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Notiz: Diese Botschaft wurde bei der Gründungs-Vollversammlung der CMI gehalten.
Hagen, Ostermontag
21. April 2003
Das Evangelium der Gnade
1.Kor 15, 1-11
Leitvers 15, 10
„Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist.“
Frohe Ostern!
An diesem Ostermontag sind wir hier vor Gott versammelt, um zum Neubeginn unserer Gemeinde gemeinsam Gott anzubeten. Wir wollen Gott um seinen Segen und seine Leitung bitten.
Gott begann 1961 durch die Missionsgesellschaft der Süd-Presbyterianischen-Kirche aus den USA („Southern Presbyterian Mission“) sein Werk für die Studentenmission in Korea. Diese Missionsgesellschaft hatte einige Missionare beauftragt, für die Studentenmission in Korea zu wirken. Eine von ihnen war Sarah Barry. Sie mietete ein Haus in Kwangju als Zentrum und feierte am 22. April 1961 den ersten Gottesdienst für Gymnasialschüler und am 23. April den ersten Gottesdienst für Studenten. Sie nannten das Zentrum „Christian Student Center“. Das war der erste Name unserer Gemeinde. Im Herbst 1961 begann Samuel Lee als Mitarbeiter mitzuarbeiten. Und andere Missionare der Southern Presbyterian Mission arbeiteten in anderen Universitätsstädten für die Studenten: John Folta in Chunju und Melicent Huneycutt in Daejeon.[1] Später wurde der Name dieser Studentengemeinde UBF - „University Bible Fellowship“. Gott hat Studenten durch das Evangelium errettet und dies Werk weltweit erweitert. In letzter Zeit hat Gott uns, die wir hier versammelt sind, dazu geführt, mit dem neuen Namen „CMI, Campus Mission International“ neu zu beginnen. Wir haben inzwischen eingesehen, dass wir alle schwache, sündenbehaftete Menschen sind und deswegen immer neu Vergebung brauchen. Jesus ist am Kreuz für unsere Sünde gestorben. Er ist aber am dritten Tage auferstanden. Er schenkt uns ein neues Leben und die Auferstehung. Der Ostermontag ist genau passend für einen Neubeginn unserer Gemeinde.
In Psalm 84,2-4 steht geschrieben: „Wie lieb sind mir deine Wohnungen, Herr Zebaoth!
Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn;
mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.“
In gewisser Hinsicht ist die Gemeinde Christi das Gotteshaus. Die Gemeinde dient dazu, dass die Menschen Gott begegnen und Gemeinschaft mit ihm haben.
Und die Mitte der Gemeinde ist Gott, Jesus Christus bzw. der Heilige Geist. Mit anderen Worten: Die Mitte der Gemeinde ist das Evangelium, die Frohe Botschaft. Durch den Glauben an das Evangelium von Jesus Christus begegnen Menschen Gott persönlich und empfangen den Heiligen Geist. Eine Gemeinde ist dort, wo man das Evangelium hören kann. Eine Gemeinde ist da, wo man das Evangelium erleben kann. Eine Gemeinde ist da, wovon aus das Evangelium in die Welt gesendet wird.
Evangelium
Als Paulus in Korinth das Evangelium predigte, glaubten einige Menschen an das Evangelium. Durch den Glauben an das Evangelium wurden sie als Kinder Gottes wiedergeboren. Und durch ihren Glauben an das Evangelium entstand die Gemeinde in Korinth.
Nun sagt Paulus in den Versen 1-2 zu diesen Christen: „Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr’s festhaltet in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe; es sei denn, dass ihr umsonst gläubig geworden wärt.“
Er ermuntert diese Christen, am Glauben an das Evangelium festzuhalten, in der Gestalt, in der er es ihnen verkündet hatte. Sonst wären sie umsonst gläubig geworden.
Der Glaube an das Evangelium ist für den Menschen oder für die Gemeinde genauso wichtig wie das Herz und die Adern für den Menschen. Das Herz und die Adern geben dem Menschen durch Blut neue Kraft und Reinigung. Wenn sie aber nicht mehr richtig funktionieren, erhält der Mensch keine Kraft mehr und stirbt. Ein gesundes Herz und gesunde Adern sind lebenswichtig für den Menschen. Der vitale Glaube an das Evangelium ist für den Menschen und für die Gemeinde lebenswichtig.
