|
16. Juni 2019
Ratschläge für Gemeindeaufbau
1. Timotheus 4,1-16
Leitverse 6-7: „6Wenn du die Brüder dies lehrst, so wirst du ein guter Diener Christi Jesu sein, erzogen in den Worten des Glaubens und der guten Lehre, der du gefolgt bist.
7Das gottlose Geschwätz aber weise zurück; übe dich aber in der Frömmigkeit.“
Man sieht
heute überall in Deutschland und auch in Europa die christliche Frömmigkeit
verschwinden. Die Kirchen sind leer und die christliche Moral verfällt. Wie können
wir in dieser Situation die Gemeine Christi gottwohlgefällig aufbauen?
Paulus hat Timotheus beauftragt, als Hirte in der Gemeinde in Ephesus zu arbeiten. Und er ermutigt ihn dazu, sich in der Frömmigkeit zu üben und seinen Dienst als Hirte gottwohlgefällig auszurichten. Dafür nennt er ihm, wie konkret dieser die Gemeinde aufbauen soll.
Ich möchte seine Anweisungen grob in vier Punkte zusammenfassen und dies euch erklären:
Eine Aufgabe des Hirten heißt die Schafherde Gottes vor den schlechten Einflüssen der Welt zu schützen. Darum sagt Paulus zu Timotheus: „1Der Geist aber sagt deutlich, dass in den letzten Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden und verführerischen Geistern und teuflischen Lehren anhängen, 2verleitet durch Heuchelei der Lügenredner, die ein Brandmal in ihrem Gewissen haben.“
Die Welt wird vom Zeitgeist stark beeinflusst. Ich wundere mich darüber, wie schnell Menschen vom Zeitgeist eingenommen werden. Heute herrscht in der Welt der Postmodernismus. Menschen, die früher Ethik und Vernunft würdigten, lehnen den Glauben an das Evangelium ab und betrachten die Welt als pluralistisch und zufällig. Sie glauben, es gäbe keine absolute Wahrheit, sondern alles wäre relativ. Darum verbieten westliche Regierungen, in der Schule oder im staatlichen Fernsehen den christlichen Glauben zu verkünden. Für sie ist die Präambel (d.h. Einleitung) des deutschen Grundgesetzes bezüglich des Gottesglaubens tot.
Die Präambel des Grundgesetzes lautet[1]:
„Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.“
Deswegen ist kein Wunder, dass auch viele Bundestagsabgeordneten der CDU für die Gleichstellung der Homo-Ehe mit der normalen Ehe stimmten, obwohl Angela Merkel dagegen war.
Paulus sagt zu Timotheus über die Situation der Welt: „Der Geist aber sagt deutlich, dass in den letzten Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden und verführerischen Geistern und teuflischen Lehren anhängen.“
Paulus weiß, dass eine Zeit kommt, in der der Unglaube der Menschen Gedanken und Leben der Menschen bestimmen werden.
Paulus nennt Beispiele der falschen Lehre:
„3Sie verbieten beispielsweise, zu heiraten oder bestimmte Speisen zu essen, obwohl Gott alles geschaffen hat, dass die Menschen, die zum Glauben und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangt haben, sie mit Danksagung zu sich nehmen.
4Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut und nichts ist verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird.“
Damals schätzten die Juden Speisegesetz wichtig. Auch heute essen die Juden Schweinefleisch nicht.
Vor etwa 30 Jahren hatten Politiker, die von ihren Ehefrauen geschieden waren, relativ wenige Chance Bundespräsident oder Bundeskanzler zu werden. Helmut Schmidt oder Helmut Kohl z.B. waren vorbildliche Ehemänner. Auch in den USA war dies wie ein ungeschriebener Kodex gewesen. Jimmy Carter, Ronald Reagan, George Bush usw. Aber die Zeit hat sich genändert. Heute ist Donald Trump der Präsident von USA. Man fragt danach nicht mehr, ob der Präsidentschaftskandidat oder Kanzlerkandidat ein treuer Ehemann oder Ehefrau ist oder nicht. Der Zeitgeist hat sich geändert.
Sollen wir uns dem Zeitgeist anpassen? Für uns Christen gibt es Dinge, die wir uns der zeitlichen Situation anpassen dürfen, und Dinge, die wir nicht anpassen dürfen. Beispielsweise können wir unsere Kleider oder unsere Sprache dem zeitlichen Stil anpassen. Wir können uns ja nicht so anziehen, wie die Menschen vor 100 Jahren angezogen haben. Aber wir dürfen die wichtige Lehre der Bibel nicht veraltet erklären, obwohl die Mehrheit der Menschen heute sie als altmodisch betrachtet. Die zehn Gebote z.B. sagen, dass wir Gott allein anbeten, Eltern ehren, nicht ehebrechen, nicht stehlen und nicht lügen sollen. In Deutschland befolgt man Gebote, nicht lügen und nicht stehlen, relativ gut, aber die Gebote, Gott allein anbeten oder nicht ehebrechen, nicht gut. Anstatt Gott allein zu dienen glauben viele Menschen daran, dass alle Religionen gleichberechtigt seien. In anderen Worten glauben sie, dass alle Götter gleichberechtigt wären. Natürlich bin ich dagegen, dass wir andersgläubige Menschen zum christlichen Glauben zwingen sollen. Aber wir sollen die wichtigen Lehren der Bibel, wie z.B. über die Ehe, nicht relativieren. Wir sollen nicht wie tote Fische der Strömung des Zeitgeistes folgen, sondern gegen sie kräftig schwimmen.
