getroffen ist, sind wir dem Sieg ein gutes Stück näher. Die Entscheidung ist zwar noch nicht alles. Aber eines ist gewiss: Ohne einen entschlossenen Anfang ist das Ziel nicht zu erreichen. (Vgl. Hebr. 11, 8-10; Jos. 24, 15.)
Mittwoch, 19. Mai
DANIEL 1, 8-13; APOSTELGESCHICHTE 11, 23
Die Hauptsache im Leben eines Menschen ist die Klärung der innersten und tiefsten Fragen. Jedem Leben liegt ein bestimmter Gedanke Gottes zugrunde. Jedes Leben hat seine persönliche Bestimmung von Gott her. Daniel erkannte sie und stellte sich dazu. Er hörte und gehorchte. Es machte ihm wenig Eindruck, was die hohen Herrschaften um ihn herum über ihn sprachen, was seine Volksgenossen auszusetzen hatten. Manche Menschen haben eine Menge guter Vorsätze, eine Menge schöner Pläne, aber kein Lebensziel, das dem Plan Gottes entspricht, dem sie sich verschrieben haben. Mose zeigte dem Volk Gottes, wie viel von seiner Entscheidung abhing: »Das Leben und den Tod habe ich dir vorgelegt, den Segen und den Fluch! So wähle das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen, indem du den Herrn, deinen Gott, liebst und seiner Stimme gehorchst und ihm anhängst. Denn das ist dein Leben!« (5. Mose 30, 19. 20a). – Elia trat vor das Volk Gottes hin und sprach: »Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten? Wenn der Herr Gott ist, so wandelt ihm nach; wenn aber der Baal, so wandelt ihm nach!« (1. Kön. 18, 21). – Ebenso stellte Jesus seine Jünger vor die Entscheidung: »Wollt ihr auch weggehen?« Ihr könnt es! Ich zwinge euch nicht zu bleiben. Aber es ist mir wichtig, dass ihr euch jetzt eindeutig erklärt. Da stand einer auf und machte sich zum Sprecher für alle: »Herr, wohin sollen wir gehen? Denn du hast Worte des ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, dass du bist der Heilige Gottes« (Joh. 6, 68. 69; vgl. Matth. 16, 16). Welche Entscheidung treffen wir? (Lies Luk. 9, 57-62; Matth. 10, 37-39.)
Donnerstag, 20. Mai
DANIEL 1, 8-13; EPHESER 5, 10. 11
Daniels Entschluss betraf an sich etwas Alltägliches, aber es ging ihm bei seiner Entscheidung um Gott. Fragen wir zunächst: Was beschäftigte diese jungen hebräischen Männer am chaldäischen Hof? Der König selber hatte für Daniel und seine Freunde die Speisekarte zusammengestellt – alles vom Feinsten. Es war klar, dass sie sich nach seiner Anweisung zu richten hatten. Daniel hingegen wollte nicht von des Königs Tafelkost essen und nicht des Königs Wein trinken. Aber worin bestand der Grund seiner Weigerung? Warum bat er: »Lass uns Gemüse zu essen und Wasser zu trinken geben« (V. 12)? Daniel hatte sich fest vorgenommen, niemals von der Speise des Königs zu essen und von seinem Wein zu trinken, damit »er sich nicht unrein machte«. Es ging Daniel nicht um vegetarische Grundsätze, wenn er nur Pflanzenkost essen und Wasser trinken wollte. Daniels Befürchtung, sich kultisch unrein zu machen, hatte zwei Gründe: Die Nahrungsvorschriften des Gesetzes erlaubten den Israeliten bestimmte Speisen nicht; und bei Fleisch und Wein waren immer heidnische Opferbräuche und damit fremde Götter im Spiel. Daniel war in seinem Herzen entschlossen, den Bestimmungen Gottes gehorsam zu sein. Er ließ nicht zu, dass Menschenfurcht, falsche Höflichkeit oder weichliche Nachgiebigkeit seinen Entschluss kippen durften. Er war ein Mann mit einem außergewöhnlichen Geist, der von Gott stammte. Daniel gehörte dem einen, wahren und ewigen Gott. Und er hatte beschlossen, sich nicht »unrein« zu machen. »Bewahre mich, o Gott, denn ich traue auf dich«, sagt David (Ps. 16, 1; lies Ps. 17, 8). Daniel war entschlossen, Gott treu zu bleiben. »Den Weg der Treue habe ich erwählt, ich habe vor mich gestellt deine Bestimmungen« (Ps. 119, 30). Und diese innere Haltung wirkte sich aus als Absonderung von heidnischen Einflüssen, obwohl Ausbildung und Leben am Königshof anderes verlangten. Dass Daniel von Anfang an einen klaren Standpunkt einnahm, war die Voraussetzung dafür, dass er stark und siegreich durch die kommenden Tage gehen konnte. In einer so versuchungsreichen Welt muss jeder Einzelne seinen Entschluss festgemacht haben, Jesus die Treue zu halten, mit ihm zu gehen, und nach seinem Willen zu fragen, um ihn zu tun! Das ist eine grundlegende Entscheidung, die unser ganzes Leben ordnet. (Lies Ps. 119, 133; Spr. 4, 23-27; 2. Joh. 4.)