Was ist das Evangelium?
Das Wort „Evangelium“ ist auf Griechisch „ευαγγελιον“ (eùaggélion bzw. eu- angélion) und bedeutet "gute Nachricht" oder „Frohe Nachricht“. Was ist der Inhalt dieser frohen Nachricht?
In Joh. 20,31 finden wir eine kurze Zusammenfassung der frohen Nachricht: „Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.“
Die Frohe Nachricht heißt: Jesus ist der Christus (Heiland) und Gottes Sohn, und alle, die an ihn glauben, haben das Leben, d.h. ewiges Leben.
Auch in Joh. 3,16 finden wir eine andere kurze Zusammenfassung der Frohen Nachricht: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“
Die Frohe Botschaft heißt: Gott liebt die Menschen und gab seinen Sohn. Gott sandte seinen Sohn in die Welt und opferte ihn schließlich für die Sünden der Menschen.
Aus Liebe gab Gott uns seinen Sohn. Wir dürfen das ewige Leben haben!! Das ist eine gute Nachricht für alle.
Nach dem Markusevangelium lautet die kurze Zusammenfassung des Evangeliums: „Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ (Mk. 1,15). Das Evangelium heißt dann die "Botschaft von anbrechendem Reich Gottes durch Jesus Christus“. Bevor Jesus Christus kam, herrschte die Macht der Sünde und des Todes über die Menschen. Jesus Christus befreit die Menschen von dieser finsteren Herrschaft und bringt sie unter die Herrschaft Gottes. Unter der Herrschaft Gottes weicht die Macht der Sünde und des Todes. In diesem Reich herrscht Jesus Christus mit ewigem Leben und füllt die Herzen der Menschen mit Liebe und Gnade.
Jesus hat den Menschen eine wohltuende, menschenfreundliche Herrschaft Gottes nahegebracht. Sie unterscheidet sich von allen anderen "Herrschaften". Gottes Herrschaft bedeutet für die Menschen die Wende vom Unheil zum Heil. Das ist die Erlösung. Wir sind nicht mehr unter der Macht der Sünde, des Todes und des Teufels. Wir sind befreit! Wir haben Vergebung, ewiges Leben und den Heiligen Geist. Wir werden das Himmelreich empfangen.
Die Frohe Botschaft konkretisiert sich in der Botschaft vom erlösenden Tod und von der Auferstehung Jesu Christi und der damit beginnenden Herrschaft Gottes. So hat Apostel Paulus das Evangelium direkt als die Botschaft vom Tod und von der Auferweckung Christi verkündet.
Betrachten wir nun die Verse 3 und 4: „Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift.“
Schrift
Paulus sagte, dass Jesus „nach der Schrift“ für unsere Sünden gestorben, begraben worden und danach nach der Schrift von den Toten auferstanden ist. Das Evangelium ist also die Erfüllung des Verheißungswortes Gottes im Alten Testament. Und das Neue Testament verkündet die Erfüllung dieser Verheißung. Paulus war von der Zuverlässigkeit der Heiligen Schrift überzeugt, weil er an die Inspiration durch den Heiligen Geist glaubte. Er sagte einmal zu Timotheus: „Dass du von Kind auf die Heilige Schrift kennst. Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit“ (2. Tim 3,15-16). Jesus sagte: „Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben“ (Joh. 6,63). Gottes Wort schenkt uns den Heiligen Geist und das ewige Leben.
Unsere Sünde
Paulus predigte: „Christus ist gestorben für unsere Sünde...“ Dass heißt, dass wir, also alle Menschen Sünder sind und unbedingt die Erlösung brauchen. Und niemand kann sich selbst von der Sünde und ihren Konsequenzen retten. Nur Christus kann uns retten.
Wenn aber die Menschen ihre Sünde oder ihre Sündhaftigkeit nicht erkennen, erkennen sie kein Bedürfnis der Rettung. Und das Evangelium hat für sie keine große Wirkung.
