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17.2.2024
Leitvers 21: „Ihnen ist aber berichtet worden über dich, dass du alle Juden, die unter den Heiden wohnen, den Abfall von Mose lehrst und sagst, sie sollen ihre Kinder nicht beschneiden und auch nicht nach den Ordnungen leben.“
Das indische Kastensystem ist eine strenge Rangordnung, die alle Inder in Gruppen einteilt.
Sundar Singh (1888-1929?), aus dem Sikhismus in Indien zum Christentum bekehrt war, meinte, dass das Kastensystem Indiens sofort beseitigt werden soll. Luke Jin, ein Indien-Forscher aus Südkorea, meint dagegen, dass Christen nicht sehr zur Überwindung des Kastensystems bemühen sollen. Das indische Kastensystem ist ein Beispiel der festgesetzten gesellschaftlichen Sitten.
Jede der beiden Meinungen hat berechtigte Begründung.
Bei der Weltmission des Paulus gab es Meinungsunterschiede zwischen gesetzlich meinten Juden und ausländischen Christen.
Wie versuchte Paulus diesen Meinungskonflikten begegnen?
Heute wollen wir die Rolle der jüdischen Gesetze bei der Verhaftung des Paulus betrachten.
I. Paulus‘ Ankunft in Jerusalem (17-22)
Paulus kam in Jerusalem am und besuchte Jakobus, den Bruder Jesu. Dieser war der Leiter der Gemeinde in Jerusalem. Auch die Ältesten der Gemeinde in Jerusalem nahmen an dem Treffen teil. Endlich konnte Paulus die Kollekte übergeben, die er für die armen Gläubigen in Jerusalem gesammelt hatte, und den Leitern der „Muttergemeinde“ den Missionsbericht geben.
Um die Unterschiede zwischen den heidnischen Gemeinden, die durch die Missionsarbeit es Paulus entstanden waren, und der jüdischen Gemeinde in Jerusalem zu verstehen, nehmen wir uns Zeit über andere Gestalten des Gottesdienstes in einigen afrikanischen Ländern:
- Die Leute beten alle gleichzeitig und laut.
- Der Gottesdienst beginnt mit einer Stunde Verspätung.
- Der Gottesdienst dauert 3-4 Stunden.
Diese sind nur einige Beispiele anderer Formen von Gottesdiensten in afrikanischen Ländern. Manche deutschen Christen verstehen diese Formen nicht und meinen, dass solche Praktiken falsch seien.
Die Judenchristen waren solche Leute, die ihr ganzes Leben lang daran gewöhnt waren, die zeremoniellen Gesetze des Moses einzuhalten. Für sie waren das Judensein und das Einhalten der zeremoniellen Gesetze untrennbar. Sie aßen z. B. Schweinefleisch nicht, feierten am Samstag Gottesdienst und die Beschneidung war für sie Pflicht. Aber für die ausländischen Christen im Ausland waren die jüdischen zeremoniellen Gesetze fremd und hielten sie nicht ein. Für sie war z. B. die Beschneidung ätzend, sie feierten nicht samstags, sondern sonntags Gottesdienst und aßen Schweinefleisch gern.
Da wurde den Juden über Paulus gesagt, dass er das jüdische Erbe und ihre Bräuche über Bord geworfen hätte.
Natürlich lehrte Paulus die Heiden nicht, dass das Einhalten des zeremoniellen mosaischen Gesetzes für sie obligatorisch sei. Beispielsweise lehrte er die Heidenchristen, dass die Beschneidung oder andere jüdische zeremonielle Gesetze für sie nicht nötig sei.
Paulus aber betonte, dass sie unbedingt an Jesus Christus glauben sollen, um das ewige Leben zu erlangen.
Da glaubten manche Judenchristen, dass Paulus mit seiner Mission die jüdische Glaubenssitte zerstöre. Wie viele Feuer wurden unnötigerweise von Judenchristen entfacht, die voreilig das lebendige Werk des Heiligen Geistes in anderen Ländern als das Werk des Teufels verurteilten!