Freitag, 21. Mai
DANIEL 1, 8; APOSTELGESCHICHTE 4, 12
»Daniel hatte sich in seinem Herzen vorgenommen, sich nicht unrein zu machen.« Unsere heutige Zeit mag verwirrender und vielfältiger sein in ihren Versuchungen, raffinierter und heimtückischer in ihren Methoden, die Menschen ins Verderben zu ziehen. Das wahre Leben jedoch ist für uns alle einfacher zu ergreifen als damals. Es geht bei uns um die Entscheidung für eine Person, für Jesus Christus, der »in die Welt gekommen ist, um zu suchen und zu retten, was verloren ist« (Luk. 19, 10). Er spricht: »Ich bin die Tür!« Die Tür zum verschlossenen Paradies, nach dem du immer schon eine Sehnsucht im Herzen trägst, die Tür zu einem Leben mit Gott, die Tür zum Himmel! (Lies Joh. 10, 9; Eph. 2, 18. 19.) Und er sagt: »Ich bin das Brot«, das Brot, das den bohrenden Hunger deiner Seele stillt. In Jesaja 55 werden wir gefragt: »Warum zählt ihr Geld dar für das, was nicht Brot ist, und euren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich und esst das Gute, neigt eure Ohren und kommt zu mir. Hört, und eure Seele wird leben!« (V. 2. 3). Und Jesus sagt: »Ich bin die Wahrheit.« Was Satan uns zuflüstert und einredet, ist Lüge. Denn »er ist der Vater der Lüge« (Joh. 8, 44). Nur bei Jesus erfahren wir die Wahrheit über das Leben, die Wahrheit über uns, die Wahrheit über Gott! (Lies Joh. 1, 14. 17; 8, 31. 32; 14, 6.) Und Jesus sagt: »Ich bin das Licht«: In einer Welt, die von den Mächten der Finsternis beherrscht ist, bin ich das untrügliche Licht. »Ich bin der Weg«: Außer mir gibt es keinen Weg, der den grausigen Abgrund zwischen dir und dem heiligen Gott überbrückt. Und wir dürfen den neuen lebendigen Weg zuversichtlich betreten. (Lies Hebr. 10, 19-22.) Anno Domini 2010 – Gott ist da. Heute und an den beiden Pfingsttagen treffen sich unter diesem Thema etwa 6.000 Jugendliche und junge Erwachsene zum Pfingstjugendtreffen des Diakonissenmutterhauses Aidlingen. Weil Gott wirklich da ist, wird unser Beten um Bewahrung und das Wirken des Heiligen Geistes nicht vergeblich sein.
