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05. Jan. 2019
Bewältigung der gemeindeinternen und –externen Gefahren
Apg. Kap. 5-6
Leitverse 5,29-32: „29Petrus aber und die Apostel antworteten und sprachen: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. 30Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr an das Kreuz gehängt und getötet habt. Den hat Gott durch seine rechte Hand erhöht zum Fürsten und Heiland, um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu geben. 32Und wir sind Zeugen dieses Geschehens und mit uns der Heilige Geist, den Gott denen gegeben hat, die ihm gehorchen.“
6,3-4 „3Darum, ihr lieben Brüder, seht euch um nach sieben Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf haben und voll Heiligen Geistes und Weisheit sind, die wir bestellen wollen zu diesem Dienst. 4Wir aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben.“
Im Neujahr will jeder von uns in der Gnade Gottes wachsen und Gott die Ehre bringen. Außerdem wollen wir gemeinsam unsere Gemeinde aufbauen und Gott verherrlichen.
Jede Gemeinde wird im Laufe der Zeit mit gemeindeinternen und –externen Problemen konfrontiert. Die Jerusalemer Gemeinde auch wurde mit internen und externen Bedrohungen konfrontiert. Wir wollen durch diese Gemeinde lernen, wie unsere Gemeinde solche Gefahren bewältigen, wachsen und Gott die Ehre geben kann.
1. Die Entfernung des bösen Sauerteigs (5,1-16)
Alle Christen in der ersten Christengemeinde waren ein Herz und eine Seele und niemand betrachtete sein Eigentum als privaten Besitz, sondern alles gehörte ihnen gemeinsam.
Josef, den wir als Barnabas besser kennen, war ein Beispiel. Er verkaufte seinen Acker und brachte den Aposteln das Geld für die Gemeindekasse. Apostel nannten ihn Barnabas. Barnabas bedeutet „Sohn des Trostes“.
Die erste Christengemeinde war aber keine kommunistische Gemeinschaft, wo alle auf ihr privates Eigentum verzichten müsste, davon unabhängig, ob man will oder nicht. Vielmehr war sie eine freiwillige, herzliche Lebensgemeinschaft. Wenn man seinen Besitz nicht abgeben wollte, durfte man ihn weiter behalten. Die Kommunisten machten aus dieser freiwilligen Liebesgemeinschaft eine Zwangsgemeinschaft.
Diese Gemeinde wurde durch das Paar Hananias und Saphira auf Probe gestellt. Das Paar wollte von der Gemeinde gelobt werden wie Josef Barnabas. Leider hatte das Paar den Glauben an die Fürsorge Gottes nicht. Darum versteckte Hananias ein gutes Teil des Verkaufserlöses, brachte den Aposteln den Rest und sagte, das sei der ganze Verkaufserlös. Dadurch versuchte das Paar sich als hingabevoll und fromm darzustellen. Es war wie ein böser Sauerteig. Wenn man einem Teig ein wenig Sauerteig vermischt, wird der Teig durchsäuert.
Nehmen wir an, dass die Apostel seine Lüge nicht erkannt und das Paar als großes Glaubensvorbild gepriesen und das Paar als wichtige Gemeindemitarbeiter aufgestellt hätten. Solch eine Gemeinde wäre wie ein Haus, das auf dem Sand gebaut ist. Wenn es einmal heftig regnet, wird es stürzen.
Aber Gott schützte durch die Apostel die Gemeinde vor dem Sauerteig der Scheinfrömmigkeit. Gott ließ die Apostel den Betrug des Paars erkennen und ihren Sauerteig entfernen. So konnte die erste Gemeinde sich vor Verfälschung der Bruderliebe und des Glaubens schützen, und die Gemeinde konnte weiterhin wachsen.
