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27. Oktober 2013
Eine Sonderpredigt
Gib uns einen König!
1. Samuel Kap. 8
Leitvers 7: „Der Herr aber sprach zu Samuel: Gehorche der Stimme des Volkes in allem, was sie zu dir gesagt haben; denn sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, dass ich nicht mehr König über sie sein soll.“
Wenn wir diese Geschichte kennen lernen, werden wir uns darüber wundern, dass Gott zwar den Wunsch der Israeliten nach einem König als falsch nennt und doch ihren Wunsch erfüllt.
Wie sollen wir diese göttliche Handlung verstehen? Wir wollen heute die Absicht Gottes näher kennen lernen. Dadurch können wir die Kernbotschaft des Samuelbuches verstehen, sie dankbar annehmen und Gott die Ehre geben. Gott möge euch helfen, diese Kernbotschaft zu verstehen und anzunehmen.
1. Das Begehren des Volkes (1-5)
Als Samuel alt geworden war, setzte er seine beiden Söhne als Richter über Israel ein. Sein Erstgeborener hieß Joel und der andere Abija. Sie arbeiteten als Richter in Beerscheba und richteten Streitigkeiten des Volkes.
Aber sie folgten nicht dem Vorbild ihres Vaters, sondern suchten ihren Vorteil, indem sie Geschenke nahmen und das Recht beugten.
Hier sagt die Bibel nicht, dass Samuel dafür verantwortlich war, dass seine Söhne bestechlich waren. Aber die Bibel verheimlicht die Wahrheit nicht, dass auch die Söhne eines großen Propheten bestechlich sein können.
Für seine Söhne war auch Samuel ein ganz normaler Vater. Er wollte, dass seine Söhne als Richter weiter arbeiten. Aber alle Ältesten des Volkes versammelten sich, kamen zusammen zu Samuel nach Rama und sagten zu ihm: „Siehe, du bist alt geworden und deine Söhne folgen nicht deinem Vorbild. So setze nun einen König über uns ein, wie auch alle unseren Nachbarländer einen haben.“
Da fühlte sich Samuel vom Volk richtig verraten zu sein. Natürlich wusste er über die ungerechten Handlungen seiner Söhne schon. Aber ihre Ungerechtigkeit wäre kein ausreichender Grund für eine revolutionäre Änderung des Staatssystems.
Was Samuel am meisten missfiel, war, dass das Volk einen König haben wollte. Natürlich wusste Samuel, dass Israels Nachbarländer Könige hatten, die gut trainierte militärische Macht besaßen. Zum Beispiel herrschte in Ägypten schon in der Zeit Abrahams der Pharao. Und Philister in Gerar hatten auch zu Abrahams und Isaaks Zeit einen König namens Abimelech (Gen. 20,21; 26,8).
Der Wunsch des Volkes wäre vom politischen Standpunkt aus verständlich. Was Israel bis dahin fehlte, war Stabilität; das zeigte die leidvolle Geschichte Israels in der Richterzeit. Trotzdem war ihr Wunsch aus geistlicher Sicht einer Ablehnung Gottes als ihren König gleich. Denn ein menschlicher König könnte im Herzen des Volkes Gottes Platz einnehmen. Das Volk könnte sich auf die Macht eines menschlichen Königs verlassen, anstatt sich auf Gott zu verlassen und ihn anzubeten. Das könnte ein fataler Untergang des Volkes bedeuten. Und Israel wurde später tatsächlich aus diesem Grund untergangen.
Die Ältesten der Israeliten aber meinten, dass Israel wegen des Fehlens des Königs viel leiden müsste. In Israel gab es zu jener Zeit Richter. Die Richter wirkten als nationale Retter und Richter.
Der wesentliche Unterschied zwischen einem Richter und einem König bestand in der Kontinuität und auch darin, ob man ständige Gefolgsleute hatte oder nicht. Jeder Richter wurde einzeln von Gott berufen und hatte in friedlicher Zeit keine Gefolgsleute. Wenn ein Krieg ausbrach, rief er das Volk zum Kampf gegen die Feinde aus. Wenn der Krieg zu Ende ging, kehrten alle Soldaten heim und arbeiteten wieder als normale Bürger. Also war ein Richter ein normaler Bürger wie alle andere und vererbte seinen Söhnen sein Amt nicht.