Samstag, 22. Mai
DANIEL 1, 8; SPRÜCHE 3, 5. 6
Viele fürchten sich vor der Entscheidung für Christus. Sie sagen sich: »Was muss dann nicht alles anders werden in meinem Leben! Dann muss ich dieses tun und jenes lassen. Wie soll das werden, wenn ich da und dort nicht mehr mitmachen kann?« Und doch ist die Entscheidung nicht kompliziert. Es wird gar nicht von uns erwartet, dass wir im Voraus alles entscheiden, was morgen und übermorgen auf uns zukommt. Heute brauchen wir uns nur dem anzuvertrauen, der zu uns spricht: »Ich bin der gute Hirte!« Jesus geht voran! Er kennt den Weg genau. Er begleitet, beschützt und bewahrt dich. Du wirst nie allein sein mit deinen Problemen. »Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir!« (Joh. 10, 11; Ps. 23, 4; lies Jes. 30, 21; 42, 16; 48, 17; Ps. 25, 8. 9) Selbst im Tod ist er unser Leben. Denn Jesus ist die Auferstehung und das Leben in Person. Welch eine Botschaft für uns, die wir wissen, dass wir sterben müssen. Wenn du Jesus aufnimmst in dein Leben, wenn du dich in deinem Herzen zur Treue ihm gegenüber entscheidest und dich mit deinen Lippen dazu bekennst, dann wird die Grundlage für ein Leben mit Gott geschaffen. Von hier aus wird dann dein Leben erneuert. (Lies Röm. 8, 1. 10-13; vgl. Hes. 11, 19. 20; 36, 26-31.) Man kann manchmal hören: Ich hab’s doch versucht, aber ich versage. Ich möchte wohl wie ein Christ leben, aber ich kann nicht so sein. Ein Leben mit Jesus ist vollkommen anders als all die Anstrengungen, die wir bisher unternommen haben. Wenn wir Jesus in unser Leben aufnehmen, dann wird er in uns sein Leben leben, dann wird dieser außergewöhnliche Geist in uns Wohnung nehmen, der Geist Gottes. (Lies Eph. 2, 10; Kol. 3, 9. 10.) Wie kann man Jesus Christus in sein Leben aufnehmen? Es ereignet sich im Gespräch mit ihm. Eine Hilfe kann das Gebet am Schluss des Tagesabschnitts vom 3. April sein.
Sonntag, 23. Mai , Pfingsten
DANIEL 6, 4; PSALM 25, 12. 13
Der »außergewöhnliche Geist«, der in Daniel wohnte, wird uns in Jesaja 11, 2 beschrieben als der Geist des Herrn, als der Geist der Weisheit, der Geist des Verstandes, des Rates und der Kraft, als der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn. Erinnern wir uns noch einmal an Noah: »Von Ehrfurcht (o. ehrerbietiger Scheu, Gottesfurcht) bewegt, baute Noah eine Arche« (Hebr. 11, 7; wörtl. Übers.). Respekt und Gehorsam gleichermaßen kennzeichnen die »Ehrfurcht vor dem Herrn«. Bewegt vom Geist der Ehrfurcht vor Gott – dieses Motiv inspirierte Noahs Tun und machte auch Daniels Weg so sicher. Er ging mit Gott, indem er dem Wort Gottes gehorchte. Es war Daniel überaus wichtig, dass sein praktisches Leben – sein Denken, Reden und Tun – eine Anbetung Gottes war. Bedenken wir dazu: Dieser »außergewöhnliche Geist« ist eine Gabe, nicht etwas, das man entwickeln, erarbeiten, erkämpfen könnte. Eine besonders klare Auskunft darüber gibt uns Petrus in seiner Predigt am ersten Pfingsttag: Unser in den Himmel erhöhter Herr Jesus Christus hat den Heiligen Geist vom Vater als Geschenk für uns empfangen und ihn uns gegeben (Apg. 2, 33). Sobald wir Jesus in unser Lebens aufnehmen (siehe gestriger Tag), empfangen wir den Heiligen Geist. Er macht uns zu Kindern Gottes und schenkt uns die innere Gewissheit, dass wir Kinder Gottes sind. Jetzt können wir zu Gott kommen und zu ihm sagen: »Vater, lieber Vater!« (Lies Röm. 8, 15-17.) Manche Menschen haben (hatten) keinen guten Vater, und darunter leiden sie. Und auch gute Väter machen Fehler. Der Vater im Himmel ist ganz anders. Dieser Vater liebt uns, wie wir sind. Er heilt unsere Verletzungen, vergibt uns unsere Schuld und macht aus uns Töchter und Söhne, die ihn lieben und ehren. Der Heilige Geist hilft uns, eine vertrauensvolle Beziehung zu unserem Vater im Himmel zu bekommen. Lies Psalm 103, 1-13.
