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16. November 2014
Jesu Heiratsantrag
Leitverse 12-13: „Als das Jesus hörte, sprach er: Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Geht aber hin und lernt, was das heißt: <Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer.> Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.“
Magazin Focus (Nr. 51 des Jahres 2004) hat uns eine kurze Story mit der Überschrift „Aschenputtel und Prinz“[1] erzählt. Man erfährt darin, dass die Kronprinzen von Dänemark, Spanien und Holland im Jahr 2004 bürgerliche Frauen geheiratet haben.
Diese Story hat folgende Vorgeschichte: Als der norwegische Kronprinz namens Haakon vor ein paar Jahren bekannt gab, dass er eine bürgerliche Mette-Marit heiraten wolle – eine alleinerziehende junge Mutter – empörte sich der Hochadel weltweit. Aber allgemeine Bürger nahmen die Nachricht mit Verständnis auf und wunderten sich über die Entrüstung der Hochadel. Als später diese Märchenhochzeit tatsächlich stattfand, fand ihre Eheschließung eine herzliche Anteilnahme sowohl von den Adeligen als auch von den Bürgern: Millionen Menschen weinten während der Fernsehübertragung der Hochzeit. Das war ein glückliches Happy End. Wie war das Happy End möglich? Was war zwischen Empörung und Happy End geschehen? Das Brautpaar war zuvor mit der Lebensgeschichte Mette-Marits an die Öffentlichkeit getreten. Die Medien erzählten daraufhin die Geschichte einer jungen Frau, die ohne eigene Schuld ins Unglück geraten war. Aber die Liebe des Königssohns und sein Großmut konnten das traurige Schicksal der Frau zu einem Happy End wenden. Es ist ein Aschenputtel-Märchen, darüber auch heute Tränen über das Gesicht der Leute rollen.
Norwegischer Kronprinz Haakon und Mette-Marit[2]
Die Aschenputtel-Geschichte kann auch heute für uns eine Wirklichkeit werden. Wir waren eigentlich Bürgerliche wie Mette-Marit. Aber wir sind die Braut des himmlischen Kronprinzen geworden.
Heute will ich unsere eigene Aschenputtel-Geschichte erzählen. Dazu möchte ich euch zwei Geschichten vorstellen.
Erste Geschichte: Die Heilung eines Gelähmten (9,1-8)
Die erste Geschichte beginnt so: „Da stieg er (Jesus) in ein Boot und fuhr hinüber und kam in seine Stadt. Und siehe, da brachten sie zu ihm einen Gelähmten, der lag auf einem Bett“ (1-2a).
Jesus kam vom Ostufer des Sees in seine Stadt zurück. „Seine Stadt“ heißt Kapernaum, denn er wirkte überwiegend in Kapernaum (s. 4,13). Er war nun in einem Haus. Da kamen Leute mit einem Gelähmten, um ihn zu Jesus zu bringen, damit er ihn heilen sollte.
Lasst uns erst die Situation des Gelähmten einmal kennen lernen. Weil er seine Füße nicht richtig gebrauchen konnte, brauchte er stets Hilfe anderer. Ich denke, dass er anfänglich anderen für ihre Hilfe dankte. Aber im Laufe der Zeit betrachtete er ihre Hilfe als Selbstverständlichkeit. Und er begann gegen alles zu murren. Da wurden alle, die ihm halfen, sehr müde. Er brauchte nun nicht nur die Heilung seiner Beine, sondern auch die Heilung seiner Gesinnung.
Da hörten seine Freunde, die ihm geholfen hatten, dass Jesus Kranke heile. Sie glaubten, dass Jesus dem Gelähmten sicher helfen könne. Darum wollten sie ihn zu Jesus bringen. Ihre Liebe zu ihm war wunderbar, und ihr Glaube an Jesus war groß.
Das Markusevangelium berichtet uns ausführlich, wie sie den Gelähmten zu Jesus brachten (Mk. 2,4). Sie brachten ihn mit einer Trage bis zum Haus, wo Jesus die Menschenmenge lehrte. Leider konnten sie wegen der Menschenmenge nicht zu Jesus durchdringen. Gaben sie auf, den Gelähmten zu Jesus zu bringen? Nein. Warum nicht? – Weil sie fest daran glaubten, dass Jesus ihn sicher heilen könne. Warteten sie darauf, dass Jesus seine Predigt beendete? Nein, denn wer könnte ihnen garantieren, dass Jesus nach der Predigt ihren Gelähmten heilen würde? Sie wollten den Gelähmten unbedingt jetzt zu Jesus bringen.