So berichtet uns Apg. 5,12-14:
„12Es geschahen aber viele Zeichen und Wunder im Volk durch die Hände der Apostel; und sie waren alle in der Halle Salomos einmütig beieinander. 13Von den andern aber wagte keiner, ihnen zu nahe zu kommen; das Volk hielt viel von ihnen. 14Desto mehr aber wuchs die Zahl derer, die an den Herrn glaubten.“
Die Gemeinde soll sich sowohl vor dem Pharisäismus als auch vor dem Sadduzäismus schützen. Der Pharisäismus bedeutet, dass man sich nach außen gläubig und fromm verhält. Aber im Herzen glaubt man nicht an den lebendigen Gott und kennt Gottes Güte und seine Barmherzigkeit auch nicht. Und man verurteilt andere gesetzlich.
Der Sadduzäismus bedeutet dagegen, dass man durch sein Wort und Verhalten seine weltliche Gesinnung ohne Scheu zeigt.
Wir sollen unsere Gemeinde vor dem Sauerteig des Pharisäismus und auch vor dem Sauerteig des Sadduzäismus schützen. Unsere Gemeinde soll gläubig und gnädig sein. Dazu sollen wir Scheinheiligkeit und Weltlichkeit ablegen und im Glauben an Jesus Christus und in seiner Gnade weiterwachsen. Wir sollen dafür beten, dass Gott uns dabei helfen möge, dass unsere Liebe und unser Glaube in der Gnade Christi heran wachsen. Solch eine wachsende Gemeinde ist gesund und kann Gott die Ehre geben.
2. Die Bedrohung durch den Hohen Rat (5,17-42)
Das Wachstum der Gemeinde ruft unweigerlich den Neid der Etablierten und ihre Verfolgung hervor. Der Hohepriester und die Sadduzäer wurden von Eifersucht erfüllt und warfen die Apostel ins Gefängnis.
Aber in der Nacht öffnete der Engel des Herrn die Gefängnistüren und führte die Apostel heraus.
Und er sagte zu ihnen: „Geht hin und tretet im Tempel und redet zum Volk alle Worte des Lebens!“ (20).
Als der Hohepriester das erfuhr, ließ er die Apostel durch Tempelpolizei wieder in den Gerichtssaal des Hohen Rates bringen. Und er sagte: „Haben wir euch nicht streng verboten, jemals wieder in dem Namen Jesu zu lehren? Und seht, ihr habt Jerusalem mit eurer Lehre erfüllt und wollt das Blut dieses Menschen über uns bringen“ (28).
Wenn der Heilige Geist durch die Gemeinde mächtig wirkt, wird der Teufel neidisch. Darum versucht der Teufel entweder durch gemeindeinterne Personen oder durch externe Menschen die Gemeinde zu schwächen oder sie gar zu zerstören. Der Täuschungsversuch von Hananias und Saphira war eine Versuchung durch die gemeindeinternen Personen. Die Bedrohung des Hohenpriesters aber war eine Versuchung durch die gemeindeexterne Person. Der Hohepriester versuchte die Apostel ängstlich zu machen, um sie mundtot zu machen.
Wir reagierten die Apostel darauf? Sagten sie etwa: „Verzeihen Sie uns. Wir werden von Jesus nicht mehr reden“?
Nein! Petrus und die Apostel antworteten dem Hohenpriester:
„29bMan muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. 30Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr an das Holz gehängt und getötet habt. 31Den hat Gott durch seine rechte Hand erhöht zum Fürsten und Heiland, um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu geben. 32Und wir sind Zeugen dieses Geschehens und mit uns der Heilige Geist, den Gott denen gegeben hat, die ihm gehorchen.“
Die Apostel waren nicht mundtot. Trotz der Bedrohung und des Peitschens hatten sie keine Angst, weil sie an das Evangelium der Auferstehung fest glaubten. Sie waren also lebendige Zeugen der Auferstehung Christi. Außerdem gebrauchten sie das Verhör als eine Gelegenheit, das Evangelium der Auferstehung zu verkünden. Sie konfrontierten den Hohenpriester und andere Mitglieder des Hohen Rates mit der Bußpredigt:
„30Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr an das Holz gehängt und getötet habt.“
Mit diesem Wort machten die Apostel dem Hohenpriester und allen Mitgliedern des Hohen Rates klar, nicht die Apostel standen vor dem Gericht Gottes, sondern der Hohepriester und die Ratsmitglieder. Und die Apostel boten ihnen eine Chance an, für ihre Sünde Buße zu tun und die göttliche Vergebung anzunehmen.