Darum soll ein Hirte ein Vorbild für die Gemeinde sein und die Gemeinde gottwohlgefällig leiten.
Zweitens: Gib die Worte des Glaubens und die gute Lehre weiter, verbiete aber das gottlose Geschwätz (6-7a).
Paulus schreibt:
„6Wenn du, lieber Timotheus, der Gemeinde das alles so weitergibst, bist du ein guter Diener Jesu Christi, erzogen in den Worten des Glaubens und der guten Lehre, der du gefolgt bist. 7aGottlosen Geschwätz weise zurück!“
Man soll Predigt möglichst interessant gestalten, damit die Zuhörer mit Aufmerksamkeit zuhören können. Darum erzählt jeder Prediger mal interessante Geschichte. Eine interessante Geschichte aber ist nur ein Mittel zum Zweck. Der Zweck der interessanten Geschichte ist, den Zuhörern die wichtige Lehre der Bibel besser zu vermitteln. Jeder Prediger soll sich darum bemühen, die wichtige Lehre der Predigt klar zu machen. Wenn ein Prediger nicht aufpasst, kann es passieren, dass die Zuhörer sich nach der Predigt nicht an die wichtige Lehre der Predigt erinnern können, sondern nur die interessante Geschichte.
Darum sollen Prediger und Zuhörer darauf achten, was die wichtige Lehre der Predigt ist.
Für die Predigt gibt es grob zwei Methoden: Die erste Möglichkeit ist an dem bestimmten Bibeltext orientierte Predigt. Die zweite Möglichkeit ist eine themenorientierte Predigt.
Die an dem bestimmten Bibeltext orientierte Methode, kann für die Zuhörer im Allgemeinen weniger interessant sein. Das ist vielleicht der Nachteil. Der Vorteil dieser Methode ist, dass die Predigtzuhörer durch Gottes Wort besser direkt angesprochen werden können.
Die zweite Methode der Predigt ist die themenorientierte Methode. Der Prediger redet über ein bestimmtes Thema. Der Vorteil dieser Methode ist, dass die Predigt für die Zuhörer interessanter sein kann als die textorientierte Predigt. Die Gefahr dieser Methode ist, dass, wenn der Prediger nicht aufpasst, seine eigene Idee mehr auf den Vordergrund stellt als Gottes Wort. Bei dieser Methode benötigt der Prediger im Allgemeinen mehr Zeit für die Vorbereitung der Predigt.
Drittens: Übe dich in der Frömmigkeit (7b;12-16)
Paulus sagt in Vers 7b: „Übe dich selbst aber in der Frömmigkeit!“
Die Frömmigkeit bedeutet eine Lebenshaltung einer Person, die tief an Gott glaubt und entsprechend handelt. Er vertraut Gott, fragt nach dem Willen Gottes und handelt danach. Ein Hirte soll aus seinem tiefsten Herzen her ein frommes Leben führen und somit ein Vorbild für die Gemeindemitglieder und andere Menschen sein.
Leider sind heute viele Menschen, die sich Christen nennen, weltlich gesinnt. Aber wir sollen es nicht vergessen, dass Jesus Christus gesagt hat: „Ihr seid das Salz der Erde und das Licht der Welt!“(Mt.5,13+14).
Wir sollen das Wort des Herrn vom Herzen annehmen und ihm gehorchen. Natürlich sollen wir am Gottesdienst teilnehmen. Aber auch unser Alltag ist ein Gottesdienst. Wir sollen auch durch unser frommes Alltagsleben Gott dienen und als Segen für andere Menschen wirken.
Das geistliche Wachstum des Predigers ist sehr wichtig. Wenn ein Prediger geistlich jung ist, wird seine Predigt auch in geistlicher Hinsicht etwas Junges predigen. Wenn er aber geistlich reif ist, wird er etwas Reifes predigen. Darum soll ein Prediger geistlich weiter wachsen. So sagt Paulus zu Timotheus: „Übe dich selbst in der Frömmigkeit!“ (7).
Wie kann ein Prediger geistlich wachsen?
Dadurch, dass er zuerst sich selbst lehrt, bevor er andere lehrt. Wenn er ständig sich selbst lehrt, wird seine Gemeinde gesund und wird geistlich heranwachsen. Aber nicht nur Prediger soll wachsen, sondern auch Gemeindemitglieder. Sie sollen sowohl durch Predigt als auch durch ihr persönliches Bibellesen geistlich wachsen. Und sie sollen sich darum bemühen, dass ihr praktisches Leben möglichst ihren Bibelkenntnissen entspricht.
