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10. November 2023
Leitvers 26: „Er fing an, frei und offen zu predigen in der Synagoge. Als ihn Aquila und Priszilla hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes noch genauer aus.“
Wir sollen stets daran denken, dass jede Seele für Gott kostbarer ist als die ganze Welt. Wir sollen auch daran denken, dass Gott durch einen Menschen, dem wir helfen, sein wunderbares Werk tun kann.
In der Apostelgeschichte wird die Bekehrungsgeschichte von einzelnen Menschen dann berichtet, wenn diese für die Weltmission bedeutsam ist.
Heute wollen wir die Bekehrung von Apollos durch die Eheleute Aquila und Priszilla kennenlernen.
Der Verfasser der Apostelgeschichte, Lukas, stellt uns im Vers 24 einen Evangelisten namens Apollos vor. Er war Alexandria geborener Jude. Er war ein redegewandter Mann und mächtig in der Schrift.
Alexandria war an der Nordküste Ägyptens, der zweitgrößten Stadt des Römischen Reiches. Alexandria war als Kultur- und Bildungszentrum bekannt; seine Bibliothek war die größte der Welt zu dieser Zeit. Gelehrte berichten, dass diese Bibliothek vor ihrer Zerstörung durch ein Feuer 700.000 Schriftrollen und andere Dokumente enthielt.
Apollos war ein gebildeter Mann. Er verfügte über eine Ausbildung, die dem entspricht, was wir heute als Universität und Graduiertenschule bezeichnen könnten. Seine Rede war eindrucksvoll.
In Vers 25 heißt es weiter: „Dieser Mann war im Weg des Herrn unterwiesen und redete im Geist glühend, redete und lehrte richtig von Jesus, wusste aber nur von der Taufe des Johannes.“
Apollos war also ein wortgewandter Mann, der es verstand, Menschen zu bewegen.
Apollos kannte sich auch im Alten Testament aus.
Apollos war über Jesus begeistert. Und er lehrte über Jesus leidenschaftlich. Er war „glühend im Geist“; wörtlich „brennend heiß“.
Aber Apollos kannte den Kern des Evangeliums, nämlich den Weg der Rettung, nicht.
Als ich ein Student an der Universität Dortmund war, fragte ich in der Universitätsmensa einen deutschen Studenten: „Was ist die wichtigste Lehre der Bibel?“
Da antwortete er: „Die zehn Gebote!“
Natürlich sind die Zehn Gebote wichtig. Aber das ist keine allerwichtigste Lehre der Bibel. Die wichtigste Lehre der Bibel ist das Evangelium.
Die Bibel besteht aus dem Alten Testament und dem Neuen Testament.
Das Testament bedeutet hier Vertrag[1]. Nach dem Alten Testament ist durch das Blut des Opfertieres der Vertrag zwischen Israel und Gott geschlossen. Dieser Vertrag wird dann durch das Neue Testament vollständig erfüllt, wie Jesus beim Abendmahl sagte:
„Das ist mein Blut des Bundes (d. h. mein Blut des Vertrags), das für viele vergossen wird“ (Mt. 14,24).
Der Kern des Evangeliums lautet, dass Jesus Christus für unsere Sünde sein Blut vergoss und starb und danach von den Toten auferstanden ist, sodass jeder, der für seine Sünde Buße tut und an das Blut Jesu und seine Auferstehung glaubt, die Sündenvergebung empfängt und auferstehen und ins Himmelreich kommen wird.
John Wesley ist der Gründer der methodistischen Bewegung. Er wuchs im Haus eines Pfarrers, Samuel Wesley, und seiner gottesfürchtigen Frau Susanna auf. Er besuchte Charterhouse und Oxford und wurde Doppelprofessor für Griechisch und Logik am Lincoln College in Oxford. Anschließend wurde er zum Geistlichen der Anglikanischen Kirche geweiht.
Während seiner Zeit in Oxford half er bei der Gründung des so genannten "Holy Club", einer Gruppe, die von den anderen Studenten sogenannt wurde, weil sie sich ernsthaft bemühten, ihr geistliches Leben zu pflegen.
Am Abend des 25. Mai 1738 ging Wesley zu einer kleinen Versammlung, in der Luthers Vorrede zum Römerbrief vorgelesen wurde. Die Vorrede erklärte die Rettung durch den einfältigen Glauben an Jesus Christus.