Aber wir sind alle Sünder. Wir haben mit Taten gesündigt. Wir haben auch mit dem Mund gesündigt. Wir haben auch im Herzen gesündigt. Wir können nicht in die Herzen anderer hineinschauen. Darum beurteilen wir andere aufgrund ihrer Taten oder Reden. Darum scheint derjenige in unseren Augen gerecht zu sein, der die Gesetze einhält, auch wenn er dies nicht von Herzen tut. Dagegen richtet Gott nicht nur nach den Taten, sondern auch nach des Herzens Grund. Vor Gott werden die Werke, die ohne Herz getan sind, als Heuchelei oder Lügen offenbar. Wir sind oft Heuchler und Lügner gewesen.
Wir können unsere Sündhaftigkeit auch daran erkennen, dass wir wegen unserer Ich-Zentriertheit leicht verletzt werden. Die Ich-Zentriertheit ist eine grundlegende Verdorbenheit des Menschen. Diese Ich-Zentriertheit ist eine Lebenseinstellung aller Menschen seit dem Sündenfall Adams. Vor dem Fall hatten Adam und Eva unter der Herrschaft Gottes alles, sogar die Unsterblichkeit. Sie waren Gott-zentriert. Sie waren Gott für seine Herrschaft sehr dankbar. Da versuchte der Satan das Paar: Sie sollten wie Gott sein. Sie sollten eine neue Lebenseinstellung haben. Sie sollten Gott nicht als Herrn haben. Sie sollten lieber selbst ihre eigenen Herren werden. Adam und Eva gaben die Gott-zentrierte Einstellung auf und nahmen die Ich-zentrierte Einstellung an. Mit dieser Ich-zentrierten Einstellung hatten sie alles verspielt und Schuld, Fluch und Tod auf sich geladen. Seit Adams Fall sind alle Menschen mit der Lebenseinstellung Adams geboren. Sie halten diese Einstellung aber für absolut vorteilhaft. Jeder Mensch ist eigener Herr über sein Leben. Das ist aber die Absage zu Gott und seiner Herrschaft. Das ist die grundlegende Sünde.
Die Bibel sagt, dass alle Menschen schlimme Sünder sind. Alle sind verloren. Das ist eine nüchterne Realität für alle Menschen. Es ist unangenehm, diese Realität zu erwähnen. Aber Paulus spricht dieses Grundproblem an. Man muss erst die Verlorenheit ernst wahrnehmen, um die Rettung zu erfahren. Wer würde es nicht schmerzlich empfinden, seine Verdorbenheit und Verlorenheit wahr zu nehmen. Aber dies sind heilsame Schmerzen.
Sündenbock
Es gibt bei dem Fernsehsender RTL die Quizsendung „Wer wird Millionär?“.
Am 3. März 2003 sitzt bei Günter Jauch ein junger Mann auf dem Kandidatenstuhl. Noch hat er alle Fragen richtig beantwortet. Jetzt geht es um 16.000 Euro. Ihm wird nun eine biblische Frage gestellt. Es geht um die Versöhnung mit Gott im Altentestament: „Wer trug die Sünden des Volkes Israel hinein in die Wüste?“ Vier Tierarten sind als Antwort möglich: Eber (männliches Wildschwein), Esel, Ziegenbock und noch ein viertes Tier. Der Kandidat gerät in Verlegenheit. Er weiß nicht viel über die Bibel. „Nehmen wir den Publikumsjoker?“ Also, das Publikum soll ihm die richtige Antwort sagen. Mit Hilfe einer Computertastatur gibt das Publikum seine Antworten. Der Esel hat die Nase vorn. Ein Esel ist ein beliebtes Tier in Israel. An zweiter Stelle, mit gutem Abstand der Ziegenbock. Ein paar Leute haben auf den Eber getippt. Ein Esel als Sündenbock. So meint es auch der Kandidat. Damit sind die erträumten 16.000 Euro dahin. Nur mit 500 Euro muss er nach Hause gehen.[2]
Nach dem Alten Testament wird beim großen Versöhnungstag der Juden ein Ziegenbock als Sündenbock gewählt (3. Mose 16, 10). Auf den Kopf eines Bockes legte der Hohepriester seine beiden Hände und sprach über ihm alle Verfehlungen des Volkes aus. So legte er alle Sünden des Volkes auf den Bock und ließ das Tier dann in die Wüste jagen. Der Sündenbock wurde aus der Stadt hinaus in die Wüste geschickt. Dort starb er stellvertretend für die jeweilig Schuldigen.