Es gibt passende Sprichwörter für ihre Gesinnung: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“ oder: „Gott hilft denen, die sich selbst helfen.“ Da fiel ihnen plötzlich eine geniale, aber etwas unverschämte Idee! Sie stiegen auf das Dach auf, machten ein Loch in das Dach und ließen den Gelähmten auf seiner Trage herunter, während Jesus noch lehrte. Das war eine große Störung der Predigt Jesu.
Tadelte Jesus sie wegen ihrer unverschämten Störung? Sagte er etwa: „Warum stört ihr meine Predigt? Wartet doch, bis ich meine Predigt beende!“
Aber es steht in Vers 2b: „Als nun Jesus ihren Glauben sah…“ (2b).
Jesus betrachtete ihre Taten nicht oberflächlich. Vielmehr sah er ihre Herzen hinein und erkannte ihren Glauben an ihn. Er erkannte auch, dass sie Liebe zu dem Gelähmten hatten. Er freute sich darüber sehr. Er hatte stets den Glauben an ihn und die Liebe zu Gott und Menschen gelehrt. Und die Freunde des Gelähmten zeigten ihren Glauben an ihn und ihre Liebe zu Gott und Gelähmten. Darum freute er sich sehr und segnete ihren Glauben.
Wir können die Gedanken anderer nicht erkennen. Deswegen ist unser Urteil über andere Menschen oft oberflächlich. Aber Jesus kennt die Gedanken jedes Menschen genau. Und wir können ihm die Wahrheit weder verheimlich noch ihn betrügen. Wir sollen lieber vor ihm ehrlich leben. Wir sollen an Jesus Christus glauben und Gott und andere Menschen lieben. Und wir sollen alles aus Glauben und Liebe handeln. Jesus segnet uns bestimmt.
Womit segnete Jesus den Glauben der Leute, die den Gelähmten zu ihm gebracht hatten?
Der Vers 2b berichtet uns: „Als nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: <Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!>“
Jesus segnete ihren Glauben und vergab dem Gelähmten seine Sünden.
Wir können uns darüber wundern, dass Jesus dem Gelähmten zunächst keine Heilung schenkte, sondern die Sündenvergebung. Warum?
Viele Menschen denken, dass die körperliche Heilung nötiger als die Vergebung der Sünden sei. Auf kurze Sicht hat ihre Meinung Recht, denn ohne Heilung müsse der Gelähmten weiterhin getragen werden. Auf lange Sicht aber ist die Vergebung der Sünden viel nötiger als die körperliche Heilung, denn seine körperliche Heilung könnte ihm höchstens 100 Jahre helfen, aber die Sündenvergebung bis zur Ewigkeit.
Habt ihr die Geschichte von einem reichen Mann und armen Lazarus in Lukas 16,19ff gehört?
In einer Stadt lebte ein reicher Mann. Er glaubte weder an die Hölle noch an das Himmelreich. Er kleidete sich stets mit der teuersten, neusten Mode und genoss die Freude des Lebens.
In seinem Dort wohnte auch ein armer, elender Mensch namens Lazarus. Sein Körper war überall krank. Er schleppte sich bis vor das Haus des Reichen mit der Hoffnung, etwas Speisereste zu bekommen. Aber ein Hund des Reichen kam und leckte seine Geschwüre.
Eines Tages starb der Arme. Und er wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß im Himmelreich. Der Reiche auch starb und wurde herrlich begraben. Aber er landete in die Hölle und litt dort die bittere Qual.
Wer ist ein glücklicher Mensch? Vergessen wir nicht, dass es Hölle und Himmelreich wirklich gibt? Denken wir nicht kurzsichtig wie der reiche Mann?
Jesus wusste, womit er den Gelähmten am besten glücklich machen könne: Er vergab ihm seine Sünden, sodass dieser ein Gotteskind wurde, das ewige Leben haben und ins Himmelreich kommen werde wie der arme Lazarus. Die Rettung in Jesus Christus ist immer der beste Segen Gottes.
