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Gebetstag 3. Oktober 2005
Inhaltsverzeichnis
1 Deutschland ? vor und nach der Wahl
2 Ein neues Lied
3 Hinterher gesehen: Gottes Weg mit Deutschland am 9. November
4 Stellvertretende Buße: Daniels Gebet fur sein Volk
5 Politisches Beten im Neuen Testament: Der Lobgesang der Maria
6 Deutschland ? 16 Jahre nach der Wende
7 Familie ? Kinderarmut macht arm
8 Schutz des ungeborenen Lebens
9 Ehe und Ehescheidung: immer spater verheiratet und immer schneller
geschieden.
10 Jugendliche: Schule und Ausbildung
11 Arbeit und Arbeitslosigkeit
12 Krieg der Generationen?
13 Die Macht der Medien
14 Europa
15 Integration auslandischer Mitburger
16 Deutschland und Israel
Motto des Gebetstages:
Ich bin bei dir, spricht der Herr, dass ich dir helfe. Jeremia 30,11
Oft stehen am Ende der Gebetsanliegen Vorschlage fur das gemeinsame Gebet wie z.B.:
Einer: Wir beten zu Gott Alle: Vater im Himmel, wir danken dir!
Einer: Wir beten zu Gott unserem Vater Alle: Vater im Himmel, erbarme dich!
Diese Antworten konnen auch nach jedem Dank oder Bitte gebetet werden. Gut ist, wenn nach
jeder Bitte, eine Pause eingehalten wird, wo man in der Stille weiterbeten oder nachdenken kann.
1 Deutschland ? vor und nach der Wahl
2. Ein neues Lied
3 Hinterher gesehen:
Gottes Weg mit Deutschland am 9. November
“Wenn dann mein Volk uber das mein Namen genannt ist, sich demutigt, dass sie beten und mein
Angesicht suchen und sich von ihren bosen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her horen
und ihre Sunde vergeben und ihr Land heilen” (2. Chronik 7,14).
Die Geschichte Deutschlands ist voller Zeichen. Der 9. November allein kann dies belegen. Kein
Tag im Jahr hat vor allem im 20. Jahrhundert eine solche Bedeutung bekommen wie dieser. Ruckblickend
vom Tag, an dem die Mauer fiel, vom 9. November 1989 bis zu den Novembertagen des
Jahres 1914 im ersten Weltkrieg, hat dieser Tag immer eine große, schicksalhafte Bedeutung fur
unser Land gehabt. Fangen wir diesmal ruckwarts an:
9. November 1989: Noch im Spatsommer des Jahres 1989 gab es kaum jemanden in unserem
Land, der es gewagt hatte, von der Moglichkeit zu sprechen, dass die Berliner Mauer bald fallen
konnte. Und doch ist es geschehen. Fur viele, die es erlebten, war es ein großes Wunder. Einer der
damals handelnd dabei war, Gunter Schabowski, schreibt: “Der 9. November markiert jedoch mehr
als allein die erkampfte Selbstbestimmung der Menschen in der einstigen DDR und den Wiedergewinn
der deutschen Einheit. Die Burger haben durch ihren Protest von 1989 der SED und mir
ins Manuskript diktiert, was ich auf der internationalen Pressekonferenz an jenem 9. November
mitgeteilt habe… Dem Scheitern, das ich personlich erfahren habe, verdanke ich das Begreifen der
eigenen Hybris. Und die Ahnung von einer Kraft, deren Geschopfe wir sind und dem wir das
moralische Gesetz in uns verdanken.”
Ein Jahr davor, am 9. November 1988, gab es erstmals ein breit angelegte Erinnerung und Buße
zum 50. Jahrestag der Progromnacht, in der 1938 die Synagogen und judischen Geschaftshauser
angezundet wurden. Dass exakt am gleichen Tag und zur selben Stunde, ein Jahr spater die Mauer
geoffnet wurde, ist fur mich ein deutliches Zeichen, dass Gott gehandelt hat: Wenn mein Volk
umkehrt!
Der 9. November 1938 war bewusst und gezielt zum Datum der Progromnacht gewahlt worden.
Sie war keineswegs ein spontaner Aufschrei der Massen, wie die Nazis glauben machen wollten.
Hitler war ein Zahlenmystiker. Er wollte an diesem 9. November sowohl an seinen gescheiterten
Putsch in Munchen im Jahr 1923 erinnern, als auch an die Kapitulation Deutschlands im 1. Weltkrieg,
zwanzig Jahre zuvor. Beide Daten fallen auf denselben Tag, auf den 9. November. Fur beide
Ereignisse gab er vor allem den Juden die Schuld. Deswegen sollten ihre Gotteshauser und ihre
Geschafte brennen. Dass dabei auch viele judische Menschen ums Leben kamen, war bereits ein
Fanal fur das, was noch kommen sollte. Wer jetzt noch nicht die bosen Zeichen der Nazizeit erkannte,
der war mit Blindheit geschlagen oder wollte so viel Boses nicht wahr haben.
Die Kapitulation Deutschlands am 9. November 1918 und die Ausrufung der Republik wurden
von vielen Menschen in Deutschland als Katastrophe und nationales Ungluck betrachtet. Aber das
Ungluck begann viel fruher:
Die kunftige Elite Deutschlands, darunter viele Studenten, waren bereits vier Jahre zuvor, in den
ersten Novembertagen 1914 in der verhangnisvollen Schlacht bei Langemarck (Belgien) in
militarischer Dummheit geopfert worden. Diese Elite fehlte als kritisches Gegenuber zu den verblendeten,
von Hass und Rache erfullten Nazis in den Jahren zwischen den Kriegen: 1918 bis
1939.
So zieht sich durch das vorige Jahrhundert ein Datum, das mit Schmerz und Scham, aber auch mit
Buße und Gnade verbunden ist. Wir konnen erkennen, wann Gott handelt: Wenn sich mein Volk,
uber das mein Name genannt ist, sich demutigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich
von ihren bosen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her horen und ihre Sunde vergeben und
ihr Land heilen. (2. Chronik 7,14).
4. Stellvertretende Buße
5. Politisches Gebet im Neuen Testament
Der Lobgesang der Maria (Lukas 1,44-55)
Maria sprach:
Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes; denn
er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Von nun an werden mich selig preisen alle
Kindeskinder. Denn er hat große Dinge an mir getan, der da machtig ist und dessen Name
heilig ist. Und seine Barmherzigkeit wahrt von Geschlecht zu Geschlecht bei denen, die
ihn furchten. Er ubt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut die hoffartig sind in ihres Herzens
Sinn. Er stoßt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen
fullt er mit Gutern und lasst die Reichen leer ausgehen. Er gedenkt der Barmherzigkeit
und hilft seinem Diener Israel auf, wie er geredet hat zu unsern Vatern Abraham und seinen
Kindern in Ewigkeit.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist
wie im Anfang so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
6 Deutschland ? 16 Jahre nach der Wende
Ein Gefuhl von Freiheit und Gluckseligkeit
“Der Grenzsoldat in seiner olivgrunen Uniform stand mitten auf der Straße. Rechts und links von
ihm sah man noch die Mauer, die bis vor kurzem die DDR von Westdeutschland hermetisch abgeriegelt
hatte. Sie reichte von beiden Seiten bis an den Straßenrand heran. Fruher war hier alles zu
Ende; jetzt kam ich anstandslos hindurch. Der Grenzer blickte kurz in meine Papiere, tippte an den
Mutzenschirm und ließ mich passieren.
