Moin Moin,
nach dem Bau der in einem vorherigen Beitrag schon beschriebenen Schleifvorrichtung "MINI-BONELLE" ließ mich die Idee zur Weiterentwicklung der Apparatur in Richtung einer kleinen, kompakten aber immer noch wohnzimmertauglichen Universalschleifmaschine nicht ruhen.
Auch erwiesen sich einige Punkte der ersten Konstruktion im Betrieb als nicht praktisch genug und bedurften einer Uberarbeitung, mit der Zeit entstanden aber zusatzlich auch weitere Begehrlichkeiten seitens des Funktionsumfanges und der Universalitat, so richtig zufrieden bin ich ja dann nie…..ha ha ha….
Im Detail mussten folgende Dinge gelost werden:
Ein Vorschub per Handrad und Gewindespindel taugt wenig zum Schleifen, hier mussen die Bewegungen zwar mit geringer Zustellung aber dafur mit zugiger Geschwindigkeit ausfuhrbar sein, also musste im X-Zug der Tischvorschub umgebaut werden.
Um bei allen moglichen Stellungen der Werkzeuge, auch im Y-Weg, genugend Raum zur Verfugung zu haben, reichte der Kurbelweg des Kreuztisches mit 70mm nicht aus, zumindest als Zwischenlosung musste die Schleifspindel einen zusatzlichen Stellweg erhalten.
Obwohl fur alle geplanten Schleifaufgaben voll funktionierend, war mir bei der Vorrichtung MINI-BONELLE-I auf Dauer die Einstellbarkeit sowie die Ablesbarkeit der Gradskalen zu ungenau, die Skalenscheiben haben einen zu geringen Durchmesser um dort eine genugend feine Teilung unter zu bringen. Und die Bauform mit dem oben aufgeflanschten Spindelkopf ist zwar gut zum Bohrer- und Stichelschliff, fur Fraser, Drehmeißel und Spezialfraswerkzeuge ware eine etwas gedrungenere Bauform des Werkzeugkopftragers aber vorteilhafter. Also wurde eine zweite Aufsatzvorrichtung zur Erganzung der MB-I, die MINI-BONELLE-II gebaut, wobei der reine Spindelkopf als Tauschteil weiter Verwendung findet.
Die Entwurfe sahen dann so aus:
Der Grundaufbau der MB-II besteht aus 15mm Duralplatten, die Drehteller der beiden Schwenkachsen habe ich aus Grunden der schlechten Reibpaarung von Alu auf Alu lieber komplett aus Bronze hergestellt.
Da auch hier wieder eine Reihe komplexer Drehtischbearbeitungen anstanden, bei denen auch der Außenumfang der Aluplatten vollstandig bearbeitet werden musste, habe ich mir zuerst mal einen langst uberfalligen MK2 Zentrierzapfen mit zentraler Verschraubungsmoglichkeit fur den Vertex HV4 Rundtisch gebaut.
Mit im Einzelfall herzustellenden Passbuchsen konnen so Werkstucke prazise gewendet und dabei beidseitig mit zentrischem Bezug weiterbearbeitet werden.
Gleichzeitig ermoglicht die zentrale Zugschraube eine zusatzliche Fixierung des Werkstuckes, mit Unterstutzung einer einzelnen Spannpratze kann man fast 360grd am Umfang herumfrasen.
Bei feinen Zustellungen kann man in Buntmetallen sogar den letzten Rest nur noch mit der Zentralschraube halten. Auf diese Weise konnte ich ohne allzu große Umstande die Platten der Haltearme mit den entsprechenden, beideitigen Ausbohrungen versehen, das ware mit der Planscheibe auf meiner Drehmaschine aus Platznot uber Bett schon nicht mehr machbar gewesen.
Das hier wird die prismatische Montierung des Spindelkopfes, quasi meine Quick Out Universalschnittstelle.
Danach ging es an die Flanschteller, ich habe mir ein dickwandiges 64er Bronzerohr mit passendem Innendurchmesser besorgt, das spart einen Haufen Arbeit und auch Spane ein.
Um so wenig wie moglich Material zu verbrauchen (Einzelronden steckten hier immer mit ca. 20mm unbearbeitbarer Materiallange im Drehfutter) mussten die Tellerscheiben von der Stange herunter gestochen werden. Das geht bei so einer Ausspannlange nur mit Reitstockunterstutzung, ich hatte mir dazu vorher einen gestuften Messingzylinder gedreht, welcher das große Mittelloch fur die Reitstockspitze auffuttert.
Hier ist aber großte Vorsicht geboten, unter dem Druck des Reitstockes darf auf keinen Fall ganz durchgestochen werden, sonst verklemmt sich im Durchtrittsmoment der Stechstahl im Schnittkanal was zumindest zum Werkzeugbruch fuhren wird! Hier muss ein kleiner Bund von ein/zwei Millimeter Durchmesser stehen bleiben den man dann besser bei still stehender Maschine mit der Handsage durchtrennt.