Jesus vergibt unsere Sünden, wenn wir an ihn glauben und unsere Schuld gestehen. Prophet Jesaja sagte: „Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden“ (Jesaja 1,18).
Wenn Jesus unsere Sünden vergibt, nimmt er uns als Gotteskinder herzlich an und schenkt uns das Himmelreich. Gottes Gnade in Jesus Christus ist groß. Wir sollen diese Gnade durch den Glauben dankbar annehmen.
Aber die Schriftgelehrten meinten, dass Jesus mit seiner Erklärung der Sündenvergebung Gott lästere. „Gott lästern“ bedeutet abfällig über Gott zu sagen. Denn die Schriftgelehrten meinten, dass nur Gott allein das Recht hat, die Sündenvergebung auszusprechen. Das ist richtig. Aber sie machten einen großen Fehler, weil sie an Jesus nicht als Gottessohn glaubten. Deswegen meinten sie, dass Jesus eigenmächtig die Sündenvergebung ausspreche. Sie meinten auch, dass Jesu Wort nur ein Wortspiel wäre.
Jesus wollte nicht nur dem Gelähmten helfen, sondern allen Anwesenden. Er wollte ihnen zeigen, dass sein Wort kein leeres Wort ist, sondern Gottes Wort. Er wollte allen die Autorität seines Wortes sichtbar machen. Darum sagte er zu dem Gelähmten: „Steh auf, hebe dein Bett auf und geh nach Hause!“ (6). Da stand der Gelähmte auf, trug sein Bett und ging nach seinem Haus. Die Volksmenge wunderte sich und pries Gott.
Durch diese Heilung zeigte Jesus, dass sein Wort der Vergebung die Wirklichkeit ist und er Gottes Sohn ist. Wir sollen an sein Wort fest glauben und ihm danken. So werden wir die Freude der Vergebung und des ewigen Lebens richtig genießen.
Wir sollen uns entscheiden, ob wir auf die Seite der ungläubigen Schriftgelehrten stehen wollen oder auf die Seite des vergebenen Gelähmten. Gott möge uns helfen, auf die Seite des vergebenen Gelähmten zu stehen.
Zweite Geschichte: Die Veränderung des Matthäus (9,9-13)
Nach der Heilung des Gelähmten verließ Jesus das Haus und ging eine Hauptstraße entlang. Damals verlief die Hauptstraße zwischen Ägypten und Syrien durch die Stadt Kapernaum. Darum gab es in Kapernaum einen Zoll und ein Zolleinnehmer kassierte Zoll für die passierenden Güter.
Heute ist ein Zollbeamter ein normaler Beruf. Aber zu jener Zeit war das ganz anders. Die Juden glaubten, dass nur Gott allein Recht habe, die Gabe von Menschen zu nehmen. Aber Zöllner sammelten den Zoll weder für Gott noch für die Juden sondern für die Besatzungsmacht. Und sie versteckten einen Teil des gesammelten Gelds in ihre eigene Tasche. Darum hielten die Juden Zöllner für Sünder und Vaterlandsverräter. So durften Zöllner nicht ins Gotteshaus zum Gottesdienst kommen. Also: Zöllner waren vom Volk gehasst und geringgeschätzt. Matthäus war einer von ihnen. Er arbeitete am Zoll in Kapernaum.
Als Jesus beim Vorbeigehen Matthäus in seinem Zollhaus sitzen sah, sprach er zu ihm: „Folge mir!“
Was meinte Jesus mit seinem Wort „Folge mir“?
Jesus betrachtete Matthäus nicht als Vaterlandsverräter oder Sünder. Er verachtete ihn überhaupt nicht. Vielmehr schätzte er ihn hoch und liebte ihn sehr. Darum sagte er zu ihm: „Folge mir!“ Jesus meinte mit seinem Wort „Ich lade dich herzlich zu mir ein!“ Das war seine herzliche Einladung zu ihm.