So geschehen im Fruhjahr 1990 bei Elend im Harz. Die alte Fernverkehrsstraße 27, die einmal von
Blankenburg nach Gottingen fuhrte, war hier durch die Grenze brutal zerschnitten worden. Hatte
ich voriges Jahr um diese Zeit hier durchkommen wollen, ware ich glatt erschossen worden. Jetzt
aber konnte mich niemand hindern, in den Wesen zu reisen. Als ich durch die Lucke hindurch
fuhr, die man hier in die Mauer geschlagen hatte, wurde mir erst richtig bewusst, wie unmenschlich
und unerbittlich die Grenzanlagen waren, hinter denen wir eingesperrt gewesen sind. Nun aber
hatten sie keine Bedeutung mehr. Ein Gefuhl von Freiheit und Gluckseligkeit ubermannte mich
mit einer Wucht, die ich bis dahin nicht kannte. Jahrelang verdrangter Schmerz und unversehens
aufkommende Freude entluden sich in einem befreienden Weinkrampf, dass ich kaum noch das
Lenkrad festhalten konnte. Uber allem stand die tiefe Dankbarkeit fur das offensichtliche Wunder,
das Gott in unserem Volk getan hatte.”
Pfarrer Peter Fischer, Schniewindhaus, Schonebeck.
Ich freue mich
“Es ist 16 Jahre her. Mancher Uberschwang ist seit dem 9. November 1989 von harter Realitat
gedampft worden. Desinteresse und Missverstandnisse haben das Verhaltnis mancherorts ebenso
getrubt wie menschliche Bosartigkeiten oder eklatante Fehlentscheidungen. Aber trotzdem: Ich
freue mich, dass die Mauer abgerissen, die Grenzzaune und Selbstschussanlagen abgebaut worden
sind. Und fur mich ist es immer noch ein Wunder, dass kein Blut geflossen ist, dass kein einziger
Grenzsoldat geschossen hat. Freiheit kann nur der genießen, der Unfreiheit erlebt hat. Und dankbar
ist nur der, der nicht alles als selbstverstandlich hinnimmt.”
Carmen Jager, Hoyerswerda.
“Jeder vierte will die Mauer wieder”
Diese Aussage wurde im Marz 2005 in einer Meinungsumfrage ermittelt. Egal, ob die Zahl wirklich
so hoch ist, sie druckt ein tiefe Unzufriedenheit aus. Die bluhenden Landschaften sind so nicht
gekommen, wie Helmut Kohl es im Uberschwang der Wiedervereinigung versprach. Der Verlust
vieler Arbeitsplatze vor allem in den ostlichen Bundeslandern wiegt schwer. Die Arbeit war in der
DDR Ausdruck der Menschenwurde: “Der Mensch unterscheidet sich vom Tier durch den aufrechten
Gang und die zielgerichtete Arbeit.” Der Verlust der Arbeit wurde darum als ein Verlust
an Wurde empfunden. Viele Menschen sind auf der Suche nach Arbeit vom Osten in den Westen
gezogen. Vor allem junge Menschen ziehen der Arbeit nach in den Westen. Die Folge sind
schrumpfende Gemeinden und Stadte im Osten, Verlust von menschlichen Beziehungen und
Freundschaften. Manche Orte haben uber 30 % ihrer Einwohnerschaft verloren. Uberalterung der
Gemeinden. Ein Gefuhl der Hoffnungslosigkeit und Resignation breitet sich aus. Dabei gibt es
auch im Osten Aufsteigerregionen. Leipzig rangiert bei der Zukunftserwartung unter den 15 großten
Stadten Deutschlandes auf Platz vier!
Stimmungsumschwung in den neuen Bundeslandern: Zufriedenheit wachst!
Die Zufriedenheit der Menschen im Osten mit ihrem Wohnort stieg von 41 % in 2003 auf jetzt
52 %. Dieser Wert liegt erstmals hoher als im Bundesdurchschnitt. Anders im Westen: Dort nimmt
die Zufriedenheit sowohl mit dem Leben im Land (minus 5 %) als auch mit dem Wohnort (minus
4 %) ab. Der spurbare Stimmungsumschwung im Osten, wo die Menschen ihre Lebensverhaltnisse
deutlich besser einschatzen als noch vor einem Jahr, ist fur Richard von Weizsacker “ein erfreuliches
Signal”.
Wir danken Gott
? fur die friedliche Wiedervereinigung unseres Landes;
? fur Besonnenheit der damals Verantwortlichen, dass der Fall der Mauer ohne Blutvergießen
geschehen konnte;
? dass viele Menschen im Osten frei geworden sind von Angst und politischer Verfolgung,
von Willkur und Unterdruckung der Meinungen und des Glaubens;
? dass viele Menschen unter großem personlichen Einsatz und Risiko dazu beigetragen
haben, dass die Wende moglich wurde;
? dass viele Menschen die enormen Aufgaben und Lasten der Wiedervereinigung gewagt
und durchgesetzt haben;
? dass der kalte Krieg der Vergangenheit angehort und eine bessere Zukunft in Europa moglich
geworden ist, die es zu ergreifen gilt;
? dass es Menschen gibt, die sich auch weiterhin entschlossen um Frieden, Gerechtigkeit
und Abrustung bemuhen.
Wir beten
? um Vergebung, wo wir zu wenig fur unsere Politiker und Verantwortlichen im Staat, in
der Justiz, den Verwaltungen und in der Wirtschaft gebetet und fur sie eingetreten sind;
? um Vergebung, wo in unserem Land zuerst an den eigenen Vorteil und zu wenig an die
Schwachen gedacht wurde;
? um Mut und Verantwortung fur die Regierenden und die Opposition, damit die notigen
Reformen entschlossen und mit Augenmaß durchgefuhrt werden konnen;
? um einen achtungsvollen Umgang miteinander, gerade vor und nach der Wahl, um Wahrhaftigkeit
in den Aussagen und Respekt vor dem politischen Gegner, der unser Mitburger
und Bruder oder Schwester ist;
? um neue Ideen und Losungen fur die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Probleme
unseres Landes;
? um Mut und Ausdauer bei Reformen bei allen notwendigen Anpassungen an eine veranderte
Lage in der Welt;
? um Weisheit und Versohnung im Gesprach und allen Verhandlungen, die nach der Wahl
auf unser Land zukommen, damit “der Stadt Bestes” (Jeremia 29,2) erreicht werden kann;
? dass Menschen nicht nur auf ihre eigene Vernunft setzen, sondern auch die Fingerzeige
Gottes erkennen und entsprechend handeln, indem sie mit der Hilfe des Heiligen Geistes
rechnen.
Gebet:
Vater unser im Himmel, dein Wille geschehe wie im Himmel auch auf Erden. Wir danken dir fur
die friedliche Wiedervereinigung und die langste Zeit des Friedens in Deutschland. Wir danken
dir, dass wir seit uber 60 Jahren von Krieg verschont geblieben sind. Wir bitten dich um Vergebung,
dass wir zu wenig fur die Menschen in den Regierungen, der Justiz und in Fuhrungsaufgaben
gebetet haben. Wir bitten dich fur diese Menschen um Mut, Ausdauer und deine Wegweisung.
Lass unseren Staat deiner Gnade befohlen sein und ruste alle mit Weisheit, Gerechtigkeit aus, die
zur Regierung berufen sind, damit Eintracht und Frieden herrsche und unser Volk seiner Arbeit
froh werden kann. Amen.
7. Familie ? Kinderarmut macht arm
Das Problem: Mehr Kinder braucht das Land. Was ist nur in diesem Land los? Deutschland
hat die niedrigste Geburtenrate aller Staaten dieser Erde! Nirgends ist sie so niedrig wie bei uns:
mit nur 1,29 Kindern pro Frau. Sie hat sich in den letzten 40 Jahren halbiert.
Auch der Kinderwunsch ist gesunken. Wahrend noch 1992 die Familien in der Regel zwei Kinder
haben wollten, ist der Durchschnitt inzwischen auf 1,74 bei den Frauen und 1,57 bei den Mannern
gefallen. Immer mehr Menschen ? nicht nur in den Großstadten ? bevorzugen ein Single-Leben.
Ein Drittel aller 39-jahrigen Frauen sind kinderlos! Bei Akademikerinnen sind es uber 40 %. Beunruhigend
ist auch die Tatsache, dass immer mehr Deutsche erklaren: Wir wollen keinen Nachwuchs.
Als auffallig bewerten die Statistiker die wachsende Zahl junger Menschen, die sich einem
Kinderwunsch vollig verweigern: 1992 waren dies nur 9,9 % aller Frauen und 11,8 % der Manner,
inzwischen sind es bei den Frauen schon 14,6 % und bei den Mannern 26,3 %.