Aber ein König verfügte ständig über Gefolgsleute, Leibwächter und ein Heer, und diese Soldaten waren seine Untertanen oder in gewisser Hinsicht seine Sklaven. Auch das ganze Volk war seine Untertanen. Alle mussten ihm Steuer zahlen, seinem Befehl gehorchen und gegebenenfalls ihm dienen. Und ein König stiftete seine Dynastie, sodass sein Kind und Kindeskind auch ohne Zustimmung Gottes König wurden.
Die Geschichte Israels zeigt uns, dass die wahre Ursache der Niederlagen Israels gegenüber fremden Völkern wie Assyrien oder Babylon der Unglaube Israels bzw. seine Sünde war, aber nicht das politische System.
Samuel erklärte den Ältesten des Volkes dies und ermutigte sie zum Vertrauen auf Gott. Aber das Volk war damit müde geworden, immer wieder für die Sünde Buße zu tun und Gott zu vertrauen. Darum wollten sie diesen lästig scheinenden geistlichen Erneuerungsprozess ersparen. Sie meinten, dass sie durch ein stabiles Königtum das Auf und Ab des Volkes sicher vermeiden könnten. Samuel sollte nur einmal einen König aufstellen. Dann würden dieser König und seine Nachfolger für das Wohlergehen des Volkes für immer kümmern. Das Volk würde dann nicht mehr brauchen, immer wieder Buße zu tun und ihren Glauben an Gott zu erneuern. Sie malten das Königtum mit rosigen Farben wunderschön. Darum hörten sie nicht auf die Warnung Gottes.
2. Gottes Antwort (6-22)
Was tat Samuel angesichts der Forderung des Volkes? Vers 6 sagt, dass er zu Gott betete. Er stritt nicht lange mit dem Volk, sondern betete.
Wir sollen über die umstrittenen Probleme nicht lange streiten, sondern zu Gott beten und seiner Orientierung folgen. Wir sollen von Samuel dies lernen. Wer diese Haltung hat, kann unnötigen Streit und Stress vermeiden und Herzensfrieden haben.
Was antwortete Gott Samuel, als dieser zu ihm betete?
Der Vers 7 gibt uns die Antwort Gottes wieder: „Der Herr aber sprach zu Samuel: Gehorche der Stimme des Volkes in allem, was sie zu dir gesagt haben; denn sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, dass ich nicht mehr König über sie sein soll.“
Wir wundern uns über die Weitherzigkeit Gottes und seine Weisheit. Obwohl Gott wusste, dass der Wunsch des Volkes ganz verkehrt war, zwang er das Volk nicht dazu, seinem Willen zu gehorchen. Vielmehr willigte er in ihren Wunsch ein. Er ließ aber das Volk das entscheidende Problem eines Königtums wissen: Sie würden sich leicht auf einen sichtbaren König verlassen, anstatt auf Gott. Ihr König und dessen militärische Macht könnten, wenn sie nicht aufpassen, ihr Götzen werden. Das ist die größte Gefahr eines Königtums. Gott warnte sein Volk vor dieser Gefahr. Er erfüllte jedoch ihren Wunsch. Dies zeigt uns Gottes Handlungsweise.
Gott warnt uns vor einem falschen Weg. Aber er zwingt uns nicht, den richtigen Weg zu gehen. Er gewährt uns die freie Wahl.
Sehen wir uns auch Verse 8-9 an. Gott sagte zu Samuel weiter: „Sie tun dir, wie sie immer getan haben von dem Tage an, da ich sie aus Ägypten führte, bis auf diesen Tag, dass sie mich verlassen und andern Göttern gedient haben. So gehorche nun ihrer Stimme. Doch warne sie und verkünde ihnen das Recht des Königs, der über sie herrschen wird.“
Und Samuel sagte dem Volk alle Worte des Herrn weiter: „Das wird das Recht des Königs sein, der über euch herrschen wird: Eure Söhne wird er nehmen für seinen Wagen und seine Pferde, damit sie vor seinem Wagen herlaufen. Einige von euch wird er als Hauptleute oder Truppenführer einsetzen. Andere müssen auf seinen Feldern arbeiten und für ihn die Ernte einsammeln. Handwerker müssen für ihn Kriegswagen und Waffen anfertigen. Eure Töchter holt er zu sich an den Königshof, damit sie für ihn Salben mischen, kochen und backen. Eure besten Felder, Weinberge und Olivengärten wird er nehmen und sie seinen Großen geben. Vom Ertrag eurer Äcker und Weinberge kassierte er ein Zehntel als Steuer ein, um seinen Hofleuten und Beamten zu geben. Eure Knechte, Mägde und eure besten Rinder und Esel wird er nehmen und in seinen Dienst stellen. Von euren Herden wird er den Zehnten nehmen und ihr müsst seine Knechte sein.