Der Teufel versucht auch heute auf verschiedenster Weise Christen mundtot zu machen. Mundtote Christen sind tote Christen. Der Teufel hat keine Angst vor diesen Christen.
Thomas Schirrmacher, der Gründer des Martin Bucer Seminars und der Stellvertretender Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), hat über die Verbreitung des Evangeliums durch die verfolgten Christen Folgendes geschrieben[1]:
„<Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche.> Dieses berühmte Wort hat Kirchenvater Tertullian (150-220 n. Chr. in Karthago) gesagt... Die Frühe Kirche hat sich gerne das Wort Jesu aus Joh. 12,24 erinnert: <Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.>
…Und Martin Luther hat denselben Gedanken ähnlich ausgedrückt: <Durch Verfolgung wächst die Christenheit, dagegen, wo Frieden und Ruhe ist, werden die Christen faul und lasch.>
Und tatsächlich hat die Verfolgung der ersten Gemeinde in Jerusalem nur dazu geführt, dass sich die Christen im römischen Reich zerstreuten und sich in Antiochien die ersten Heidenchristen bekehrten, nicht durch die Apostel, sondern durch vertriebene Christen (Apg. 7,54–8,8).
Auf dem Lausanner Kongress für Weltmission 1974 wurde das so ausgedrückt: <Verfolgung ist ein Sturm, der zugelassen wird, damit der Same des Wortes zerstreut und Sämann und Bauer über viele Felder verteilt werden. Es ist Gottes Weg, sein Königreich auszubreiten… Die Verfolgung der Christen und der Kirche war einer der größten Faktoren in der Verbreitung des Evangeliums unseres Herrn Jesus Christus.>
Die Evangelisation durch die Verfolgung kommt also auf verschiedenem Wege zustande. Die Verfolgung kann andere Christen im Glauben stärken (z. B. Phil 1,12). Die Verfolgung kann dafür sorgen, dass Menschen das Evangelium und Zeugnisse der Christen hören (z. B. Phil 1,13 <das ganze Prätorium>). Die Verfolgung verbreitet durch die Zerstreuung der Christen das Evangelium (am deutlichsten in Apg 11,19–21; vgl. 8,1).
In den ersten drei Jahrhunderten waren Soldaten und Offiziere, die Christen waren, besonders gefährdet, verhaftet zu werden und gegebenenfalls Leben zu verlieren. Aber gerade durch sie wurde das Evangelium weit verbreitet.>
Martin Luthers Wort „Durch Verfolgung wächst die Christenheit, dagegen, wo Frieden und Ruhe ist, werden die Christen faul und lasch“ beschreibt die heutige geistliche Situation in Deutschland treffend. Weil die meisten Christen in Deutschland mundtot sind, hat der Teufel keine Angst vor ihnen. Nichtchristen bekommen durch die mundtoten Christen den Eindruck, dass die Auferstehung nur ein leeres Wort sei. Dadurch verbreiten mundtote Christen den Unglauben. Für den Teufel sind mundtote Christen in gewisser Hinsicht angenehmer als Nichtchristen.
Aber wir können durch die Christen in China oder Iran lernen.
Obwohl die christliche Kirche in China durch die Regierung in verschiedener Weise unterdrückt wird, sind die Christen dort nicht mundtot. Vielmehr verbreiten sie das Evangelium aktiv und die Zahl der Christen wächst ständig, sodass etwa 7 % chinesischer Bevölkerung Christen sind.