Montag, 24. Mai , Pfingstmontag
DANIEL 6, 4; JOHANNES 16, 12-14
Jesus sagte seinen Jüngern von dem Geist, den sie empfangen sollten: »Er wird mich verherrlichen!« Der Heilige Geist beleuchtet gewissermaßen den Herrn Jesus Christus, der die Mitte der Schöpfung, das Zentrum der Geschichte und der Mittelpunkt im Himmel ist. Wenn man einen Kreis zeichnen will, muss man zuerst einen Mittelpunkt haben, um den dieser Kreis beschrieben wird. Und ehe wir den Kreis unseres Lebens richtig zeichnen und die Bezirke unseres Lebens gestalten oder umgestalten, muss unsere Stellung zum Mittelpunkt des Lebens klar sein, zu Jesus Christus. Daniel konnte noch keine persönliche Beziehung zu Jesus haben, wie es uns möglich ist; denn er lebte zur Zeit des Alten Testaments. Der Sohn Gottes war noch nicht Mensch geworden (»im Fleisch offenbart«, lies 1. Tim. 3, 16). Aber Daniel wollte, dass Gott die Mitte seines Lebens war und blieb. Darum wird er sich immer wieder zu seinem Entschluss, mit Gott zu leben, bekannt haben. Daniels Weigerung, als Jude vom Essen und vom Wein des Königs zu kosten, war ja nur der Anfang. (Vgl. Tagesabschnitt vom 20. Mai.) Auch für Daniels Freunde kam der Tag der Erprobung vor der 30 Meter hohen goldenen Götterstatue des Königs Nebukadnezar. Sie wollten allein dem wahren und lebendigen Gott dienen. (Vgl. 2. Mose 20, 1-5a.) Sie waren sogar bereit, die Todesstrafe zu erleiden, wenn sie nur ihrem Gott treu blieben. Später, nach der wunderbaren Rettung aus dem Feuerofen, erkannte Nebukadnezar den lebendigen Gott: »Gepriesen sei der Gott Schadrachs, Meschachs und Abed-Negos, der seinen Engel gesandt und seine Knechte errettet hat, die auf ihn vertrauten und das Wort des Königs übertraten, und ihre Leiber dahingaben, um keinem Gott zu dienen noch ihn anzubeten, als nur ihren Gott!« (Dan. 3, 1-30; lies Jak. 1, 12; 1. Kor. 16, 13).
Dienstag, 25. Mai
DANIEL 6, 5-11; PSALM 101, 6
»Da suchten die Minister und Provinz-Statthalter (Satrapen), einen Anklagegrund gegen Daniel zu finden.« Eines Tages hatten die neidischen Beamten in Daniels Umgebung es so weit gebracht, dass ein Gesetz des Königs herauskam, das Daniel zu Fall bringen sollte. »Jeder, der innerhalb von dreißig Tagen an irgendeinen Gott oder Menschen eine Bitte richtet außer an dich, König, soll in die Löwengrube geworfen werden.« Als Daniel erfuhr, dass ihm das neue Gesetz die Anbetung Gottes verbot, ging er in sein Haus. Er betete zu seinem Gott und dankte ihm, wie er es auch sonst dreimal am Tag tat. Daniels Entschluss, Gott die Treue zu halten, war in kleinen und großen Dingen gleich wirksam! Ob es sich um die Ablehnung der Speisen auf der königlichen »Menükarte« handelte oder um den Angriff auf sein verborgenes Leben mit Gott – Daniel zögerte keinen Augenblick, sich zu Gott zu bekennen. Aber Gott zögerte auch nicht, sich zu Daniel zu bekennen. (Lies 5. Mose 7, 9; Klagel. 3, 22. 23.) – Darius, der zweite Herrscher, unter dem Daniel diente, kommt durch Daniels Gottvertrauen und Gottes Bewahrungs- Wunder zur Erkenntnis des wahren Gottes. Er gab einen Erlass an die Menschen aller Völker, Länder und Sprachen heraus: Lies Daniel 6, 26-28. Nicht immer werden wir solch große und offensichtliche Rettungs-Taten unseres Herrn erleben. Das Entscheidende ist aber letztlich nicht, dass wir Wunder erleben – wir dürfen gewiss darum beten und damit rechnen – entscheidend ist, dass wir uns klar und eindeutig zu unserem Herrn Jesus Christus bekennen – auch dann, wenn wir belächelt, verspottet, ausgegrenzt werden oder das Schlimmste befürchten müssen. Wie es uns auch ergehen mag, Jesus ist bei uns – in der Löwengrube und außerhalb. (Lies Apg. 12, 1-11; Hebr. 11, 32-38; Röm. 8, 38. 39.)