Wenn das so bleibt, dann sind im Jahr 2040 die Halfte aller Arbeitnehmer uber 45 Jahre alt. Bundesfamilienministerin
Renate Schmidt: Das konnen wir uns einfach nicht leisten.” Sie fordert
daher: “Mehr Kinder braucht das Land!”
Inzwischen scheint sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass Deutschland wieder ein wirklich familienfreundliches
Klima braucht. Kinder mussen erwunscht und gefordert werden. Kinderreiche
Familien durfen nicht mehr in die Armutsfalle geraten. Die Steuergesetze mussen Familien mit
Kindern entschiedener fordern. Wie soll das gehen, wenn viele der bekanntesten Politiker (Merkel,
Schroder, Fischer und Westerwelle) selbst keine Kinder haben bzw. keine wollten?
Kinderarmut hat viele Grunde. In Deutschland sind es oft sehr materialistische Grunde. Andere
haben etwas mit der Vereinbarkeit von Kindern und Beruf zu tun. Die Arbeitsverteilung in den
Familien hat einen starken Einfluss zum Ja oder Nein zu Kindern. Skandinavische Lander zeigen,
wie Job und Nachwuchs leichter unter einen Hut gebracht werden konnen.
Gutes Familienklima schafft auch neue Arbeitplatze. Eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit
und Familie in Deutschland wurden bis 2020 uber 200.000 neue Arbeitsplatze schaffen. Das ist
das Ergebnis einer Prognose-Studie. Dadurch wurde der offentliche Haushalt um 13 Milliarden
Euro entlastet!
Es ware wichtig, dass die Trendwende zur Familie und zu mehr Kindern endlich auch in den
Kopfen der Politiker und der Medienleute ankommt. In der Politik werden die Rahmenbedingungen
geschaffen und im Fernsehen die Meinungen gemacht. Wer aber Familien standig diskriminiert
(“Familien und andere Katastrophen”) und Kinder als lastig fur den Beruf und hinderlich fur
die Karriere ansieht, der versundigt sich auch am vierten Gebot, dem Gebot der Familie. Es ist
nicht zufallig das einzige Gebot mit einer Verheißung: “auf dass es dir wohl ergehe und du lange
lebest im Lande.” Das heißt, die Zukunft unseres Volkes hangt von intakten Familien ab. Alles
andere wird sundhaft teuer. Kindergluck und Kindersegen sind nicht nur schone ideelle Werte. Sie
garantieren auch die Zukunft unseres Sozialsystems! Kinderarmut macht wirklich arm ? nicht nur
an Gluck, sondern auch an Wohlstand.
Gebet:
Herr, du willst, dass Kinder und Eltern in mehreren Generationen zusammen leben. Dazu hast du
das Gebot gegeben: Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass es dir wohl ergehe und du lange
lebest im Lande. Hilf, dass wir erkennen, welchen hohen Wert die Familien haben und welchen
Segen du auf dieses Gebot gelegt hast. Amen.
Wir danken Gott
? fur alle Kinder, sie sind ein Wunder Gottes und ein Zeichen seiner schopferischen Liebe;
? fur die Fortschritte in der Medizin, die gefahrdeten Kindern im Mutterleib helfen und sie
gesund zur Welt kommen lassen;
? fur die Eltern, die sich bewusst fur ihre Kinder entscheiden und ihnen eine gute Zukunft
schaffen wollen;
? fur die Eltern, die sich auch fur ihr behindertes Kind entscheiden ? oft gegen den Rat
mancher Arzte und Krankenkassen;
? fur die Hingabe besonders der Mutter, die fur ihre Kinder oft auf eine Fortsetzung ihrer
Berufskarriere verzichten und ganz fur ihre Kinder da sind;
? fur die Vater, die die Mutter entlasten und bereit sind, selbst die Erziehungszeit zu ubernehmen,
damit ihre Frauen weiter in ihrem Beruf bleiben konnen;
? fur alle Betriebe, die Eltern entgegenkommen und fur soziale Einrichtungen und Kindergarten
am Arbeitsplatz sorgen oder flexible Arbeitszeiten anbieten;
? fur die Politiker, die solche Rahmenbedingungen und Gesetze schaffen, in denen Familien
nicht finanziell benachteiligt werden.
Einer: Wir beten zu Gott Alle: Vater im Himmel, wir danken dir!
Wir beten zu Gott,
? dass sich Eltern und Kinder in den Familien finden und verstehen;
? dass es in unserem Land zu einer geistigen Trendwende kommt und Kinder wirklich gewollt
werden und willkommen sind;
? dass die Menschen in unserem Land wieder den Wert der Familien erkennen und Familien
respektieren und achten;
? dass Singles nicht auf Kosten der Familien leben, sondern ihren gerechten Beitrag fur die
Zukunft unseres Volkes leisten;
? dass es Gesetze gibt, die Familien nicht mehr benachteiligen, sondern ihre Leistungen
wurdigen;
? dass jungen Menschen geholfen wird, dass sie eine Familie grunden konnen und auch in
den Stadten gunstige Wohnungen beziehen konnen;
? dass die Vater sich wieder zu ihrer Aufgabe als Vater bekennen und ihre Kinder die Annahme
schenken, die sie brauchen; dass sie ihnen echte Vorbilder werden;
? dass junge Frauen liebevolle und warmherzige Mutter werden und das Gluck einer guten
Familie erleben;
? dass die “vaterlose Gesellschaft” bald endgultig der Vergangenheit angehort;
? dass immer mehr Menschen lernen, in drei Generationen harmonisch und einander helfend
zusammenzuleben;
? dass sich die Sehnsucht nach Geborgenheit in einer intakten Familie immer ofter erfullt;
? dass Familien zu einem Ort der Annahme und Versohnung werden;
? dass Gott die Herzen der Vater zu den Sohnen und der Sohne zu den Vatern bekehrt;
? dass junge Menschen in ihren Familien bereits den Weg zu Gott finden.
Einer: Wir beten zu Gott unserem Vater: Alle: Vater im Himmel, erbarme dich!
8. Schutz des ungeborenen Lebens
Denn du hast meine Nieren bereitet
und hast mich gebildet im Mutterleibe.
Ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin;
wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele wohl.
Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war
Und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten
und von denen keiner da war.
Psalm 139, 13 ? 14
Jedes vierte gezeugte Kind wird abgetrieben.
Wird die vorgeburtliche Kindestotung als legitimes Mittel der Familienplanung begriffen? Das
statistische Bundesamt in Wiesbaden meldet zwar fur die letzten Jahre leicht sinkende Abtreibungszahlen,
doch diese Zahlen tauschen. Das im Jahr 1995 beschlossene Beratungsschutzkonzept
ist gescheitert. Tatsachlich wird in Deutschland jetzt mehr abgetrieben als fruher.
Zahlen: (Quelle Statistisches Bundesamt Wiesbaden. Zahlen fur 2003)
? Jedes Jahr werden in Deutschland offiziell etwa 130.000 Abtreibungen vorgenommen. Im
Jahr 2001 waren es sogar 134.964, im Jahr 2003 “nur noch” 128.030. Dazu kommt eine
Dunkelziffer von noch einmal 130.000 abgetriebenen Kindern, die nicht gemeldet wurden.
? Die tatsachlich gemeldete Zahl der Abtreibungen ist zwar gesunken, gleichzeitig ist die
Zahl der Frauen im Alter von 15 bis 45 Jahren ebenfalls gesunken. Von einem Ruckgang
kann also keinesfalls die Rede sein, sondern es muss von einer Erhohung der Abtreibungen
ausgegangen werden. Dies lasst sich auch an der Zahl der Geburten verdeutlichen: Im
Jahr 2000 wurden 766.999 Kinder geboren, im Jahr 2003 nur noch 706.7212, ein Ruckgang
von ca. 8 %. In diesem Zeitraum stieg die Zahl der Abtreibungen bei 1000 geborenen
Kindern von 175,5 auf 181,2 vorgeburtlichen Kindstotungen/Abtreibungen.