„Jom Kippur“ heißt der Versöhnungstag heute bei den Juden. Die Juden verbringen den Versöhnungstag fastend und betend im Gotteshaus. Sie bringen Opfer, sie fasten und beten zu Gott für ihre Schuld.[3]
Und so ist Jesus für uns zum Sündenbock geworden. Er hat alle Sünden der Menschen auf sich genommen und sie ans Kreuz getragen. Darum sagte Johannes der Täufer über Jesus: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das die Sünde der Welt trägt!“ (Joh 1,29). Er hat meine Sünden, deine Sünden oder eure Sünden ans Kreuz getragen. Er hat auch die Sünden anderer, die nicht hier sind getragen. Er wurde mit seinem Kreuz nach Golgatha getrieben. Er hat beim Kreuzestod alle unsere Schuld, deine Sünde und meine Sünde ganz getilgt. Das muss man glauben. Wenn man daran glaubt, sind alle Sünden für immer getilgt und wir sind mit Gott versöhnt. Dank des Kreuztodes Jesu ist heute der große Versöhnungstag für uns. Es gibt keine Verdammnis mehr für uns, die wir in Jesus sind. So steht in Röm. 8,1: „So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind“. Wir dürfen über die Vergebung gewiss sein. Jesu Tod heilt auch unsere inneren Verletzungen und schenkt uns ein heiles Herz. Wir bekommen immer wieder innere Verletzungen. Aber Jesu Opfertod heilt unsere Herzen immer wieder und schenkt uns ein heiles, frohes Herz.
Auferstanden
Am Karfreitag starb Jesus Christus am Kreuz. Nach dem Tod wurde Jesus zunächst begraben, wie alle Toten. Er ist aber am Ostersonntag von den Toten auferstanden. So schreibt Paulus: „er ist auferstanden am dritten Tage nach der Schrift.“
Gott erweckte am Osternsonntag Jesus Christus von den Toten auf. Der Tod war eigentlich die Strafe für die Sünde. Adam sündigte und musste sterben. Seit Adam haben alle Menschen gesündigt und müssen sterben. Die Sünde ist wie ein Entführer. Die Sünde hat den Menschen aus dem Paradies entführt. Mit der Todeswaffe konnte die Sünde Menschen immer wieder zur Sünde zwingen. Und die entführten Menschen mussten der Sünde gehorchen. Sie wurden von der Sünde misshandelt. Sie mussten schließlich sterben.
Aber Jesus sprengte die Macht des Todes durch seine Auferstehung und befreite die entführten Menschen von der Gewalt der Sünde. Er bringt die Menschen ins Paradies zurück.
Psalm 90,12 lautet: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf das wir klug werden.“ Wer es ernst nimmt, dass er irgendwann sterben muss, wird klug. Das stimmt. Wer es wahrnimmt, dass er früher oder später, gegebenenfalls jederzeit plötzlich sterben kann, wird klug: Er wird einerseits nicht an den Dingen in der Welt hängen, als könnte er sie für lange Zeit oder ewige Zeit besitzen. Andererseits wird er sich schnell, ja sofort auf seine Auferstehung vorbereiten. Wie kann man sich auf die Auferstehung vorbereiten? – Dadurch, dass man seine Schuld bekennt und durch den Glauben an Jesu Opfertod und seine Auferstehung die Vergebung und das ewige Leben annimmt. Wer die totale Vergebung und das ewige Leben durch den Glauben schon empfangen hat, kann jederzeit frohen Mutes sterben. Für ihn ist der leibliche Tod ein Einschlafen zur Auferstehung. Der leibliche Tod ist für uns eine Heimfahrt ins Himmelreich. Darum hat Jesus am letzten Abend mit den Jüngern zu Gott folgendermaßen gebetet: „Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe der Grund der Welt gelegt war.“
Die Auferstehung Christi ist eine gewaltige frohe Nachricht. Unser Herr Jesus lebt! Er hatte uns so sehr geliebt, dass er sein Leben für uns opferte. Er ist aber auferstanden. Er lebt! Er schenkt uns allen, die wir an ihn glauben, die Auferstehung. So werden wir auch auferstehen und ins Himmelreich kommen. Wir werden ihn von Angesicht zu Angesicht sehen. Wir werden alle Heiligen wiedersehen und zusammen Gott anbeten. So ist die Auferstehung Christi eine unfassbar freudige Nachricht. Diese Nachricht schenkt uns grenzenlose Freude. Diese Botschaft befreit uns von der Angst vor dem Tod und schenkt uns tiefen Herzensfrieden. Selbst wenn ich im finstern Tal wanderte, fürchte ich kein Unglück, weil der Herr bei mir ist (Psalm 23,4). Auch mitten des Leidens schenkt uns diese Botschaft Trost und Zuversicht. So können wir sagen: „Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll“ (Röm. 8,18).
