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8.12.2023
Leitverse 2,30-32 „Denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, den du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.“
Unser Glaubensleben besteht aus Danken und Hoffen: Danken für die bereits geschehenen Ereignisse und Hoffen auf die Verheißung. Wenn wir Danken und Hoffen richtig üben, haben wir ein seliges Leben. Das Christuskind ist unsere Dankbarkeit und zugleich unsere Hoffnung.
Weihnachten sind nahegekommen. Letzten Sonntag war schon der erste Advent. Wir wollen heute zwei Senioren, einen Herrn und eine Dame, kennenlernen, um die Bedeutung des Kommen Christi für uns zu erfahren. Wir wollen dadurch Jesus persönlich kennenlernen und Freude erfahren.
1. Die Darstellung Jesu im Tempel (22-24)
Lukas erzählt uns vom ersten Tempelbesuch Jesu mit seinen Eltern. Er ist nur etwa 40 Tage alt. Warum bringen seine Eltern ihn so früh zum Tempel?
Ihr erstes Ziel ist, Gott Baby Jesus darzustellen.
„Darstellen“ heißt ursprünglich „zum Opfer darbringen“ oder „zur Verfügung stellen“.
Weil Jesus ihr erster Sohn ist, wollen sie ihn Gott darstellen. Nach der kirchlichen Tradition ist 2. Februar der Tag der Darstellung Christi. Das ist 40. Tag nach Weihnachten.
Die Darstellung Jesu erinnert uns an die Rettungsgeschichte der Israeliten von der Tyrannei des Pharaos. Bei der zehnten Plage ließ Gott alle erstgeborenen Söhne der Ägypter sterben, aber verschonte die der Israeliten. Da wurden die Ägypter panisch und ließen die Israeliten ausziehen.
Die Israeliten sollen sich stets daran erinnern und ihre erstgeborenen Söhne mit dem symbolischen Tieropfer auslösen.
Und diese Rettungsgeschichte wird durch Jesus Christus im wahrsten Sinn erfüllt. Gott hat uns durch Jesus Christus von der Sklaverei der Sünde und der Todesmacht erlöst.
Das zweite Ziel der Darstellung Jesu ist, Gott ein Reinigungsopfer für Maria zu bringen.
Eine Frau, die einen Sohn geboren hat, ist nach dem Gesetz des Alten Testaments 40 Tage lang unrein und im Fall der Geburt eines Mädchens 80 Tage (3. Mose 12,1-4). Während dieser Tage soll die junge Mutter zu Hause bleiben und nicht zum Tempel kommen. Also: Eine junge Mutter darf mindestens 40 Tage lang Ruhe haben und sich erholen.
Es ist interessant, dass diese Zeitspanne von 40 Tagen dem Wochenbett[1] (lat. puerperium) entspricht. Das Wochenbett bedeutet die sechs bis acht Wochen nach der Entbindung, in denen sich die weiblichen Geschlechtsorgane mit Ausnahme der Brüste auf ihren normalen Zustand vor der Schwangerschaft zurückentwickeln. Während des Wochenbettes soll sich die junge Mutter von Schwangerschaft und Geburt erholen.
Das Gesetz im Alten Testament schreibt vor, dass eine junge Mutter nach den Tagen der Reinigung Gott ein Schaf zum Brandopfer und eine Taube zum Sühneopfer geben soll (3. Mo 12,6-7). Aber für eine arme Frau genügte es zwei Tauben (3. Mo 12,8).
Josef und Maria sind arm und haben Gott zwei Tauben gebracht (s. Vers 24). Unser Heiland hat arme, aber liebevolle, gläubige Eltern.
Während Maria und Josef mit ihrem Baby Jesus den Tempel besuchen, erkennen zwei Senioren Christus. Wir wollen diese Senioren kennenlernen.
2. Das Zeugnis Simeons (25-35)
Lukas stellt uns zuerst Simeon vor: „Siehe, ein Mann war in Jerusalem, mit Namen Simeon; und dieser Mann war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war mit ihm“ (25).
Lukas nennt uns drei Merkmale Simeons:
Sein erstes Merkmal ist, dass er fromm und gottesfürchtig ist.
Er ist kein Priester, sondern ein Laie. Deswegen könnte er meinen, dass er nicht brauche, ein frommes, gottesfürchtiges Leben zu führen. Aber er lebt als ein frommer (d.h. gerechter), gottesfürchtiger Mensch. Obwohl die meisten Menschen nur zeremoniell gläubig sind und Gottes Gebot ignorieren, lebt er vor Gott und hält sein Gebot treu. Weil er vor Gott lebt, sind sein Herzensmotiv und sein Lebenswandel gottwohlgefällig und Menschen-erbaulich.