? 97 Prozent aller Schwangerschaftsabbruche werden mit “sozialer Indikation” begrundet.
Keiner einzigen Abtreibung lag 2003 eine kriminologisch begrundete Ursache
(Vergewaltigung oder Inzest) vor. Weniger als 3 % wurden mit “medizinischer Indikationen”
d.h. mit Gefahr fur das Leben von Mutter oder Kind begrundet.
? Ein besonderer Skandal ist, dass der Staat mit 40 Millionen Euro pro Jahr aus Steuergeldern
die Abtreibungen mitfinanziert ? und das trotz der katastrophalen demographischen
Entwicklung von immer weniger Kindern in Deutschland.
? Jahr fur Jahr werden in Deutschland zwei Stadte von der Große Potsdams durch Abtreibung
(rund 100.000 Einwohner) entvolkert.
? Abtreibung wird immer mehr zu einem Mittel der Familienplanung. Die Halfte aller Frauen,
die 2003 abgetrieben haben, waren verheiratet, 5 % geschieden, 0,5 % verwitwet und
49 % ledig. Das bedeutet meistens, dass diese einen festen (Lebensabschnitt-)Partner
hatten, der der Vater ihres ungeborenen Kindes war.
? Juristisch gesehen ist nach deutschen Recht die vorgeburtliche Kindstotung “rechtswidrig”.
Frauen, die eine Abtreibung vornehmen lassen ? oder die Manner, die sie dazu drangen
? gehen jedoch straffrei aus, sofern das Kind in den ersten 12 Wochen seines vorgeburtlichen
Lebens getotet wird. Dieser Zustand ist moralisch schizophren und widersinnig,
gesellschaftspolitisch Wahnsinn und vor Gott eine schwere Sunde.
Herr, wir danken dir
? fur deine gute Schopfungsordnung. Du, Gott, willst das Leben des Menschen;
? fur alle Kinder, die von ihren Eltern gewollt und geliebt werden und die gesund in einer
Familie aufwachsen konnen;
? fur alle Mutter, die sich auch in schwierigen Lebensumstanden fur ihre Kinder und gegen
Abtreibung entscheiden;
? fur alle Liebe, die Vater und Mutter fur ihre Kinder haben;
? fur alle Arzte, Schwestern und Hebammen, die sich mit ihrem Konnen und Wissen fur das
Wohlergehen und das Leben der Ungeborenen einsetzen;
? fur alle Lebensrechtsgruppen, die mit Nachdruck fur das Leben der Ungeborenen eintreten;
? fur alle Frauen oder Madchen, die sich lieber fur eine Freigabe zur Adoption als fur die
Totung ihres Ungeborenen entscheiden;
? fur alle Kirchen und Einrichtungen, die fur das Lebensrecht der Ungeborenen und Schwachen
eintreten und die Wurde des Menschen ehren.
Gebet:
Herr, wir danken Dir und bitten dich, hilf uns allen, mutiger fur das Leben einzutreten und
allen Unwahrheiten und Lugen entgegenzutreten.
Alle: Herr, wir danken dir! Amen
Herr, wir bitten dich:
? fur alle Frauen und Madchen, dass sie sich fur das Leben und gegen den Tod ihrer Kinder
entscheiden;
? fur alle Vater und Mutter, die sich auf ihre Kinder freuen und fur sie da sein wollen;
? fur alle schwangeren Frauen in Not, dass sie die Hilfe finden, die sie jetzt brauchen;
? fur eine kinderfreundliche Atmosphare in Deutschland;
? fur alle alleinerziehenden Mutter und Vater, dass ihnen die Erziehungsarbeit gelingt und
sie Liebe haben fur ihre Kinder;
? fur alle, die unter der Schuld einer Abtreibung leiden, dass sie Menschen finden, die ihnen
helfen, ihre Schuld zu Gott zu bringen;
? fur alle, die schwangere Frauen oder Madchen beraten, dass sie einfuhlsam und aufrichtig
ihnen einen guten Weg weisen.
Einer: Herr, wir bitten dich! Alle: Herr, erbarme dich!
9 Ehe und Ehescheidung
10 Jugendliche: Schule und Ausbildung
Pisa II zeigt deutliche Fortschritte
Die Abkurzung PISA steht fur “Program for International Student Assessment” (Programm
zur internationalen Schuler-Beurteilung). Getestet wird das Konnen der 15-jahrigen
Schuler in Mathematik, Naturwissenschaften, Lesen und in Problemlosung.
Die 2005 veroffentlichten Ergebnisse der Auswertung der Pisa-Studie (2003) zeigt, dass
Deutschland insgesamt im Vergleich mit anderen Nationen aufgeholt hat. Spitzenreiter ist
weiterhin Finnland. Deutschland liegt im unteren Mittelfeld. Innerhalb der deutschen Bundeslander
gab es ganz erhebliche Unterschiede. Spitzenreiter ist Bayern, das Land mit der
konsequentesten Bildungspolitik. Zentrale Abschlussprufungen sichern Bildungsgerechtigkeit
und fordern die Leistungsbereitschaft. Ein gegliedertes Schulsystem gewahrleistet
bessere Forderung von Kindern gemaß ihren Leistungen und Begabungen. Das Bekenntnis
zu einer werteorientierten Erziehung fordert Disziplin, Punktlichkeit, Verlasslichkeit und
Verantwortungsbewusstsein. Neben einer speziellen Forderung nachhaltigen Lernens im
Bereich der Naturwissenschaften und der Mathematik haben diese Werte der bayerischen
Schulen den Spitzenplatz in Deutschland eingebracht und die Schuler deutlich gefordert.
Es zeigt sich, dass die Vorstellungen der Alt-68er damit endgultig widerlegt sind. Die
Schaden mussen jedoch noch aufgearbeitet werden.
Die Probleme liegen deutlich bei den Eltern, die selbst in den 70er Jahren oft “antiautoritar”
erzogen wurden und jetzt bei der Erziehung ihrer Kinder sehr verunsichert sind.
Lehrer klagen uber unerzogene Kinder, deren undiszipliniertes Verhalten und Unruhe viel
Zeit und Kraft verbraucht, die dem Unterricht verloren geht.
Deutschland als Land mit fast 9 % Auslandern hat große Schwierigkeiten bei der Integration
von auslandischen Schulern, die oft nur wenig deutsch verstehen und sprechen. In
manchen Stadten wie Berlin, Munchen, Koln, Frankfurt oder Hamburg gibt es in den
Hauptschulen viele Klassen mit mehr als 50 % Auslanderkindern. Viele von ihnen verlassen
ohne ausreichende Sprachkenntnisse und ohne Hoffnung auf einen Arbeitsplatz die
Schulen und bilden ein soziales Konfliktpotential.
Unternehmen klagen uber die schlecht ausgebildeten und qualifizierten Schulabganger
und stellen kaum noch Hauptschuler ein. Viele Unternehmen leiden unter der schwierigen
Wirtschaftslage und sparen deshalb auch an der Ausbildung. Manchen Betrieben ist es
auch zu aufwandig, sich intensiv um einen Lehrling zu kummern. Und doch gibt es viele
Betriebe, die ihre Verantwortung kennen und mit großem Engagement ausbilden. Sie
wollen kunftige Mitarbeiter aufbauen, Fuhrungskrafte formen oder jungen Menschen mit
ihrer Ausbildung Chancen geben.
Viele Schuler haben langst erkannt, dass sie ohne Leistungsbereitschaft und Disziplin
keine Zukunftschancen haben. Die Zeit von “Null-Bock auf gar nichts” oder “no-future”
sind weitgehend vorbei.
Lehrstellenoffensive: Manche Zeitungen helfen jungen Menschen. So hat z.B. die Augsburger
Allgemeine seit drei Jahren eine Lehrstellenoffensive gestartet, wo Schulabgangern
geholfen wird, in ihrer Region eine passende Ausbildungsstelle zu finden.
Der “Ausbildungspakt der Bundesregierung” mit der Industrie hat bisher nur Teilerfolge
gezeigt. Eine Garantie, dass jeder Schulabganger einen Arbeitsplatz bekommt, ist
bisher gescheitert, ware aber dringend erforderlich.