Die Botschaft vom Opfertod Jesu und seiner Auferstehung ist eine Nachricht, die allen, die sie wahrnehmen, gewaltige Freude schenkt. Diese Nachricht bringt den Menschen die Freude, die alle Freuden der Welt übertrifft. Diese freudige Nachricht öffnet den Menschen ihre Herzen für Gott, so dass sie Gottes Liebe wahrnehmen. Diese schöne Nachricht schenkt jedem Menschen das neue Leben als Kind Gottes. Sie schenkt den Menschen den Heiligen Geist. Diese Botschaft ist freudige Kraft Gottes. Durch diese Botschaft empfingen die Christen den Heiligen Geist und wurden wiedergeboren. Durch diese Botschaft wurde die christliche Gemeinde geboren. Ohne diese frohe Botschaft der Auferstehung wäre keiner von uns wiedergeboren. Ohne diese Botschaft wäre keine christliche Gemeinde entstanden.
Wenn die Botschaft der Auferstehung Christi unsere Herzen kaum berührt, sind wir gegenüber den Sorgen und den Anfechtungen wehrlos. Wenn die Botschaft der Auferstehung Christi die Herzen der Christen nicht mehr berührt, stirbt das Christentum aus. Wenn die christliche Gemeinde die Botschaft der Auferstehung Christi nicht freudig in die Welt verkündet, stirbt die Gemeinde aus. Wenn die Gemeinde aber diese freudige Nachricht in die Welt sendet, wird die Welt mit Leben und Freude gefüllt, und Gottes Namen wird verherrlicht.
Jeder von uns soll sich selbst vor Gott ehrlich fragen, ob die Botschaft der Auferstehung Christi sein Herz berührt und ihm große Freude schenkt oder nicht. Wir sollen alle fragen, ob diese Frohe Botschaft unserer Gemeinde genug Freude schenkt und freudig diese Botschaft in die Welt bringen lässt.
Jemand von euch könnte fragen: „Was soll ich machen? Denn ehrlich gesagt habe ich jetzt keine große Freude über die Auferstehung Christi.“ Er soll einerseits Gott darum bitten, ihn große Freude über die Auferstehung Christi zu schenken. Andererseits soll er die Botschaft der Auferstehung Christi mit neuem Herzen annehmen. Er soll das göttliche Geschenke an ihn, nämlich die Auferstehung und das Himmelreich, durch den Glauben erneut annehmen. Er wird dann aufgrund der Liebe Gottes und aufgrund der Hoffnung große Freude erfahren. Unser Gott ist treu und erhört unsere Bitten gerne.
Gott möge euch allen grenzenlose Freude über die Auferstehung Christi schenken. Lasst uns dafür beten, dass Gott durch unsere Gemeinde rund um die Uhr diese freudige Nachricht in die Welt sendet.
Gnade
Paulus hat in den Versen 5-8 wichtige Zeugen der Auferstehung Christi aufgezählt: Der auferstandene Jesus erschien Kephas, den Zwölfen, den fünfhundert Brüdern auf einmal, Jakobus und als zuletzt Paulus selbst.
Paulus sagt hier: Die Nachricht von der Auferstehung Christi ist ein authentischer Tatsachenbericht. Und durch seine Auferstehung ist unsere Auferstehung gesichert.
Er sagt über sich selbst: „Ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist.“
Paulus war eigentlich ein strenger Pharisäer. Er kannte den Begriff Gnade überhaupt nicht. Er kannte nur die Gerechtigkeit der Taten. Er wurde ein Verfolger der Gemeinde Gottes. Er sollte die Strafe dafür erhalten. Aber er erfuhr eine wunderbare Gnade. Gott vergalt ihm seine schlimme bösen Taten nicht, sondern vergab ihm alle Schuld. Er berief ihn sogar als seinen Apostel.