Nehmen wir an, dass die Bibelkenntnis eines Christen sein Kopf sei und sein praktisches Leben seine Beine und Arme. Ein Mensch mit einem großen Kopf und mit ganz kleinen Beinen und Armen sieht nicht schön. Ein Mensch mit einem kleinen Kopf und großen Beinen und Armen sieht auch nicht schön. Schön ist aber ein Mensch, wenn sein Kopf und seine Beine und Arme harmonisierend groß sind.
Paulus sagt: „12bSei den Gläubigen ein Vorbild im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Glauben und in der Reinheit.“
Durch die Übung der Frömmigkeit soll ein Hirte ein Vorbild für andere Gläubigen sein in Wort, Wandel, Liebe, Glauben und Reinheit (12), damit seine Fortschritte allen offenbar werden (15)
Die Frömmigkeit in Wort und Wandel ist wichtig. Es gibt eine Gefahr für jeden Prediger, dass er schönes Wort redet, aber sein Lebenswandel seinem Wort nicht entspricht. Deswegen sagt Apostel Paulus in Römer 2,21:
„Du lehrst nun andere und lehrst dich selber nicht? Du predigst, man solle nicht stehlen, und du stiehlst?“ (Röm. 2,21). Diese Gefahr gilt auch für jeden Christen.
Also ein Prediger soll zuerst sich selbst lehren und danach andere.
Wenn ein Prediger zuerst sich selbst lehrt, wird er erkennen, dass er doch ein mangelhafter, sündiger Mensch ist.
Viertens: Erkenne Gott selbst als die größte Hoffnung! (7b-8)
Es ist klar, dass wir, solange wir auf dieser Erde sind, gute Ziele haben und zielstrebig wirken sollen. Aber wir dürfen doch das größte Ziel unseres Lebens nicht außer Acht lassen.
Was ist das größte Ziel unseres Lebens?
Paulus antwortet uns: „10Denn dafür arbeiten und kämpfen wir, weil wir unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt haben, welcher ist der Heiland aller Menschen, insbesondere der Gläubigen.“
Das stimmt! Unser größtes Ziel ist Gott bzw. Jesus Christus.
Worauf hoffen wir? Hoffen wir auf ein dickes Bankkonto? Was machen wir, wenn wir sterben, mit viel Geld? Ist unsere echte Hoffnung irgendein Mensch, wie Ehegatte oder Ehegattin, Tochter oder Sohn? Kann jemand uns helfen, wenn wir gestorben sind? Unsere echte Hoffnung ist Gott bzw. Jesus Christus.
Der Herr lässt uns nie im Stich sowohl in dieser Welt als auch in kommender Welt, wie er in Josua 1,5 gesagt hat: „Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen.“ Darum können wir sagen: „Der Herr ist mein Helfer, ich will mich nicht fürchten, was kann mir ein Mensch tun?“ (Ps. 118,6; Heb 13:6). Weil Gott unsere Hoffnung ist, haben wir eine unerschütterliche, lebendige Hoffnung. Wir dürfen unsere Zukunft in Jesus Christus schön malen. Das wird ein herrliches Bild sein.
Wenn wir in der Apostelgeschichte lesen, erkennen wir, dass die ersten Christen durch ihren Auferstehungsglauben gekennzeichnet waren. Weil sie eine lebendige Hoffnung auf Auferstehung und Gemeinschaft mit Christus hatten, konnten sie die widrigen Umstände durch Verfolgungen oder andere Schwierigkeiten gut überwinden und über die Welt siegen.
Ich werfe oft einen Blick auf die Predigten anderer auf Deutsch oder Englisch. Leider ist der Fokus fast aller Predigten das Leben in dieser Welt. Das finde ich schade.
Heute brauchen wir wiederum lebendige Hoffnung auf Auferstehung und Gemeinschaft mit Christus, ohne dies Leben zu vernachlässigen. Ein Prediger soll selbst die lebendige Hoffnung auf Auferstehung und Gemeinschaft mit Christus haben und durch sein Wort und sein Leben dies lehren.
Wir Christen sollen von Gott her nicht nur nach einem irdischen Segen suchen, sondern auch nach dem himmlischen. Wenn wir so den Fokus unseres Interesses richtig einstellen, können wir wie lebendige Fische gegen die Strömungen der Welt kräftig schwimmen und fröhlich leben.
Ich fasse die Ratschläge dieses Bibeltextes für uns zusammen:
Erstens: Schütze die Gemeinde vor weltlichen Einflüssen!
Zweitens: Gib die Worte des Glaubens und die gute Lehre weiter, verbiete aber das gottlose Geschwätz!
Drittens: Übe dich in der Frömmigkeit!
Viertens: Erkenne Gott selbst als deine größte Hoffnung!
Wenn wir diese Ratschläge befolgen, können wir gute Lehrer und gute Christen sein und als Segen für viele wirken. Gott möge uns helfen, diese Ratschläge gut zu befolgen. Amen!
[1] https://www.bundestag.de/gg
[2] https://de.zenit.org/articles/gott-hat-keinen-furchtsameren-sunder-als-mich-auf-erden-gefunden/ Franziskus sagte: „Weil Gott keinen furchtsameren Sünder als mich auf Erden gefunden hat“.
|