Herr, wir danken dir
? fur die Wende zu mehr Selbstdisziplin und Verantwortung, die im Denken und
Handeln vieler Schuler und Jugendlichen eingetreten ist;
? fur die deutlich verbesserten Werte in der PISA-Umfrage, die zeigen, dass wir die
Probleme anpacken und die Ergebnisse verbessern;
? fur die Jugendlichen, Schuler und Studenten in unserem Land. Du, Herr, hast ihnen
viele Gaben, Krafte und Moglichkeiten gegeben;
? fur alle, die bereit sind, junge Menschen zu begleiten und zu beraten: fur die Lehrerinnen
und Lehrer, fur die Ausbilderinnen und Ausbilder in den Betrieben, fur
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Jugendarbeit der Kirchen, der Vereine und
des Staates;
? fur alle Jugendlichen, die sich in der Kirche und der Gesellschaft ehrenamtlich
engagieren und fur andere einsetzen;
? fur alle, die durch ihr Leben jungen Menschen zum Vorbild werden und sie zum
Guten anleiten;
Wir beten zu Gott
? fur die Jugendlichen, die auf der Suche nach einem echten Vater sind, dass sie
Liebe und Annahme sehen, dass sie in ihrer Suche nicht enttauscht werden;
? dass sie in Gott ihren Vater kennen lernen und dass sie als seine Kinder wahre
Liebe kennen lernen;
? fur die Jugendlichen, die nicht in ihren Elternhausern oder nur mit einem Elternteil
aufwachsen, dass sie gesund und unbeschadet aufwachsen konnen und zu liebevollen
Menschen heranreifen;
? fur die Jugendliche, die straffallig und gewalttatig geworden sind, dass sie kompetente
Hilfe und eine neue Chance in ihrem Leben bekommen;
? fur die Schulen, dass sie verstandnisvoll und aufrichtig mit ihren Schulerinnen und
Schulern umgehen und nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch den Charakter
formen;
? fur die Universitaten, dass sie bei allen Anforderungen auch fur ein menschliches
Klima fur die Studierenden sorgen;
? fur die Arbeitssuchenden, dass sie Arbeit finden und sich als wertvoll und gebraucht
erleben.
? fur alle Jugendlichen, dass sie eine gute Zukunft erleben und in Jesus Christus
ihren Bruder erkennen, der zugleich unser Herr ist.
Einer: Herr, wir bitten dich! Alle: Herr, erhore uns!
11 Arbeit und Arbeitslosigkeit
Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am Sabbat des Herrn, deines
Gottes, sollst du keine Arbeit tun. (2. Mose 20,9-10).
Wer gestohlen hat, der stehle hinfort nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen
Handen das notige Gut, damit er dem Bedurftigen abgeben kann (Epheser 4,28).
Jesus sagt in der Aussendungsrede zu seinen Jungern: in dem Haus, wo man euch aufnimmt:
In demselben Haus bleibt, esst und trinkt, was man euch vorsetzt, denn ein Arbeiter
ist seines Lohnes wert.
Arbeit und Arbeitslosigkeit
Arbeit ist knapp geworden. Unter dem standig wachsenden Kostendruck mussen nicht nur
Industriebetriebe, sondern auch der Staat und die Kirchen rationalisieren. Das bedeutet,
dass immer weniger Menschen die gleiche Arbeit bewaltigen mussen. Uberforderung und
Arbeitslosigkeit sind die Folge. Darunter leiden heute immer mehr Menschen. Was fruher
viele Menschen miteinander erarbeiteten, das mussen jetzt immer weniger leisten. Das
fuhrt zur seelischen und korperlichen Uberforderung. Der Rationalisierung sind menschliche
Grenzen gesetzt.
Arbeit gehort zu den hochsten Werten in unserer Gesellschaft. Arbeitslosigkeit wird als
große Belastung empfunden. In der ehemaligen DDR lernten Kinder: “Der Mensch unterscheidet
sich vom Tier durch den aufrechten Gang und der zielgerichteten Arbeit”. Dieser
Satz entfaltet gerade in Zeiten der Arbeitslosigkeit seine eigene Dynamik. Arbeitslose
empfinden sich als wertlos. Sie fuhlen sich entwurzelt und in ihrem Selbstwert verunsichert.
Das gilt besonders fur junge Menschen, die nicht richtig in den Arbeitsprozess hineinkommen
oder die Langzeitarbeitslosen, die trotz vieler Bemuhungen in ihrer Gegend keine
Arbeit finden. Die Gefahr, an sich und ihrem Leben zu verzweifeln, ist groß. Nicht selten
fuhrt sie zu Suizidversuchen. Die Angst vor dem sozialen Abstieg fuhrt nicht selten in
Verbitterung und Protest gegen die Gesellschaft oder in Depression. Dies belegen auch die
Erkrankungen, die oft unmittelbar nach der Entlassung oder nach der Verrentung eintreten.
Das erste Jahr nach dem Ende des Arbeitslebens gilt als besonders kritisches Jahr, in
dem Menschen plotzlich erkranken. Dies alles zeigt uns, wie sehr die Arbeit unseren
Selbstwert bestimmt.
Vor diesem Hintergrund wollen wir beten.
Wir danken Gott
? fur uber 40 Millionen Arbeitsplatze in Deutschland;
? fur die wieder wachsende wirtschaftliche Kraft in unserem Land;
? fur Gottes Auftrag, zu arbeiten und die Welt zu bebauen und zu bewahren;
? fur den Sonntag als freien Tag, an dem wir Gott loben und ehren und uns erholen
konnen;
? fur alle verantwortungsvollen Arbeitgeber, die die Arbeit nicht in Billiglander
verlagern;
? fur Gottes Liebe zu den Menschen, unabhangig von ihrer Arbeits- oder Lebensleistung.
Alle: Herr, wir danken dir!
Wir bitten Gott um Vergebung,
? wo wir trotz unseres Wohlstandes nur gejammert und nicht gedankt haben;
? wo wir nicht bereit waren, Arbeit oder Wohlstand zu teilen.
Alle: Herr, wir bitten dich, vergib uns.
Wir bitten Gott
? um Ermutigung fur alle, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind;
? um Weisheit und Durchblick fur alle Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik,
dass sie mutig und ohne Angst die richtigen Entscheidungen treffen;
? um wirkungsvolle Wege aus der Arbeitslosigkeit und um Kreativitat und Erfindergeist,
neue und gute Produkte zu schaffen;
? um ein gutes und angstfreies Klima zwischen den Kollegen und zu den Vorgesetzten,
damit nicht gemobbt wird und die schwacheren Kollegen nicht auf der Strecke
bleiben;
? fur alle diejenigen, die durch ihre Arbeit standig uberlastet sind, dass sie Wege
finden, der Uberforderung angemessen zu begegnen.
Einer: Herr, wir bitten dich! Alle: Herr, erhore uns!
12 Krieg der Generationen?
Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass es dir wohl ergehe und du lange lebst im Lande.
(2. Mose 20,12 und 5. Mose 5,16)
Mose sprach zu dem Volk Israel: Nehmt zu Herzen alle Worte, die ich euch heute bezeuge,
dass ihr euren Kindern befehlt, alle Worte dieses Gesetzes zu halten und zu tun. Denn es
ist nicht ein leeres Wort an euch, sondern es ist euer Leben, und durch dieses Wort werdet
ihr lange leben in dem Lande, in das ihr nun zieht uber den Jordan, um es einzunehmen.
(5. Mose 32,46-47)
“Droht ein Krieg der Generationen? Statistiker warnen vor Spaltung.”