Wir sind als bekennende Christen keineswegs von Vorurteilen der Menschen frei. In Deutschland werden oft bekennende Christengemeinden von den Großkirchen misstrauisch betrachtet.
In der Jerusalemer Gemeinde waren einige Leute, die durch den Glauben an Jesus Christus gerettet wurden und dann der Einbildung verfallen waren, dass sie nicht nur durch den Glauben an Jesus Christus gerettet wurden, sondern auch durch das Einhalten des mosaischen Gesetzes.
Auch heute gibt es Leute, die etwas Ähnliches glauben. Sie wurden durch den Glauben an Jesus Christus gerettet. Danach meinen sie, dass ihre guten Werke auch eine Rolle zu ihrer Rettung spielen würden.
Aber ihre Meinung ist falsch, denn wir sind einzig und allein durch die Gnade Gottes gerettet und Gottes Kinder geworden.
Wie Jesus selber in Joh. 5:24 sagte: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen.“
Ich sage einiges über unsere Rettung, die einzig und allein durch die Gnade Gottes in Jesus Christus geschieht:
- Wir werden durch Gottes Gnade durch den Glauben gerettet, unabhängig von unseren guten Werken. Also sind gute Werke keine Voraussetzung für unsere Errettung.
- Echter Glaube bewirkt in unserem Leben, dass er uns manchmal drastisch verändert oder manchmal langsam. Wir können im Laufe der Zeit immer besser gute Werke tun.
- Wir werden durch die Gnade Gottes bewahrt und nicht durch unsere guten Werke. Aber wir können während unseres irdischen Lebens nie vollkommen werden wie Christus. Das heißt: Wir leben nur durch die Gnade Gottes in Christus Jesus.
- Wir verlieren unser Heil nicht, wenn wir etwas sündigen oder es versäumen, gute Werke zu tun. Wir brauchen aber Buße zu tun, wenn wir unsere Sünde erkennen.
- Unsere Errettung ist von Gott aufgrund seiner Gnade und Macht besiegelt.
Was schlugen die Ältesten in Jerusalem Paulus vor, um die Missverständnisse der gesetzlichen Juden zu beseitigen?
II. Der Versuch zur Klärung der Missverständnisse (23-26)
Die Ältesten der Gemeinde Jerusalem schlugen Paulus einen Plan zur Sänftigung der Juden vor. Paulus sollte sich reinigen lassen mit vier jüdischen Männern nach den jüdischen Sitten und trage die Kosten für die vier Männer, um die Verdacht der jüdischen Skeptiker zu ersticken. Paulus stimmte ein.
Paulus sollte etwas Folgendes tun:
Nach einem solch engen Kontakt mit Heiden müsse sich Paulus nach jüdischem Recht einer Reinigungszeremonie unterziehen.
- Paulus musste sich nach jüdischem Recht regelmäßig bei einem Priester melden, um die entsprechenden Rituale durchzuführen.
- Außerdem bezahlte Paulus für die Opfergaben von vier armen jüdischen Christen, die ein sogenanntes Nasiräer-Gelübde abgelegt hatten. Dieses Gelübde war ein Akt der Hingabe an Gott und beinhaltete unter anderem den Verzicht auf Alkohol und Fleisch sowie das Wachsen-lassen der Haare länger als normal. Die letzte Woche sollte er im Hof des Tempels verbringen.
Die Gemeindeältesten schlugen Paulus vor, dass er durch diese greifbare, sichtbare Handlung den Verdacht der Juden zerstreuen könnte, dass er die Juden im Ausland lehre, jüdische Erben und ihre Bräuche aufzugeben.
Paulus nahm ihren Vorschlag an, nicht um in die Gesetzlichkeit zurückzufallen, sondern um sich mit den Juden, seinem Volk, zu identifizieren und sie zu Christus zu führen.