Wenn ihr zum Herrn um Hilfe schreien werdet über euren König, den ihr euch erwählt habt, so wird euch der Herr nicht erhören“ (11-18).
Wir sehen hier, dass ein Klassenunterschied zwischen einem König und seinem Volk entsteht. Ein König ist der Herrschende und das Volk ist seine Untertanen. Das Herrschender-und- Untertanen-System kommt nicht von Gott her, sondern von Menschen her.
Gott hatte Mose oder Joshua als Führer des Volkes aufgestellt, um sein Volk aus Ägypten ins verheißene Land zu führen. Aber Gott hatte weder Mose noch Joshua zum König über Israel gemacht. Obwohl sie die göttliche Autorität hatten, waren sie nur Gottes Diener für das Volk gewesen. Danach stellte Gott Debora, Gideon, Jeftah oder Simson als Retter und Richter auf, um seinem Volk zu helfen. Gott setzte aber keinen als König über sein Volk ein, denn Gott wollte selbst König über sein Volk bleiben. Und ein Richter verfügte über keine Berufssoldaten. Und er durchführte die bestimmte Aufgabe, die von Gott beauftragt wurde. Dagegen verfügte ein König ständig über Berufssoldaten als seine Untertanen und war Herr über sein Volk. Wenn ein König eigensüchtig war, betrachtete er sein Volk wie seine Sklaven oder Muskeltiere und missbrauchte es. Das Volk hatte aber kein Recht, den König zur Verantwortung für seine Falschheit zu ziehen.
Wenn wir nur die Zeit des König David betrachten, könnten wir meinen, dass Gottes Meinung hier falsch wäre. Aber betrachten wir die Geschichte Israels. Saul wurde 1020 v. Chr. der erste König Israels. Und Israel hatte unter König David sein Goldenes Zeitalter. Aber Salomo, der dritte König, säte das Samen der Spaltung, sodass Israel nach seinem Tod in zwei Königreiche von Israel im Norden und Juda im Süden gespalten wurde. Und die meisten Könige der beiden Länder waren schlecht, sodass das Volk darunter fast 500 Jahre lang viel leiden musste. Schließlich ging zunächst Nordisrael durch Assyrien unter und danach Südjuda 538 v. Chr. durch Babylon. Israeliten in Nordisrael wurden ein Mischvolk mit fremden Völkern namens Samariter. Und die Israeliten in Südjuda wurden in die "Babylonische Gefangenschaft" verschleppt. So mussten die Israeliten als Sklaven fremder Völker viel leiden.
Die Geschichte der Königreiche in der Welt zeigt uns, dass zwei oder drei Könige eines Königtums gut waren, aber die restlichen Könige meistens schlecht.
Kaiser Wilhelm I handelte diplomatisch relativ klug. Zum Beispiel baute er zwar eine starke Heermacht, aber gebrauchte sie nicht zum Krieg, sondern nur zum diplomatischen Mittel. Aber Kaiser Wilhelm II gebrauchte die Heermacht zum Krieg und stürzte Deutschland in den 1. Weltkrieg.
Auch die Choseon-Dynastie Koreas war ähnlich. König Sejong der Grosse[1] (1397 - 1450) war ein guter König und erfand zum Wohl des Volkes koreanische Buchstaben. Aber die meisten seiner Nachfolger waren schlecht, sodass Korea schließlich eine japanische Kolonie wurde.
Fast alle Geschichten der Königtümer der Welt sind ähnlich: Es gab eine relativ kurze glorreiche Zeit und danach eine lange, schlechte Zeit. Warum ist das so? Deshalb, weil Menschen nicht qualifiziert sind, König über andere Menschen zu sein. Alle Menschen sind grundsächlich egoistisch und haben Machtsucht. Sie haben weder Weisheit noch Weitsicht wie Gott. Das ist der Grund, warum Menschen keine guten Könige über andere sein können.
War Gottes Werk gescheitert, weil das von Gott auserwählte Königreich Israel unterging? Keinesfalls. Gottes Weg ist unerforschlich.
Als das Königreich Israel ganz untergegangen war und die menschliche Hoffnung auf einen politischen König verschwunden war, sandte Gott einen wahren König, um sein Volk zu retten. Dieser wahre König war einer der Nachkommen Davids. Viele Juden wollten ihn wieder zu einem politischen König wie David machen. Er aber wollte kein politischer König werden. Dennoch war er ein König.