So titelte die Augsburger Allgemeine aufgrund einer ap-Meldung im Jahr 2004. Die Fakten
und ihre Deutung: Nach Angaben des statistischen Bundesamtes ist das Geburtendefizit
2003 erneut um 23.000 auf nun 143.000 Menschen angewachsen. Das ist Teil einer
Entwicklung, die bereits seit 33 Jahren anhalt. 1971 (drei Jahre nach 1968!) war das letzte
Jahr, in dem in Gesamtdeutschland ein Geburtenuberschuss verzeichnet wurde. Nach den
Vorausberechnungen der Wiesbadener Behorde werden im Jahr 2050 in Deutschland
6000.000 Menschen mehr sterben als geboren.
Grunde fur das Geburtendefizit
zusammengetragen von Martin Textor vom Munchner Staatsinstitut fur Fruhpadagogik:
Im wachsenden Wohlstand werden Single-Dasein und bewusster Verzicht auf Kinder
gesellschaftlich akzeptiert. Verhutungsmittel sind leicht zu haben. Man beschrankt die
Kinderzahl, “damit die Ich-Entfaltung nicht zu sehr durch die Erziehungsaufgabe behindert
wird”.
Was kann getan werden?
Selbst wenn das Wunder geschahe und wieder mehr Kinder geboren wurden und jahrlich
150.000 junge Leute aus dem Ausland einwandern wurden, ließe sich das Problem nicht
schnell, sondern nur auf lange Zeit ausraumen.
Der Bielefelder Bevolkerungswissenschaftler Herwig Birg bilanziert:
Die in den letzten 34 Jahren nicht Geborenen fehlen heute als potentielle Eltern ? sodass
“auch die beste Familienpolitik mangels Adressaten das Blatt nicht wenden” kann. Wir
konnen die Uberalterung unserer Gesellschaft nicht mehr aufhalten, sondern nur mildern.
Die Folge der Uberalterung werden hohe Sozialkosten sein, insbesondere zur Versorgung
der Alten. Experten rechnen damit, dass bereits 2030 die Halfte aller Burger in
Deutschland alter als 55 Jahren sein und noch 25 bis 30 Lebensjahre vor sich haben wird.
Bezahlen mussen das die Jungen mit hohen Renten- und Kassenbeitragen.
Der Wirtschaftswissenschaftler Meinhard Miegel befurchtet sogar eine Gefahrdung der
Demokratie, weil er mit dem Widerstand der Arbeitenden gegen allzu hohe Belastungen
rechnet. Der Soziologe Reiner Gronemeyer warnt vor einem “Generationenkrieg”.
Birg sieht daruber hinaus weitere Konfliktlinien, die auf die Menschen zukommen:
? Abwanderung junger Leute von Ost- nach Westdeutschland bedroht im Osten die
demographische Substanz. “Der Osten blutet aus.” Entleerung von Dorfern und
Stadten.
? Die nichtdeutsche Bevolkerung wird in vielen Großstadten einen Anteil von 50
Prozent oder mehr erreichen. Das bedeutet ein hohes Konfliktpotential, wenn bestimmte
Auslander ihre Interessen gewaltsam durchsetzen wollen.
? Es droht eine Spaltung der Gesellschaft in Kinderlose und Familien mit Kindern,
weil letztere neben dem finanziellen auch den noch wichtigeren “generativen Beitrag”
zur sozialen Sicherung in Form von Erziehung kunftiger Beitragszahler leisten.
(Das heißt, jetzt schon leisten Familien mit Kindern sowohl personlich als
auch finanziell einen weit hoheren Beitrag als die Kinderlosen! Diese Ungerechtigkeit
muss schnell beseitigt werden.)
? Tatsachlich werden Gedanken zur Beschrankung der Krankenversorgung bereits
offentlich diskutiert. Philipp Missfelder, Vorsitzender der Jungen Union, musste
seinen Vorschlag, Menschen uber 80 Jahren ein kunstliches Huftgelenk nicht mehr
durch die Kassen bezahlen zu lassen, wegen heftigen Protesten zuruckziehen.
? Andere gehen noch weiter und wollen das Problem ? wie in den Niederlanden ?
durch Euthanasie losen.
Hier kunden sich Vorboten eines Generationenkrieges um die Verteilung finanzieller Mittel
bereits an, die Zuge der Unmenschlichkeit tragen.
Herr, wir danken dir
? fur die jungen und alten Menschen in unserem Volk, denen du deine Gnade und
deinen Segen verheißen hast und die du durch dein Wort zu dir ziehen willst;
? dass du so viel Geduld gerade mit unserem Volk gehabt hast;
? dass die Jungen und Alten sich mit Respekt begegnen und miteinander leben und
reden wollen;
? dass die Alten fur die Jungen nicht “Altes Eisen”, sondern mit ihrer Erfahrung
auch “alte Hasen” sind;
? fur alle jungen Eltern, die sich ganz bewusst fur ihre Kinder entschieden haben und
fur sie auch viele Opfer bringen;
? fur alle Hingabe auch von der Großelterngeneration, dass ihre Bereitschaft mitzuhelfen
angenommen wird und sie die jungen Eltern entlasten konnen;
? fur alle Familien, in denen drei oder mehr Generationen harmonisch zusammenleben.
Herr, wir bitten dich,
? dass die Verantwortlichen im Lande die Probleme der Uberalterung und der fehlenden
Kinder wirklich ernst nehmen und entsprechend handeln;
? dass junge Menschen wieder im großeren Maß bereit werden, Eltern zu werden
und Kinder willkommen zu heißen;
? dass in der Gesellschaft Familien mit mehreren Kindern besonders geachtet und
gefordert werden;
? dass Frauen in ihrem Beruf durch ihre Kinder keine Nachteile bekommen, sondern
gut integriert werden;
? dass sich das Denken und Empfinden der Menschen andert und sie erkennen, dass
sie die Wurde jedes Menschen, auch in seiner Gebrechlichkeit achten und schutzen.
Einer: Herr, wir bitten dich! Alle: Herr, erbarme dich und erhore uns! Amen
13 Die Macht der Medien
14 Europa
Und Paulus sah eine Erscheinung bei Nacht: Ein Mann aus Mazedonien stand da und bat uns:
Komm heruber nach Mazedonien und hilf uns! Als er aber die Erscheinung gesehen hatte, da
suchten wir sogleich nach Mazedonien zu reisen, gewiss, dass uns Gott dahin berufen hatte, ihnen
das Evangelium zu predigen” (Apostelgeschichte 16, 9-10).
Europa eine christliche Seele geben
Am 8. Mai 2004 haben 150 geistliche Bewegungen Europas in Stuttgart einen großen gemeinsamen
Europatag gefeiert. Am Ende wurde die Botschaft von Stuttgart vorgetragen und mit großem
Beifall der fast zehntausend Teilnehmer angenommen. Darin heißt es:
“Europa befindet sich in einem entscheidenden Augenblick, der fur seinen Fortbestand und seine
Entwicklung von grundlegender Bedeutung ist. Es darf sich nicht beschranken auf einen gemeinsamen
Markt oder einen von reinen Sicherheitsinteressen gepragten Zusammenschluss seiner
Burger. Die Liebe Gottes zu allen Volkern hat sich gerade in der heutigen Zeit immer wieder
deutlich gezeigt und drangt Europa zu weit Großerem.
Vielfalt und Schonheit haben die Geschichte dieses Kontinents gepragt. Glanzvolle Zeiten und
großartige Errungenschaften steht die bittere Wahrheit gegenuber, dass Menschen ohne Bezug zu
echten und tiefen Werten entwurzelt werden und zu den großten Verbrechen fahig sind.
Im 20. Jahrhundert bezeugen die Erfahrungen der beiden Weltkriege, der Konzentrationslager, des
Gulag sowie in besonderer Weise der Shoah eine Dunkelheit, die sich auf unseren Kontinent gelegt
hat und auch die ubrige Welt erfasst hat. Heute zahlen Ausgrenzungen, Ungerechtigkeiten
aller Art, die vielfaltigen Formen von Ausbeutung und die Geißel des internationalen Terrorismus
zu den Ubeln, die nach einer Losung verlangen. Und dennoch beobachten wir mit Dankbarkeit,
wie sich ein versohntes, ein freies und demokratisches Europa entwickelt.