Leider funktionierte dieser Versuch nicht.
III. Der gewalttätige Mob und die Verhaftung des Paulus (27-36)
Überall an dieser Mauer des Tempels waren Warnhinweise in griechischer und lateinischer Sprache angebracht, die besagten, dass Heiden den Tempel nicht betreten dürfen. Der Vorwand, den die Juden benutzten, um die Menge aufzuwiegeln, war, dass Paulus einen Heiden über den Vorhof der Heiden im Tempel hinaus in die Orte geführt hätte, die nur Juden betreten dürfen. Das war nicht der Fall. Aber bei den fanatischen Juden spielte diese Fakten keine Rolle. Paulus kannte die jüdischen Gesetze genau und hielt die jüdische Vorschrift ein. Aber die eifrigen Juden sahen Heiden im Vorhof der Heiden und meinten sie, dass Paulus die Heiden auch in den Hof, den nur Juden betreten dürfen, geführt hätte.
Es war das Pfingstfest, und Juden aus ganz Asien waren in die Heilige Stadt gekommen. Wahrscheinlich waren einige der Anstifter Juden aus Ephesus. Diese Männer hatten auf eine Gelegenheit gewartet, Paulus zu ermorden. Als Paulus in den Tempel ging, um das Nasiräer-Gelübde zu erfüllen, sahen sie ihn und nutzten die Gelegenheit mit einem Schrei „Verrat“ und „Gotteslästerer“. Ihr Ruf weckten religiöse Sympathien jüdischer Mitbürger.
Wir können uns also den Zorn vorstellen, der in den Herzen der frommen Juden angezündet hatte und sie in einen Lynchmob verwandelte. Paulus hätte auf der Stelle sein Leben verlieren können, wenn römische Soldaten ihr Lynch nicht gehindert hätten.
Dieser Oberst der Abteilung war ein Befehlshaber der römischen Truppen (der Oberste der Kohorte. Die Kohorte war ein Zehntel von einer Legion von etwa 4000, also ca. 400 Mann),
Sie hatten wahrscheinlich nach der römischen Regel gehandelt: „Ruhe bewahren um jeden Preis!“
Um den Aufstand zu verhindern und in der Annahme, dass Paulus ein Verbrecher sein musste, verhafteten sie sofort Paulus und fesselten ihn sofort mit zwei Ketten, wobei an jeden Arm ein römischer Soldat gebunden wurde. Und der Oberst der Kohorte versuchte, von dem Mob den Grund des Aufruhrs zu erfahren.
Aber ihre Beschuldigungen gegen Paulus widersprachen einander verwirrend, sodass der Oberst nicht erkennen konnte, worum es sich handelte. Darum ließ er Paulus durch die römischen Soldaten abführen,
**Schlussfolgerung**
Paulus war bereit und eifrig, die Vorschläge der Jerusalemer Gemeindeleiter anzunehmen, um zum Frieden beizutragen. Paulus sagte, wie wichtig es ist, dass wir die Einheit des Geistes bewahren. In diesem individualistischen Zeitalter, in dem wir leben, müssen wir uns daran erinnern, wie wichtig die Einheit ist. Paulus dachte nicht nur an seine Arbeit in der heidnischen Welt, sondern auch an die Ausbreitung des Evangeliums unter den Juden (Römer 9-11).
Paulus ging es darum, das Evangelium weiterzugeben, und nicht darum, dass sich in Nebensächlichkeiten wie Vorlieben und kulturelle Unterschiede zu verstricken. Und seine Haltung ist richtig. Wir auch sollen andere auf Christus hinweisen, damit sie durch den Glauben an das Evangelium gerettet werden.
Und wir sollen nicht mit Äußerlichkeiten und dergleichen beschäftigen und dabei die Gnade Gottes nicht verpassen. Dafür sollen wir uns um das Wesentliche kümmern und Raum für Differenzen in sekundären Fragen lassen.
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