Die Bibel nennt uns einige frommen Menschen, z. B. Josef und Maria (Mt. 1,19), Priesterehepaar Zacharias und Elisabet (1,6) und Josef von Arimathäa, ein Mitglied des Hohen Rates (23,50). Apg. 22,12 stellt uns Hananias so vor: „Da war ein gottesfürchtiger Mann, der sich an das Gesetz hielt… mit Namen Hananias, der einen guten Ruf bei allen Juden hatte, die dort wohnten.“
Manche Menschen glauben an den lebendigen Gott nicht. Sie rechnen damit nicht, dass Gott ihr Motiv und ihre Taten sieht. Deswegen leben sie gesetzlos.
Aber wir sollen an den lebendigen Gott glauben. Wir sollen nicht vergessen, dass Gott all unsere Gedanken und unsere Taten sieht. Er sucht nach Leuten, die zu seiner Ehre und zum Aufbau anderer leben und wirken. Wir sollen ein frommes Leben zur Ehre Gottes und zum Wohl der Menschen führen. Gott freut sich dann über uns.
Das zweite Merkmal Simeons ist, dass er auf den Trost Israels wartet.
Gott hat versprochen, einen Messias zu senden, um sein Volk zu trösten (s. Jes. 40,1; Jes. 52,9). Aber die Situation Israels sieht schlecht aus. Israel hat seine politische Freiheit verloren. Und Herodes der Große regiert im Auftrag Roms über Israel. Herodes ist solch ein grausamer König, der alle Kleinkinder in Bethlehem ermorden lässt.
Wenn die politischen Herrscher böse sind, sollen mindestens Geistliche das Volk trösten. Leider sind Geistliche Israels nicht besser als die politischen Machthaber.
In Israel gibt es zu jener Zeit zwei herrschende religiöse Gruppen. Schriftgelehrte und Pharisäer sind eine Gruppe, und Priester und Sadduzäer sind die andere Gruppe.
Die Pharisäer und Schriftgelehrten sind gesetzlich orientiert. Sie predigen dem Volk Vergebung nicht, sondern die Verdammung.
Dagegen sind die Priester und Sadduzäer weltlich-gesinnte Adeligen. Sie betonen die religiöse Zeremonie. Aber sie glauben weder an die Auferstehung noch an das ewige Leben. Sie wollen ihr irdisches Leben möglichst viel genießen. Darum lieben sie die Welt und das Luxusleben. Aber Simeon ist nicht gesetzlich gesinnt, sondern barmherzig. Er ist auch nicht weltlich. Er glaubt an die Auferstehung und wartet auf den Trost Gottes durch Christus. Nachdem Simeon den Heiland gesehen hat, lobt er Gott: „Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, den du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.“ Wir fragen uns, was uns wirklich zufrieden und glücklich machen kann. Kann uns die Demokratie das wahre Glück bringen? Wir sind für die Demokratie. Aber wir nehmen die Tatsache ernst, dass die Demokratie uns keine wahre Glückseligkeit schenken kann. Kann aber ein genusssüchtiges Leben uns glücklich machen? Keinesfalls. Ein reiches Einkommen wäre für uns gut, aber das kann uns auch nicht glücklich machen. Südkoreaner sind in den letzten 40 Jahren reich geworden. Aber nach der Statistik von WHO im Jahr 2019 haben 28,6 Koreaner pro 100.000 Einwohner pro Jahr Selbstmord begangen[2]. Damit hat Südkorea die vierthöchste Selbstmordrate der Welt. Die Selbstmordrate Deutschlands hat mit 12,3 den 42. Rang. Die Selbstmordrate zeigt uns, dass die Glückseligkeit der Menschen nicht unbedingt von materiellem Besitz oder äußerer Situation abhängig ist. Simeon zeigt uns, wie wir wirklich glücklich werden können. Er nennt in seinem Lob den Grund seiner Glückseligkeit: Seine Augen sehen Gottes Heiland, der für alle Völker gesandt ist. Jesus ist der Heiland. Heiland bedeutet Erlöser oder Erretter. Jesus ist der Retter aller Menschen. Er rettet uns von unserer Sünde und der Todesmacht. Er schenkt uns die Vergebung, das ewige Leben und das Himmelreich. Es gibt verschiedene Ursachen unseres Unglücks. Aber die Sünde und die Todesmacht sind die Hauptursache unseres Unglücks. Wenn wir nicht nach unserer sündigen Menschennatur leben, sondern dem Gebot Gottes folgend gütig und erbaulich, können wir friedlich und glücklich leben. Leider begehen wir ab und zu Sünde. Gott sei Dank, dass er uns vergibt, die wir Buße tun und an Jesus Christus glauben. Jesus hat all unsere Schuld auf sich genommen und ist am Kreuz gestorben. Darum schenkt Gott uns die Vergebung. Aber wir haben noch ein Problem, denn die Todesmacht macht uns hoffnungslos. Jesus hat durch seine Auferstehung die Todesmacht entmachtet und allen, die an ihn glauben, das ewige Leben und das Himmelreich geschenkt. So ist Jesus unser Erlöser. Wir haben in ihm Frieden und Freude. Diese Friede und Freude sind nicht vergänglich. Wir danken Jesus für seine Rettung und loben ihn.