Aus der Erfahrung der verandernden Kraft des Evangeliums von Jesus Christus wissen wir uns
berufen, fur ein Europa zu arbeiten, dessen Einheit in seiner Verschiedenheit sichtbar wird. Als
Vertreter von mehr als 150 christlichen Bewegungen und Gemeinschaften sind wir aus ganz Europa
nach Stuttgart gekommen, um diese neue, standig wachsende Gemeinschaft unter uns zu bezeugen,
die nur der Geist Gottes wirken kann. Die Erfahrung gemeinschaftlichen Lebens unter uns hat
ihre Wurzeln auch in den kulturellen Traditionen, die im Licht einer judisch-christlichen Offenbarung
unseren Kontinent im Lauf der Jahrhunderte gepragt haben. Wir mochten diese Erfahrung
anbieten als einen Beitrag fur Europa, das den Herausforderungen der Gegenwart gewachsen ist.
Die Charismen, Gaben, die Gott schenkt, haben uns auf den Weg der Geschwisterlichkeit gefuhrt.
In ihr sehen wir die eigentliche Berufung Europas. Geschwisterlichkeit bedeutet ein Leben aus
jener Liebe, die im Evangelium verkundet wird. Diese Liebe schließt niemanden aus, lebt aus der
bestandigen Bereitschaft zum Neuanfang und konkretisiert sich im Hier und Jetzt.
Geschwisterlichkeit bedeutet fur uns:
? Gerechte Verteilung der Guter und Ressourcen
? Gleichheit in Verschiedenheit
? Freiheit fur alle
? Bewahrung des gemeinsamen kulturellen Erbes Europas
? Offenheit fur Menschen anderer Kulturen und religiosen Traditionen
? Solidaritat mit den Schwachen und Bedurftigen
? Wertschatzung der Familie
? Achtung menschlichen Lebens in allen Phasen seiner Entwicklung
? Schutz von Umwelt und Natur
? Verantwortungsvoller Einsatz der Kommunikationsmittel im Dienst an den Menschen.
Durch diese gelebte Geschwisterlichkeit wird Europa selbst zu einer Botschaft des Friedens: eines
aktiven Friedens, der im alltaglichen Leben beginnt und aufbaut auf der standig neu erbetenen und
gewahrten Vergebung. Ein Friede, der die Volker verbindet durch die “Globalisierung” von Solidaritat
und Gerechtigkeit.
Diese Botschaft versteht sich nicht als bloße Absichtserklarung. Wir wollen vielmehr gemeinsam
mit allen Menschen guten Willens arbeiten fur ein Europa der Liebe und Geschwisterlichkeit, fur
ein Europa, das seine Verantwortung wahrnimmt und sich als Teil der Weltgemeinschaft begreift.”
Stuttgart, 8. Mai 2005.
Herr, wir danken dir
? dass du deinen Apostel nach Europa gerufen hast und er schon ganz fruh deine frohe Botschaft
der Rettung unter unseren Vorfahren verkundet hat;
? dass nach den furchtbaren Ereignissen des 2. Weltkriegs glaubige Politiker die Vision
eines zusammenwachsenden Europas bekommen haben;
? dass dein Evangelium die verbindende Klammer unseres Kontinents geworden ist;
? dass christliche Werte unserem Kontinent ein menschliches Angesicht gegeben haben;
? fur alle Schonheit der Natur und alle Gaben, die du uns in Europa gegeben hast;
? fur die großartigen Schatze des Wissens und der Kultur in unseren Landern;
? fur alle guten Impulse die von Europa in alle Welt ausgegangen sind.
Herr, wir bitten dich
? dass sich Europa zu seinen christlichen Wurzeln bekennt und eine christliche Seele bekommt;
? dass die begonnene Einheit Europas weiter wachst und immer tiefer wird;
? dass wir immer besser lernen, Einheit in versohnter Verschiedenheit zu leben;
? fur die Wahrung der Freiheit und der Menschenwurde;
? dass wir die gemeinsamen Guter und Werte unseres kulturellen Erbes bewahren und wertschatzen;
? fur die Offenheit fur alle Menschen aus anderen Kulturen und religiosen Traditionen;
? fur Solidaritat mit den Schwachen, Behinderten und Armen in den Stadten und auf dem
Land;
? fur eine tiefe Wertschatzung der Familien;
? fur die Achtung menschlichen Lebens in allen Phasen seiner Entwicklung (vorgeburtlich
und in der Zeit der Gebrechlichkeit);
? fur den verantwortungsvollen Umgang mit den Schatzen der Natur und der Umwelt;
? fur einen geschwisterlichen Umgang miteinander;
? fur eine Verfassung, die sich unseres christlichen Erbes bewusst ist und sich vor dir, Herr,
verantwortet.
Einer: Herr, wir bitten dich! Alle: Herr, erbarme dich!
15 Integration auslandischer Mitburger
Jesus Christus spricht: Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.
(Matt. 25,359)
Gott fordert von Israel: Die Fremdlinge sollst du nicht bedrangen noch unterdrucken;
denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Agyptenland. (2. Mose 22,20)
Zahlen und Daten (aus Harenberg-Lexikon “Aktuell 2005”):
? Die Bevolkerung der Bundesrepublik Deutschland betrug am 31. Dezember 2002
82.500.000 Personen, 96.4000 mehr als 2001, davon waren 7.340.000 Auslander,
12.000 mehr als 2001.
? Der Anteil der Auslander an der Gesamtbevolkerung betrug 8,9 %.
? Die großte Auslandergruppe sind die Turken mit 25,6 %, Italiener sind mit 8,2 %,
Serben mit 7,7 % vertreten.
? Die Zahl der Asylsuchenden ist rucklaufig.
? Es gibt eine wachsende Zahl judischer Einwanderer vor allem aus den ehemaligen
GUS-Landern, Russland, Weißrussland, Ukraine und aus Polen. Ziel ist, die Zahl
judischer Burger zu erreichen, die Deutschland vor 1933 hatte.
Das Verhaltnis von Deutschen und Auslandern ist vielschichtig. Es ist von Vorurteilen
und Angsten aber auch von guten und schlechten Erfahrungen gepragt. Trotz aller Zuruckhaltung
ist Deutschland kein fremdenfeindliches, sondern eher ein offenes Land. Dies
zeigt auch der hohe Auslanderanteil an der Gesamtbevolkerung. Nur in Ballungsgebieten
wie in manchen Großstadten gibt es Probleme, die oft unter den Immigrantengruppen
(“Russen” und “Turken”) gewaltsam ausgetragen werden.
Alle großen politischen und gesellschaftlichen Gruppen fordern zu Toleranz und Offenheit
auf. Trotzdem genugen hier die Appelle guten Willens nicht. Beide Seiten, Einheimische
und auch die Immigranten mussen bestimmte Verhaltensregeln einhalten, die der Wurde
eines Menschen entsprechen. Die Gabe der Gastfreundschaft ist in Deutschland weniger
stark ausgepragt als in den sudlichen und besonders islamischen Landern. Auslander beklagen
in Deutschland oft eine unpersonliche Kalte im Umgang mit ihnen. Andererseits
wird die deutsche Gastfreundschaft ausgenutzt. Deutschland ist zum Tummelplatz krimineller
Banden geworden mit mafioser Struktur. Die lange Zeit geubt Großzugigkeit staatlicher
Stellen, musste deshalb in den letzten Monaten deutlich eingeschrankt werden.
Ein besonderes Problem bilden islamistische Gruppen, die durch Hassprediger aufgehetzt
werden. Seit dem Irakkrieg besteht auch in Deutschland eine wachsende Gefahr von
Selbstmordattentaten. Dies wurde die Situation von Auslandern moslemischen Glaubens
erheblich belasten.
Wir danken Gott
? dass er alle Menschen in allen Volkern und Nationen seine Liebe schenkt;
? dass er will, dass allen Menschen geholfen werde und sie seine Wahrheit erkennen;
? dass vor ihm alle Menschen gleich sind;
? dass Jesus sein Volk in allen Nationen sammelt und beruft;
? fur die wachsende Zahl auslandischer christlicher Gemeinden in unserem Land, die
fur uns Deutsche in ihrem Eifer fur Gott eine echte Bereicherung sind;
? fur die kulturelle Vielfalt und den Reichtum der Menschen aus anderen Volkern
vor allem in unseren Stadten;
? fur die großzugige Hilfe, die (West-)Deutschland nach dem Krieg aus Amerika
erfahren hat;
? fur den Beitrag auslandischer Mitburger am Wohlstand unseres Landes;
? fur alle friedliche Integration von Auslandern, Asylsuchenden und Fluchtlingen,
die gelungen ist, und fur alle Bemuhungen auf diesem Gebiet.