Mittwoch, 26. Mai
DANIEL 2, 17-23; 6, 11; 9, 3ff
2. Daniel – ein Mann des Gebets.
Als Daniel den geheimnisvollen Traum des Königs deuten sollte, rief er seine Freunde zu einer Gebetsgruppe zusammen, »damit sie den Gott des Himmels um Erbarmen bitten sollten wegen des Geheimnisses«. Auch wir dürfen uns mit anderen zum Gebet zusammenschließen. In einer kleinen, verschwiegenen (!) Gruppe können wir oft persönlicher und konkreter beten. Jesus hat seine Jünger geradewegs zur »Kleingruppe« ermutigt: »Wenn zwei von euch hier auf der Erde meinen Vater im Himmel um etwas bitten wollen und darin übereinstimmen, dann wird er es ihnen geben. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen zusammenkommen, bin ich in ihrer Mitte« (Matth. 18, 19. 20). Daniel hatte außerdem persönliche und feste Gebetszeiten. Dreimal am Tag kniete er zum Gebet nieder, sein Angesicht in Richtung Jerusalem gewandt. Er sprach mit Gott, schüttete sein Herz vor ihm aus, lobte den Herrn und betete ihn an. Daniel war auch still vor Gott, um sein Wort zu empfangen. Daniels regelmäßige Zeit mit Gott, sein nachhaltiges Beten, war die Kraftquelle, die ihm Entschlossenheit, Mut und Durchhaltevermögen gab. Denn er hätte durchaus sein Leben verlieren können. Wenn unser Lebensweg in die Tiefe geht, können ernste Fragen aufsteigen: Wie soll ich das aushalten? Werde ich durchhalten? Werde ich den Versuchungen widerstehen können? Wird die Erprobung nicht über meine Kräfte gehen? Wird es mir möglich sein, den Forderungen des Lebens so zu begegnen, wie Gott es von mir erwartet? Was auch immer dich umtreiben mag: Nimm dir Zeit zum Gebet. Es muss gar nicht lange sein. Wir müssen dem Herrn keine Vorträge halten. Aber wir sollten immer wieder beten. Daraus wächst Beständigkeit. (Lies Luk. 18, 1-8; Eph. 6, 18; Kol. 4, 2.)
Donnerstag, 27. Mai
DANIEL 6, 11; EPHESER 6, 10. 11. 18
Dreimal am Tag kniete Daniel nieder und betete. Gott möchte, dass wir es lernen, uns ganz auf ihn zu verlassen. Dann können wir den Mächten, die uns entgegen sind, standhalten. Wer sich entschlossen hat, mit Gott zu leben, ihm zu vertrauen und bei ihm zu bleiben, ist letztlich unbesiegbar. Wenn in deinem Leben die Entscheidung für Gott gefallen ist, dann tue auch den nächsten Schritt, sei ein Mensch des Gebets! (Lies Kol. 4, 2-4; 1. Thess. 5, 17; Ps. 109, 4.) Uns kann manches vom Gebet ablenken und abhalten: Termine, Arbeit, Internet und Fernsehen. Bequemlichkeit, Mutlosigkeit, Kraftlosigkeit. Manchmal ist es auch das tiefe Empfinden der eigenen Ohnmacht. Was kann uns helfen? Bedenken wir: • Gott hat uns den »außergewöhnlichen Geist« gegeben. Er ermutigt und stärkt uns zum Beten. Denn er ist ein Geist des Gebets. • Der Herr nimmt uns nicht die Verantwortung ab, unser Leben so zu ordnen, dass wir dem Gebet tatsächlich Raum und Zeit einräumen. • Wir brauchen das Bewusstsein der eigenen Ohnmacht, damit wir es lernen, mit Gottes Allmacht zu rechnen. Mach aus deiner Ohnmacht ein Gebet. Unser Gebet verbindet wie eine Brücke das Ufer unserer Ohnmacht mit dem Ufer göttlicher Allmacht. »Rufe mich an, so will ich dir antworten und will dir kundtun große und unfassbare Dinge, von denen du nichts weißt« (Jer. 33, 3). Wenn wir ein Leben in der Kraft des Geistes Gottes leben wollen, »müssen wir zuerst unser Unvermögen und unsere Schwachheit erkennen. Dann werden wir beten; denn Beten ist das Eingeständnis unserer Hilflosigkeit. Wir bekennen vor uns und vor Gott: Ich bin hilflos, aber bei dir ist die Hilfe« (B. Kempf; lies Matth. 7, 7. 8; Ps. 27, 8; 34, 5; 138, 3).