Ich habe gesagt, dass der konzentrierte Inhalt des Evangeliums darin besteht, dass Jesus Christus, der Sohn Gottes, am Kreuz für unsere Sünde starb und von den Toten auferstanden ist. Durch dieses Evangelium wird man errettet und hat ewiges Leben und die Auferstehung.
Hinter dem Kreuzestod Christi und seiner Auferstehung steckt aber Gottes Gnade und seine Liebe. Habt ihr bei euch irgend eine Münze dabei? Ihr seht, jede Münze hat zwei Seiten. Auf der einen Seite der Münze ist ein Bild wie z.B. der Bundesadler oder das Brandenburgertor. Auf der anderen Seite steht der Wert der Münze. Das Evangelium ist wie eine Münze: Auf einer Seite stehen der Opfertod Christi und seine Auferstehung als frohe Nachricht. Und auf der anderen Seite werden Gnade und Liebe Gottes als Frohe Botschaft verkündet.
Jesu Tod und seine Auferstehung verkünden uns Gottes Gnade und seine Liebe zu uns. Paulus sagt: Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin...“ Joh 3,16 sagt: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“
Ich hatte mir eine lange Zeit darüber Gedanken gemacht: Gott liebt uns. Das verstehe ich. Gott liebt seinen Sohn Jesus Christus ganz bestimmt mehr als uns. Wieso opferte Gott seinen Sohn für uns? Ich konnte das nicht verstehen.
Aber vor zwei Wochen fand ich die Antwort in Joh 17,23b.
Jesus sagte in seinem Gebet beim letzten Abendmahl zu Gott: „dass die Welt erkenne, dass du (d.h. Gott) mich gesandt hast und sie (Gläubige) geliebt hast, gleichwie du mich geliebt hast“ (Joh. 17,23b; Elberfelder Bibelübersetzung). Hier sagt Jesus: Gott liebt uns gleichwie, wie er seinen Sohn Jesus liebt. Deswegen konnte er Jesus für uns opfern. Das ist unfassbar. Aber das ist Jesu Wort und muss stimmen. Welch eine große Liebe Gottes zu mir und dir! Das ist Gottes Gnade.
Und durch diese Gnade empfangen wir Vergebung, ewiges Leben, Auferstehung und das Himmelreich umsonst als Geschenk, denn er schenkt uns dies alles einfach als Geschenk, weil er uns liebt.
Die Gnade ist das Zentrum des christlichen Glaubens. Genau dies ist der Punkt, der den christlichen Glauben des Paulus von seinem früheren Glauben der Pharisäer unterscheidet. Dies ist der Punkt, der den christlichen Glauben von allen anderen Religionen unterscheidet. Die frühere Glaubensrichtung des Paulus behauptete, Menschen müssten durch ihre Taten genug Punkte sammeln, um Gottes Anerkennung zu erlangen und ins Himmelreich zu kommen. Man nennt dies eine „gesetzliche Einstellung“. Auch alle anderen Religionen behaupten dies. Aber kein einziger Mensch ist gut genug, genug Punkte für die Anerkennung Gottes als seine Kinder zu sammeln.
Gott sah, dass die Menschen selbst nicht genug Punkte sammeln konnten und deswegen verloren gingen. Er liebte aber uns Menschen sehr. Darum wollte er uns irgendwie retten. Er fand eine Möglichkeit, uns zu helfen. Er wollte von sich aus uns Menschen genug Punkte für die Anerkennung als rechte Kinder Gottes schenken. Er gab seinen Sohn Jesus. Jesus Christus starb am Kreuz für unsere Schuld und ist von den Toten auferstanden.
Alle, die an Jesus als Gottes Sohn und Christus, der für ihre Sünden gestorben und von den Toten auferstanden ist, glauben, erhalten genug Punkte zur Anerkennung Gottes als seine Kinder. Sie haben ewiges Leben und werden auferstehen und ins Himmelreich kommen. Nicht aus Verdienst, sondern aus der Gnade Gottes.