Wir sollen uns daran erinnern, dass Gott in der Geschichte Israels durch Propheten, Priester und Könige seinen Willen durchführte. Beispielsweise hatte Mose alle drei Aufgaben wie Propheten, Priester und König, obwohl er Aaron und seine Söhne als Priester aufgestellt hatte. Und auch Prophet Samuel führte alle diese drei Aufgaben aus, obwohl es damals schon Priester gab. Aber auf den Wunsch des Volkes hin stellte Gott einen König auf und übertrug ihm die politische Verantwortung.
Zunächst vertraute das Volk Gott, weil David Gott mehr vertraute als seine militärische Macht. Beispielsweise sagte dieser zu Goliat: „Du kommst mit Schwert, Lanze und Spieß, ich aber komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth, des Gottes des Heeres Israels, den du verhöhnt hast. Heute wird dich der Herr in meine Hand geben“ (1. Sam. 17,45-46).
Aber Davids Nachfolger vertrauten mehr auf die militärische Macht als Gott, und die Israeliten vertrauten mehr auf ihren Königen als auf Gott. Und als Folge dieses Menschenvertrauens ging das Königreich Israels unter.
Wir müssen aus dieser Geschichte die Lehre ziehen:
Die erste Lehre für uns ist, dass wir uns nicht auf Menschen oder weltliche Macht verlassen sollen, sondern auf Gott.
Denn ein König verkörpert eine militärisch organisierte Nation. Und Menschen neigen dazu, auf die militärische und wirtschaftliche Macht ihrer Nation zu vertrauen als auf Gott.
Zurzeit scheinen USA und NATO viel stärker als irgendein Block der Welt zu sein. Natürlich ist es richtig, dass westliche Länder über eine ausreichende Wehrmacht verfügen, um einen Krieg zu verhindern. Aber wir sollen uns schließlich nicht auf die militärische Macht verlassen, sondern auf Gott. Dies ist sehr wichtig. Auf dem Papiergeld der USA von einem Dollar steht seit 1956: „In God we trust“ - auf Deutsch übersetzt „Wir vertrauen auf Gott.“
Nachdem aber der kommunistische Block zusammengebrochen ist, neigen sich Menschen in westlichen Ländern mehr auf ihre militärische und wirtschaftliche Macht zu verlassen. Sie vergessen, dass der Mauerfall durch die Gnade Gottes geschehen war. Sie glauben mehr an ihre modernen Waffen und ihr Geld als an Gott. Sie vergessen, dass Gott der Herrscher und Lenker der Geschichte ist. Darum bleiben Kirchen leer und das Gebet wird aufgehört. Das ist eine ernste Krise der westlichen Länder. Wir sollen uns nicht an Technik, Geld oder Macht verlassen, sondern auf Gott. Wir sollen uns an das Wort des Hirtenjungen Davids erinnern: „Du kommst mit Schwert, Lanze und Spieß, ich aber komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth.“ Wir sollen prüfen, ob wir uns auf Gott verlassen oder auf irgendeine weltliche Macht. Wir sollen auf Gott vertrauen und ihm folgen.
Die zweite Lehre dieser Geschichte heißt: Jesus Christus ist unser wahrer König!
Israeliten wollten einen König haben, sodass sie in Sicherheit und Frieden leben könnten. Samuel wollte die Bitte des Volkes ablehnen. Aber Gott nahm ihren Wunsch an. Warum nahm er ihren Wunsch an? – Weil er ihnen schließlich einen wahren König schenken wollte. Israeliten freuten sich eine kurze Zeit über David als ihren König. Aber er war kein ewiger König. Seine Nachfolger waren meistens schlimm. Und schließlich musste Israel untergehen, weil seine Könige böse vor Gott waren. Israel wurde ein heimatloses Volk. Da sandte Gott ihnen einen wahren König Jesus Christus.
Durch den Glauben an Jesus Christus können alle Menschen Vergebung und das ewige Leben empfangen und ins Himmelreich kommen. Das ist eine Frohe Botschaft für alle. Gott enttäuscht uns nie. Gott will uns durch Jesus Christus sein Reich schenken, sodass wir das ewige Leben haben, glücklich leben und Gott dienen können. So lautet das Hauptthema des Samuelbuchs: „Jesus Christus ist unser König!“. Wir sollen Jesus Christus als unseren König herzlich annehmen, ihm vertrauen und ihm die Ehre geben. Preist Gott, den unseren König und unseren Herrn!
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