Freitag, 28. Mai
DANIEL 6, 5. 11; PSALM 16, 8
Wir sind im Alltag an unterschiedliche Plätze gestellt. Eins aber ist für uns alle gleich: Das Böse ist stärker als wir. In eigener Kraft können wir nicht dagegen ankommen. Doch es gibt ein Geheimnis, das Daniel kannte. Es ist die Tatsache, dass »Daniel mit Gott« stärker ist als alle Mächte chaldäischer Verdorbenheit und Finsternis. »Mit meinem Gott kann ich über eine Mauer springen!«, sagt der Psalmbeter (Ps. 18, 30; lies 2. Sam. 22, 28-41). Wenn unter uns solche sind, die bis heute im geistlichen Kampf unterlagen, dann wollen wir uns fragen: Waren wir wirklich abhängig von Gott? Vertrauten wir auf den Herrn? Erinnerten wir uns an seine Allmacht? Verbanden wir uns mit ihm im Gebet? Nein, sonst wären wir nicht hingefallen. Wie schnell kann es uns über die Lippen kommen: Ich kann nichts dafür, dass mir dies passiert ist! Stimmt das wirklich? Wenn wir auf Gottes Macht vertrauen, kann uns die Versuchung nicht zu Fall bringen. Durch die Verbindung mit dem Herrn tragen wir einen überwältigenden Sieg davon, selbst wenn wir, wie einst Josef, von Menschen gedemütigt werden. (Lies 1. Mose 39, 1-10; 1. Kor. 10, 13; Röm. 8, 37-39.) Jeder, der mit Jesus lebt, der »in ihm« bleibt, kommt nicht zu Fall. Er überwindet die Sünde. (Vgl. 1. Joh. 3, 6. 9; 5, 18.) Jesus kennt nicht nur unseren Zustand, er hält auch daran fest, dass wir Erlöste sind, dass wir das höchste Ziel noch erreichen können, auch wenn wir schwer gesündigt haben. Jesus ist der große Arzt, bei dem es keinen hoffnungslosen Fall gibt. Und wenn auch niemand sonst glaubt, dass dir noch zu helfen sei, er glaubt es!
Samstag, 29. Mai
DANIEL 6, 11
Wir können beten, wo immer wir sind. Man kann und muss auch nicht immer die Augen schließen und laut mit Gott sprechen. Wir können überall und allezeit beten: Wenn uns eine innere oder äußere Gefahr begegnet. Mitten in unseren alltäglichen Geschäften! Wenn ein Telefonanruf kommt oder Besuch sich anmeldet. Immer ist es möglich, zu Gott aufzublicken und mit ihm zu sprechen. Manchmal sind es nur »Blitz-Gespräche« – ein Wort oder ein Satz. Nehemia verstand das so gut. Mitten im Gespräch mit dem König Artahsasta, nimmt Nehemia in seinem Herzen Kontakt mit dem König aller Könige auf. »Der König sprach zu mir: Um was bittest du denn? Da betete ich zu dem Gott des Himmels . . . Und ich sprach zu dem König . . . « (Neh. 2, 4). Immer hat Gott ein offenes Ohr für uns, und er antwortet, wenn wir beten. »Lasst uns also freimütig hintreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden und uns so geholfen werde zur rechten Zeit« (Hebr. 4, 16; Zürcher Übersetzung). In der Stunde der Gefahr ist Jesus uns ganz nahe und bereit, zu helfen. (Vgl. 2. Kön. 6, 14-17; 19, 14-21; Jes. 38, 1-5.) Weil wir seinen »außergewöhnlichen Geist« haben, können auch wir ihm betend nahe bleiben – im Haushalt, im Beruf, beim Einkauf, im Studium, im Krankenzimmer . . . und wo die Versuchungen oft besonders schlimm sind: auf einsamen Arbeitsplätzen oder fernen Missionsstationen. Weil wir den unvergleichlichen Geist empfangen haben, können wir das Leben mit Gott leben. Wir haben Jesus, den »Menschensohn«, im Himmel, der die Herrschaft angetreten hat und der uns mit hineinnimmt in seinen Sieg über Satan, Sünde, Welt und Tod. Welche Wirkung muss das für den Tag, der vor mir liegt, haben!
Sonntag, 30. Mai
DANIEL 1, 17; 2, 19
Wie kommt die Herrschaft des Geistes bei Daniel zum Ausdruck?