Vor seiner Bekehrung bildete Paulus sich ein, er sei ein frommer Mann und ein tüchtiger, kluger Mensch. Er war stolz auf sich. Er war arrogant. Aber Jesus öffnete seine geistliche Augen, so dass er sich vor Gott richtig betrachten konnte. Er war ein hochmütiger, gesetzlicher Mensch. Er war ein Feind Gottes. Er war vor Gott unwürdig und sehr böse. Er war verloren. Aber Jesus Christus liebte ihn, seinen Feind und seinen Verfolger. Darum opferte er sein Leben für ihn, seinen Verfolger (vgl. Röm 5,8.10). Paulus bezeugt dies in Römer 5,8: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren (Röm 5,8). Dass Jesus, der Sohn Gottes, des Schöpfers, Paulus liebte und ihm so gnädig war – das berührte sein Herz sehr. Sein Herz wurde wegen der Liebe Gottes und seiner Gnade sehr dankbar. Sein Herz wurde mit göttlicher Liebe und Gnade erfüllt. Und Gottes Liebe drängte ihn, allen Menschen die Frohe Nachricht von Jesus zu erzählen (2. Kor 5,14). Er konnte nicht schweigen. Er musste allen Menschen die Frohe Nachricht von Jesus erzählen. Er musste die frohe Botschaft göttlicher Gnade verkündigen. Die Botschaft der Gnade wirkte durch die Kraft des Heiligen Geist gewaltig und gnädig. Die Menschen bekannten ihre Sünden und glaubten an Jesus Christus als ihren Heiland und Herrn. Sie erfuhren Vergebung und empfingen ewiges Leben und die Auferstehung. Überall wo Paulus die Botschaft der Gnade verkündete, wurden Menschen gerettet und gesegnet. Die Macht der Sünde, des Todes und des Teufels wich, und die Herrlichkeit Gottes wurde offenbart. In Jesus Christus begegneten die Menschen Gott, ihrem Schöpfer persönlich, beteten ihn vom Herzen an und gaben ihm die Ehre.
Darum sagte Paulus in Vers 10: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist.“
Gute Christen sind keinesfalls starke oder sündenfrei Menschen. Die Sünder wollen nicht zugeben, dass sie schwach oder sündig sind. Aber gute Christen geben von Herzen zu, dass sie schwach und sündig sind. Sie erinnern sich immer neu, dass sie schwache, sündhafte Menschen sind. Sie erkennen immer neu ihre Schwachheit und ihre Sündhaftigkeit und nehmen Gottes Gnade immer wieder erneuert an. Sie loben Gott für seine Gnade. Sünder rühmen sich selbst und reden schlecht über andere. Gute Christen rühmen sich Gottes. Sie lieben andere von Herzen und schätzen sie hoch. Sie erzählen immer wieder von der Gnade Gottes. Gottes Liebe drängt sie, anderen von der Gnade Gottes zu erzählen.
Lasst uns dafür beten, dass wir unseren Glauben an das Evangelium erneuern, so dass Gottes Gnade und seine Liebe unsere Herzen und unsere Gemeinde ganz füllt. Lasst uns zu Gott dafür beten, dass er uns hilft, dass wir die Kraft der Gnade durch das Evangelium reichlich empfangen und die Frohe Botschaft von Jesus Christus weitersagen. Gott möge euch den felsenfesten Glauben an das Evangelium und das Feuer göttlicher Gnade schenken. Lasst uns unaufhörlich dafür beten, dass Gott uns und unsere Gemeinde und auch andere christlichen Gemeinden mit seiner Gnade und mit dem Heiligen Geist füllt, damit wir Gott von ganzem Herzen lieben und ihn anbeten. Gott möge unsere Gemeinde und andere Gemeinden mit seinem Geist füllen, damit wir das Evangelium in der Kraft Gottes weitersagen.
[1] Quelle: Sarah Barry’s Briefe vom 23. April 1961, 20.Sept 1961 und 6. April 1962 an die „Southern Presbyterian Mission“
[2] Quelle: idea von 12.3.2003
[3] Quelle: http://www.ev-kirche-hardheim.de/predigten/reihe2/pred033.htm - von © Pfarrer Ralf Krust www.krust.de/predigten)
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