Das dritte Merkmal Simeons ist, dass der Heilige Geist mit ihm ist (25).
Simeon hat auf das Kommen Christi gewartet, weil Gott ihm durch seinen Geist das Kommen Christi bekannt gegeben hat. Er sieht das kleine Baby Jesus und erkennt ihn als Heiland. Vom Heiligen Geist erfüllt, lobt er Gott:
„Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, den du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.“
Simeon segnet Maria und prophezeit: „Viele Menschen werden fallen, weil sie Jesus Christus widersprechen und nicht an ihn glauben. Aber alle, die an ihn glauben, werden zum ewigen Leben aufstehen. Davor wird Maria das entsetzliche Leiden Christi miterleben. Das wird so schrecklich sein, als ob ein Schwert durch ihre Seele durchdringe.“
Hier bezeugt uns die Bibel, was der Heilige Geist für uns tut. Er hilft uns, an Jesus als Christus zu glauben. Wir sollen unser Bestes tun, um Jesus als Christus zu erkennen und an ihn zu glauben. Aber letztendlich brauchen wir die Hilfe des Heiligen Geistes. Ohne Hilfe des Heiligen Geistes kann niemand an Jesus Christus glauben. Das ist die Hauptaufgabe des Heiligen Geistes.
Und die Kernbotschaft Gottes lautet, dass Jesus Gottes Sohn ist und für unsere Sünde gestorben und von den Toten auferstanden ist (1. Kor. 15,3-4). Wer an diese Botschaft glaubt, ist ein Gotteskind und empfängt die Vergebung und das ewige Leben.
Wir sollen Studenten und Leute zum Bibelstudium und Gottesdienst herzlich einladen, damit sie an Jesus Christus glauben können. Wir beten dafür, dass Gott ihnen durch den Heiligen Geist hilft, an das Evangelium zu glauben. Gott wird ihre Augen und ihre Herzen öffnen, sodass sie an Jesus Christus glauben, das ewige Leben haben und in ihm wachsen.
3. Das Zeugnis Hannas (36-40)
Nachdem Lukas uns Simeon, einen Senior, vorgestellt hat, stellt er uns auch eine Seniorin vor. Sie heißt Hanna, auf Englisch Anna. Hanna ist ein hebräischer Name und bedeutet <Gnade>.
Nach sieben Jahren ihres Ehelebens hat Hanna ihren Mann verloren und lebt seitdem als Witwe. Wenn wir annehmen, dass sie mit 14 heiratete, ist sie mit 21 Jahren eine Witwe geworden. Sie hat wahrscheinlich auch keine Kinder. In Deutschland würden alle ihr empfehlen, wieder zu heiraten. Seit dem Tod ihres Mannes sind schon 63 Jahre vergangen. Wenn sie eine Ungläubige wäre, wäre sie wegen ihrer verschiedenen Sorge längst verrückt. Wie verbringt sie ihre Zeit, sodass sie gesund bleibt und lange lebt?
Der Vers 37 berichtet uns, dass sie im Tempel Tag und Nacht mit Fasten und Gebet Gott dient. Sie lässt sich nicht mit weltlichen Sorgen belasten. Darum kann sie von ganzem Herzen Gott dienen und beten. Und Gott segnet ihre einfältige Hingabe und gibt ihr bekannt, dass Christus zum Tempelbesuch kommt. Darum tritt sie hinzu, während Simeon noch mit Maria und Josef spricht. Sie preist Gott und erzählt allen, die auf die Erlösung Jerusalems warten, dass Baby Jesus der Erlöser ist.
Diese Geschichte lehrt uns, dass wir grob zwei Möglichkeiten haben unsere Zeit zu verbringen: Wir können unsere Zeit mit Sorgen verbringen oder mit Gebet. Wir sollen uns klar entscheiden, wie wir unsere Zeit verbringen wollen, mit Sorgen oder mit Gebet.
Wir sollen Jesus als Heiland für uns und für viele Menschen annehmen und ihn bekannt geben. So können wir den wahren Frieden und wahre Freude verbreiten. Amen!
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Wochenbett
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Suizidrate_nach_L%C3%A4ndern#cite_note-5
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