Wir bitten Gott
? um Vergebung, wo wir als Christen der Auslanderfeindlichkeit nicht genugend
entgegengetreten sind;
? fur ein freundliches Miteinander von Auslandern und Deutschen;
? fur ein gutes Verstandnis unter den verschiedensprachigen Gemeinden;
? fur ein menschenfreundliches Klima in unserem Land;
? fur eine Haltung der Gastfreundschaft und Herzlichkeit und um den Mut, auch
unsere Hauser und Wohnungen fur Begegnungen zu offnen;
? fur verantwortungsvolle islamische Geistliche, die sich zu wahrer Toleranz und der
Menschenwurde bekennen und die sich von allen Hasspredigern deutlich distanzieren.
Einer: Herr, wir bitten dich! Alle: Herr, erbarme dich!
16 Deutschland und Israel
Die Erwahlung Israels
Denn du, Israel bist ein heiliges Volk dem Herrn, deinem Gott. Dich hat der Herr dein
Gott erwahlt zum Volk des Eigentums aus allen Volkern, die auf Erden sind. Nicht hat
euch der Herr angenommen und erwahlt, weil ihr großer waret als alle Volker ? denn du
bist das kleinste unter den Volkern ? sondern weil er euch geliebt hat und damit er seinen
Eid hielte, den er euren Vatern geschworen hat. So sollst du nun wissen, dass der Herr,
dein Gott allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste
Glied halt denen, die ihn lieben und seine Gebote halten. (5. Mose 7, 6-9)
Der Apostel Paulus schreibt im Romerbrief uber die Berufung Israels: Gottes Gaben und
Berufungen konnen ihn nicht gereuen! Und fugt dann uber das Schicksal seines Volkes
hinzu: O welch eine Tiefe des Reichtums, beides der Weisheit und der Erkenntnis Gottes.
Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! (Romer 11, 29 und
33).
Gedanken zu Israel:
Israel ist kein Land wie alle anderen Lander. Die Juden sind kein Volk wie alle anderen
Volker. Die Juden sind das einzige Volk der Antike, das trotz seiner Vertreibung aus Israel
uberlebt hat. Sie wurden gehalten durch die Treue Gottes, der ? trotz aller menschlicher
Schuld ? an seiner Erwahlung festhalt.
Nachdenkliche Menschen haben dies zu allen Zeiten gewusst. Sie spurten etwas von dem
Geheimnis, das uber Israel und den Juden liegt. Ein glaubiger Jude hat gesagt: Mehr als
Israel den Sabbat gehalten hat, hat der Sabbat Israel gehalten. Dabei waren die Juden immer
in der Gefahr, so sein zu wollen wie die anderen Volker. Die Erwahlung Gottes war
ihnen nicht nur Auszeichnung, sondern oft eine Last.
Zwischen Deutschland und Israel gibt es daruber hinaus eine lange wechselhafte Geschichte
und eine tiefe Verbundenheit, die durch den Holocaust und die Shoah nicht ausgeloscht
worden ist. Das Jiddische, die Sprache der Ostjuden, war eigentlich ein judischer
Dialekt der deutschen Sprache. Viele deutsche Juden haben großartige wissenschaftliche,
kunstlerische und kulturelle Leistungen vollbracht. Umso tragischer war das Geschehen
der Shoah, das in der Geschichte der Menschheit ohne Beispiel ist. Die Verbrechen der
Nazizeit konnen nicht ausgeloscht werden.
Dankbar stellen wir fest, dass immer mehr Menschen mit judischen Wurzeln wieder nach
Deutschland kommen und hier eine Heimat finden. Auch die diplomatischen Beziehungen
zu Israel, die es seit 40 Jahren gibt, sind gut ? auch wenn sie nie unbelastet sein konnen.
Deutschland gehort zu den verlasslichsten Freunden Israels neben den USA. Es weiß von
seiner bleibenden Verpflichtung, Israel beizustehen und zu helfen. Dies gilt auch in der
jetzt besonders schwierigen Situation mit den Palastinensern und den fanatisierten Islamisten
und Terroristen, die sich nicht mit der Existenz des Staates Israel abfinden wollen.
Als Deutsche sollten wir wissen, dass es vor allem der Holocaust war, der die Westmachte
uberzeugte, dass die Juden eine sichere Heimstatte brauchen und bereit machte, die Grundung
des Staates Israel zuzulassen.
Staunend stellen wir fest, dass seit 1967, also seit etwa 40 Jahren, die Zahl der Juden
wachst, die Jesus als ihren Messias anerkennen. Sie haben sich oft auf ganz außergewohnliche
Weise zu Jesus bekehrt. Als Messianische Juden halten sie an den judischen Ordnungen
und Geboten fest und wollen sich nicht von ihren judischen Wurzeln trennen.
Auch hier erkennen wir, dass Gott an seinen Verheißungen festhalt und dabei ist, die erste
aller Trennungen zu uberwinden. Da sie oft zwischen allen Stuhlen sitzen, wollen wir
ihnen besonders verbunden sein. Wir konnen verstehen, dass sie Jesus auch unter ihren
Glaubensgeschwistern bezeugen wollen. Das widerspricht nicht dem Geist guter Freundschaft
zu den ubrigen Juden, die wir als unsere alteren Bruder und Schwestern im Glauben
ehren. Wir sind dankbar fur alle Bemuhungen, die den messianischen Juden den ihnen
zukommenden Platz im Volk Gottes geben wollen.
Dank
? Herr, wir danken dir fur deine bleibende Treue deinen Volk Israel gegenuber.
? Wir danken dir, dass dich deine Gaben und Berufungen nicht gereuen und du wartest
bis wir sie ergreifen.
? Wir ahnen etwas von deinen Wegen, die oft so unerforschlich sind und von deinen
Gerichten, die zuletzt doch zum Segen werden mussen.
? Du bist deinem Volk auch in den Katastrophen nahe gewesen.
? Du bist in Auschwitz aufs Neue gekreuzigt worden durch Menschen unseres Volkes.
Wir danken dir, dass viele Juden unsere ausgestreckte Hand ergriffen haben
und unsere Bitte um Vergebung gehort haben.
? Wir danken dir, dass Israel jetzt in seinem fruheren Land eine neue Heimat gefunden
hat und dieses Land mutig und kraftvoll aufbaut.
? Wir danken dir, dass immer mehr Juden Jesus nicht nur als ihren großen Bruder,
sondern auch als ihren Messias erkennen und ihre Zahl deutlich wachst.
Herr, wir bitten dich,
? dass du dein Volk in seine wahre Berufung hineinfuhrst und sie dir ein heiliges
Volk sein werden;
? dass du auch das Volk deines neuen Bundes zu dieser Berufung fuhrst und wir dich
darin verherrlichen konnen;
? dass Israel im Frieden von seinen Feinden leben kann und der Terrorismus endlich
uberwunden wird;
? dass Deutsche und Juden hier in Deutschland und auch in Israel eine besonders
gute Beziehung aufbauen und pflegen konnen;
? dass eine tiefe Geschwisterlichkeit zwischen den beiden Volkern entsteht, die zum
Segen wird fur viele andere Volker;
? dass Juden die Manner und Frauen nicht als Feinde ansehen, die sich unter ihnen
zu Jesus dem Messias bekennen;
? dass die Kirchen hier eine besondere Aufgabe zur Versohnung und Geschwisterlichkeit
sehen, diese beiden Teile zu versohnen;
? dass die Kirchen ihre Verpflichtung erkennen, den messianischen Juden den ihnen
gebuhrenden Platz im Leib Christi zu geben.
Einer: Herr, wir bitten dich! Alle: Herr erbarme dich!