Warum schätzte Jesus einen Egoisten hoch und nahm ihn so herzlich an? - Weil er ihm alle Schuld vergeben und ihn als sein eigenes Kind angenommen hatte. Wenn Jesus nur ein Mensch wäre, wäre seine Annahme ungerecht. Aber er ist eigentlich Gott. Er kam in die Welt als Mensch, um verlorene Menschen zu suchen und sie zu retten. Und er fand Matthäus! Er freute sich über ihn und lud ihn herzlich ein: „Matthäus, komm mit!“ Für Jesus war das bisherige Leben des Matthäus überhaupt kein Hindernis, ihn als seinen Freund anzunehmen. Vielmehr hatte er große Freude über ihn. Und er hatte auch einen großen Zukunftsplan mit ihm. Er hatte die Zuversicht, dass Matthäus eines Tages ein liebevoller Mensch, ein Apostel und ein großer Segen für unzählige Menschen sein werde. Solch eine große Hoffnung setzte Jesus auf Matthäus.
Matthäus hatte das Schuldgefühl vor Gott gehabt, obwohl er viel Geld hatte, denn er wusste, dass er ein hoffnungsloser Fall war. Trotz seines schlechten Gefühls konnte er sich selbst nicht helfen.
Da kam Jesus zu ihm und nahm ihn herzlich an. Da spürte Matthäus Gottes Gnade. Gottes Gnade gab ihm plötzlich neue Kraft für einen neuen Anfang. Darum entschied er sich, mit seinem bisherigen egoistischen Leben einen Schluss zu machen und ein Freund Jesu und sein Nachfolger zu werden. Weil er viel Freude über Jesu Gnade hatte, bedeutete Geld für ihn nichts. Vielmehr war er für die Annahme Jesu sehr dankbar.
Was macht man, wenn man heiratet? Man lädt viele Leute ein und feiert seine Hochzeit. Auch Matthäus feierte ein Fest für seine Rettung. Dazu lud er Jesus, seine Zöllner-Kollegen und andere Leute herzlich ein. Das war ein himmlisches Fest. Die meisten Gäste hatten große Freude über die Rettung Matthäus und Gottes Gnade.
Aber einige kritische Leute waren auch da. Sie hießen Pharisäer. Sie waren nicht fröhlich. Sie waren selbstgerecht. Sie betrachteten sich selbst nicht vor Gott. Deswegen erkannten sie ihre eigenen Sünden nicht. Aber sie betrachteten andere Menschen scharf und verurteilten sie als Sünder. Sie sagten zu den Jüngern Jesu: „Warum isst euer Meister mit den Zöllnern und Sündern!“ Sie glaubten an Jesus als Gottes Sohn nicht. Sie schätzten Gottes Gnade auch nicht.
Als Jesus ihr Wort hörte, antwortete er ihnen: „Die Gesunden brauchen keinen Arzt, sondern die Kranken!“ Und er sagte weiter: „Begreift doch endlich, was Gott meint, wenn er sagt: <Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer.> Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.“
Jesus ist in die Welt gekommen, um alle Sünder wie Matthäus mit göttlicher Barmherzigkeit anzunehmen und sie zu retten. Er wollte durch die Rettung Matthäus alle dazu ermutigen, seine Barmherzigkeit anzunehmen und errettet zu werden.
Jesu Gnade hat große Veränderungskraft. Sie veränderte einen Zöllner zu einem Saint. Darum verbreitete Matthäus diese gute Nachricht überall. Er schrieb später etwa 60-66 n. Chr[3] auch ein Buch namens Matthäusevangelium. Unzählige
Menschenwurden durch sein Buch gerettet und verändert. Sie sind durch die Gnade Christi Heiligen geworden.
Jesu Heiratsantrag an uns
Jesus hat große Barmherzigkeit mit allen Sündern und nimmt sie herzlich an. Manche Menschen lieben Geld mehr als Gott. Andere schätzen weltliche Ehre mehr als Gott. Wegen unseres verkehrten Wertmaßstabs entfernen wir uns von Gott und geraten in Sünden. Wir meinen, dass wir wegen unserer Sünde hoffnungslos seien. Und andere Menschen halten uns für zukunftslos. Aber Gott betrachtet uns hoffnungsvoll und liebt uns sehr. Er hat Jesus Christus in die Welt gesandt, um uns von der Sünde zu erretten. Jesus Christus nimmt uns herzlich an, selbst wenn wir schlimme Sünder wären. Er, der himmlische Kronprinz, trägt uns an, seine Braut zu werden wie der norwegische Kronprinz! Wir sollen seinen Antrag dankend annehmen. Wir sollen Jesus in unsere Herzen als unseren Heiland und unseren Bräutigam annehmen und ihm folgen. Er wird uns herzlich annehmen und uns großartig segnen. Amen!
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