3. Er ist ein Mann mit einem klaren Durchblick.
Gewiss wurde Daniel die hohe Gabe der Erklärung und Deutung für besondere Aufträge besonders verliehen. Aber es gilt doch auch für uns: Menschen, die ihr Leben entschlossen dem Herrn hingeben und im Gebet verharren, empfangen den klaren Durchblick, den sie nötig haben, um ihren Auftrag für Gott auszuführen. Wie oft haben wir schon empfunden, dass die Gabe der schnellen Unterscheidung zwischen Recht und Unrecht sehr nötig ist. (Lies Phil. 1, 9. 10.) Nicht immer bleibt viel Zeit zur Überlegung. Manchmal kann jemand sagen: Ich handelte, ehe ich die Sache richtig durchschaute. Ich stolperte in die Sünde hinein, ehe ich mir der Versuchung bewusst wurde. Der Herr will es uns schenken, dass wir an Einsicht und Unterscheidungsvermögen zunehmen. Nur wer seine Urteilsfähigkeit geschult hat, der kann auch zwischen Gut und Böse unterscheiden. Paulus macht es zu einem Gebetsanliegen für die Jesus-Gemeinde: »Ich flehe zu dem großen Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, er möge euch den Geist der Weisheit schenken, den Geist der Offenbarung!« (Eph. 1, 17; lies Jak. 1, 5). Wir dürfen erfahren, dass uns in Krisenstunden des Lebens der Durchblick, die Klarheit geschenkt wird. Ein besonderes Licht von oben fällt auf den Weg im Augenblick der Gefahr. »Er sendet sein Licht und seine Wahrheit, dass sie uns leiten!« (Nach Ps. 43, 3.) Unsere Seele wird offen sein für die Nachricht von oben. »Du wirst eine Stimme hinter dir hören: Dies ist der Weg!« (Jes. 30, 21) Der außergewöhnliche Geist ist ein Geist der Erkenntnis, ein Geist, der uns befähigt, die unsichtbaren Dinge zu schauen! (Lies 2. Chron. 1, 7-12; Spr. 2, 6-8.)
Montag, 31. Mai
DANIEL 2, 47-49; 6, 1-4. 29
4. Daniel – ein Mann, der Vollmacht hatte.
Es wird nicht immer so gehen, dass jemandem, der mit Gott lebt, eine so einflussreiche Stellung in der Welt eingeräumt wird wie Daniel. Er war ein hoher Beamter in drei Königreichen: Babylonien, Medien und Persien. Seine Zeitgenossen erkannten das Besondere an ihm, den »außergewöhnlichen Geist«. Deshalb wollte man ihn für solch einflussreiche Plätze haben. »Der König gedachte, ihn über das ganze Königreich zu bestellen.« Es ist nicht gesagt, dass uns Macht in diesem Sinn verliehen wird. Aber auch uns ist eine innere Macht, die Vollmacht von Gott, verheißen. (Lies Luk. 10, 19; Apg. 1, 8; vgl. 1. Kön. 17, 1.) Der »außergewöhnliche Geist« ist ein Geist der Vollmacht. Wer seinen Entschluss, mit Gott zu leben, festgemacht hat, wer im Gebet lebt und klaren Durchblick hat, der hat auch Vollmacht! Er hat Kraft, nein zu sagen, wenn der Augenblick der Versuchung da ist. Er hat Macht, abzulehnen, was vom Bösen ist. (Vgl. 4. Mose 14, 1-9. 24.) Unsere Zeit braucht Menschen, die eine innere Kraft besitzen, Menschen, die auf Gottes Stimme hören und tun, was er sagt. Das sind Menschen, die den »außergewöhnlichen Geist« haben. Er führt die Regie in ihrem Leben. Menschen, die sich vom Geist Gottes bestimmen lassen, erweisen sich als Kinder Gottes. Durch sie werden auch andere auf den Weg des Lebens geführt. – Das Leben mit Gott ist möglich, auch in einer von Gott gelösten Welt. Es ist möglich durch den »außergewöhnlichen Geist«, der uns durch Jesus geschenkt ist. Das macht uns zwar zu »Fremdlingen «, wie Henoch und Noah, Abraham und Daniel es unter ihren Zeitgenossen waren. Aber wir dürfen uns der Gegenwart Gottes gewiss sein: » . . . ich will mit dir sein und dich segnen!« (Vgl. 1. Mose 26, 3. 24; 39, 21. 23; 5. Mose 31, 6; Jos. 1, 9.)
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