In Iran gibt es traditionelle armenische Kirche und syrische Kirche. Iran bezeichnet diese Kirchen „das wahre und traditionelle Christentum“ und erlaubt nur Armenier und Syrer an ihrem Gottesdienst teilzunehmen. Aber Iran verbietet den Iranern streng, die Kirche zu besuchen oder das Evangelium zu hören. Trotzdem sind iranische Christen nicht mundtot. Sie verbreiten das Evangelium aktiv. Man schätzt, dass mehrere Millionen Iraner Christen sind.
Wenn wir mundtot bleiben, hat dies Land keine gute Zukunft. Wir müssen unseren Mund aufmachen und vom Evangelium sprechen.
Wir sollen uns selbst fragen, ob „ich“ ein „mundtoter“ Christ bin oder ein „lebendiger“ Christ. Wir wollen uns im Neujahr als lebendige Christen erweisen: Wir wollen unseren Mund öffnen und das Evangelium weitersagen.
3. Die Wahl der sieben Diakonen und Stephanus (6,1-15)
Als die Zahl der Christen in Jerusalem zunahm, entstand in der Gemeinde ein anderes Problem. In dieser Gemeinde gab es mehrheitlich die Gläubige, die Hebräisch sprachen. Da gab es aber auch nicht ganz wenige Leute, die Griechisch sprachen, denn die griechische Sprache und Kultur waren im östlichen Mittelmeerraum dominant[2]. Und es herrschte nicht immer eine harmonische Atmosphäre zwischen den beiden Sprachgruppen. Die griechischsprechenden Witwen fühlten sich schlechter behandelt als die hebräischsprechenden Witwen.
Der Problemlösungsvorschlag der Apostel heißt: Die Aufgabe der Versorgung der Witwen soll einigen gottesfürchtigen, weisen Diakonen überlassen werden, damit die Apostel sich auf die Verkündigung und das Gebet voll konzentrieren können.
Da hat die Gemeinde sieben Armenpfleger gewählt: Stephanus, einen Mann, der vom Glauben und vom Heiligen Geist erfüllt war, Philippus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus. Nikolaus war ein Judengenosse aus Antiochia. Ein Judengenosse (Proselyt) ist ein Nichtjude, aber durch die Beschneidung rechtsgültig zum Judentum übertreten ist.
Dies lehrt uns etwas über die Weisheit der Gemeindeleitung:
Die Hauptaufgabe der Gemeinde ist die Verkündigung des Wortes Gottes und das Gebet. Obwohl die Gemeinde die Bedürfnisse der Menschen nicht ignorieren soll, ist sie jedoch deswegen da, den Menschen das Wort Gottes zu verkündigen wird und Gott anzubeten. Darum soll/en der/die Gemeindeleiter sich auf Verkündigung des Wortes Gottes und Gebet konzentrieren.
Die Nebenaufgabe der Gemeinde ist die diakonische Arbeit. Diese Arbeit soll durch Menschen geleitet werden, die voll vom Geist und Weisheit erfüllt sind. Stephanus war ein Beispiel dafür.
Er war voller Gnade und der Kraft des Heiligen Geistes. Er tat Wunder und predigte das Evangelium. Schließlich wurde er ein Märtyrer. Beim Märtyrertod sagte er: „Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen“ (Apg. 7,56).
In jeder Gemeinde tauchen gemeindeinterne und auch gemeindeexterne Probleme auf. Wenn eine Gemeinde solche Probleme gut löst, kann die Gemeinde wachsen und Gott die Ehre geben. Darum ist das Auftauchen der Probleme nicht unbedingt etwas Negatives. Wir können Probleme gottwohlgefällig lösen, sodass unsere Gemeinde wächst und Gott verherrlicht wird. Amen!
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