Wesley bekannte, dass Gott durch den Glauben an Christus in seinem Herzen bewirkte, sodass ihm „seltsam warm am Herz wurde“. Er fuhr fort: „Ich fühlte, dass ich auf Christus allein vertraute, um mein Heil zu finden ...“
Man nennt dies John Wesleys „Aldersgate-Erlebnis“. Obwohl er über Theologie sehr viel wusste und als die meisten Gläubigen engagierter war, war er verloren. Aber durch das Evangelium erfuhr er das Heil.
Als Apollos in der Synagoge predigte, hörten Aquila und Priscilla seine Predigt zu.
Und das Ehepaar lud diesen jungen Prediger zu ihrem Haus ein und half ihm dabei, das Evangelium genau zu verstehen.
Obwohl Apollos ein gebildeter Mann war, setzte er sich demütig zu den Füßen dieser Zeltmacher und lernte genauer über das Evangelium.
Die Verse 27-29 lauten: „Als er nach Achaja reisen wollte, schrieben die Brüder an die Jünger dort und empfahlen ihnen, ihn aufzunehmen. Und als er dahin gekommen war, half er denen viel, die durch die Gnade gläubig geworden waren. Denn er widerlegte die Juden energisch und erwies öffentlich durch die Schrift, dass Jesus der Christus ist.“
Apollos widerlegte die Juden öffentlich und bewies die Gottheit Jesu und den Weg der Erlösung aufgrund der Heiligen Schrift. Er war einer der besten Redner seiner Zeit. Die im Hintergrund helfende Arbeit des Zeltmacher-Ehepaars brachte durch Apollos eine große Ernte des Evangeliums.
Das Vorlesen der Einleitung des Römerbriefes von Martin Luther durch den unbekannten Mann in einer kleinen Kirche führte John Wesley zur Bekehrung, sodass dieser eine Bewegung in Gang setzte, soziale Ungerechtigkeit zu mindern und somit die England vor einer blutigen Revolution wie in Frankreich zu bewahren. (Hughes. S. 249).
Die Folge unserer geistlichen Hilfe für andere kann gegebenenfalls sehr bedeutsam werden.
Ich zitiere noch aus der Predigt von Pastor John Hamby als ein Beispiel solcher bedeutsamen Hilfe[2]:
„Er (Hugh Latimer) war Apollos sehr ähnlich, er kannte sich sehr gut in der Bibel aus, er konnte sehr eloquent reden und hatte als Bischof großen Einfluss, aber er war verloren.
Es gab einen jungen Mönch, der Latimer kannte und ihn bewunderte. Dieser Mönch war als <Little Bilney> bekannt, weil er so klein war. Er hatte nicht viel Bildung. Keiner hielt viel von ihm. Aber Bilney war gerettet, und er fragte sich, wie er Hugh Latimer das Evangelium nahe bringen könnte. Also betete er und kam schließlich auf eine Idee.
Priester mussten jedem die Beichte abnehmen, der seine Sünden bekennen wollte. Bilney ging also zu Latimer und bat ihn, ihm die Beichte abzunehmen. Latimer sagte zu, und so gingen sie in den Beichtstuhl und Bilney beichtete ihm das Evangelium. Er erzählte ihm, dass er ein Sünder war und sich nicht selbst retten konnte, dass Jesus für seine Sünden gestorben war und dass er durch den Glauben gerettet worden war. Das beichtete er Latimer, und so hörte Latimer zum ersten Mal das Evangelium, und er wurde gerettet. Das war ein wichtiger Moment in der englischen Reformation.
Latimer wurde schließlich für seinen Glauben gemartert, indem er auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Am Tag seines Todes versuchte er, den Mann zu stärken, der mit ihm sterben sollte. Er sagte: <Seien Sie tapfer, Meister Ridley, und spielen Sie den Mann. Wir werden heute, durch die Gnade Gottes, eine solche Kerze in England anzünden, die, wie ich hoffe, niemals erlöschen wird.>[3]
Sie werden diesseits der Ewigkeit nie wissen, welchen Gewinn Ihre Investition in das Leben eines anderen Menschen bringen wird.“
Wir sollen stets an die Veränderung Apollos durch die Hilfe von Aquila und Priszilla denken und das Evangelium schlicht aber klar sagen, damit die Zuhörer des Evangeliums von der Sünde erlöst werden und das Himmelreich empfangen können.
Deswegen hat Apostel Paulus in Römer 1,16 gesagt: „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die rettet alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen.“
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Testament_(Bibel)
[2] https://www.sermoncentral.com/sermons/when-halfway-is-not-enough-john-hamby-sermon-on-christian-values-37347?page=3&wc=800
[3] James Montgomery Boice. Acts: An Expositional Commentary. (Grand Rapids: Baker Books, 1997.) S. 316
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