Damit waren dann auch die meisten Teile schon mal im Rohbau fertig:
Nun kam das Problem der Beschriftung der Skalentrommeln. Nach einigen Entwurfen im CAD und Ausdrucken auf Papier war schnell klar, dass nur Strichstarken deutlich unter 0.1mmm eine ausreichend feine Teilung bei gleichzeitig klarer Ablesbarkeit erzeugen wurden.
Solch feine Skalenstriche sind im Fras- oder Stoßverfahren nur noch sehr schwierig mit ausreichender Prazision herzustellen, meine bisherig vorzeigbaren Ergebnisse horen immer irgendwo knapp unter 0.15mm Breite auf. Und das Thema Ziffern ware damit auch noch nicht erledigt, die haben hier nur eine Hohe von 1.1mm, das ist mit Schlagstempeln nur noch was fur Kunstler……ha ha ha….
Eine Lasergravur war mir dann fur einen noch nicht erprobten Versuchstrager letztlich zu aufwandig, deswegen wurden die Skalen auch hier erst mal auf selbstklebende, transparente Polyesterfolie gedruckt.
Vor dem Aufkleben wurde die bedruckte Folie noch mit Fixierlack versiegelt und nach dem Durchtrocknen ging es ans Draufbappen:
Wenn alles sauber entfettet ist halt die Verklebung gut und das Ergebnis ist auch vorzeigbar, jedenfalls wird man damit so eine ganze Zeit arbeiten konnen.
Um die horizontale Schwenkachse auch als Arbeitsachse (zB fur den Bohrerschliff) verwenden zu konnen muss diese ungeklemmt noch leicht drehbar, dabei aber schon stabil radial sowie axial gefuhrt sein.
Zur Kombinierung der Funktionen Klemmen und Drehen habe ich eine koaxiale Verschraubung mit einer zusatzlichen Tellerfeder gewahlt.
Dabei wird das innere Gewinde der Mutter zur einstellbaren Vorspannung der Tellerfeder herangezogen und die endgultige Klemmung der Horizontalachse ubernimmt dann das Aluhandrad auf dem Außengewinde welches die ganze Baugruppe fest verspannt.
Die Skizzen sind noch Vorentwurfe, die endgultige Bauweise zeigt sich hier leicht verandert, u.A. wurde die Koaxialmutter vereinfacht ausgefuhrt und mit einer zentralen Konterschraube versehen.
Hier schon mal ein Zwischenstand mit der neuen Vorrichtung in voller Funktion:
Im nachsten Schritt ging es dem Kreuztisch an den Kragen bzw an seinen leicht immobilen X-Weg…..
Den Antrieb solcher Schleiftische kann man ganz vollautomatisch hydraulisch, pneumatisch, oder elektrisch gestalten, das lag aber nicht in meiner Absicht. Rein handbedient kann man dann auch noch zwischen einem Seilzug, einer Zahnstange oder einem Zahnriemen wahlen, ich entschied mich fur Letzteres.
Da ich den KT90 gerne fur den Zweck behalten wollte (so ne geeignete T-Nutenplatte und ein Paar Linearfuhrungen hat man ja auch meistens nicht so eben rum liegen) wurde ein kleiner Getriebeblock seitlich angeflanscht, die ganze Baugruppe und der Riemen mussten dann recht eng unter dem Tisch eingeschachtelt werden.
Ich verwende hier einen T5 Riemen mit 10mm Breite und ein Riemenrad mit 16 Zahnen, bei dem Wirkumfang von 78mm kann dann damit der Tischweg von 135mm mit knapp zwei Umdrehungen der Bedienungswelle vollstandig durchfahren werden.
Nach einer Reihe netter Zerspanungen auf der Frase……..
und der Herstellung zweier Umlenkrollen aus Bronze welche auf geharteten 6mm Zylinderstiften laufen sowie der Anfertigung diverser Bronzebuchsen, einer 10mm Silberstahlwelle und eines Wellenlagerrohres (ebenfalls mit Bronze ausgebuchst)…..
konnte auch hier mal wieder alles zur Probe zusammengebaut werden.
Und hier sieht man gut wie eng es da unten zugeht……..
Und hier noch ein paar Impressionen mit eingefadeltem Zahnriemen weil's so schon ist….ha ha ha…..
Die Anlenkung des Riemens am Tisch geschieht auf der Festlagerseite mit einer einfachen Klemmbacke in die zwei Nuten gemaß Zahnteilung eingefrast wurden….
und die Spanneinheit wurde in den Tischausleger integriert, welcher aus Grunden der außermittigen Bedienungswelle benotigt wird, sonst konnte der Tisch nicht bis uber die Getriebeeinheit fahren.
Zum spielarmen Fahren benotigt man eine ordentliche Spannung im ganzen Riemensystem, das erledige ich mit einer Zugschraube welche nach dem Festsetzen der Klemmung wieder abgenommen werden kann.
Weiter geht es mit einem wichtigen Bedienelement, dem Vorschubhandrad. Damit das Rad im Normalfall nicht zu weit vor dem Tisch steht, der Tisch aber zum Hinterschleifen von Sticheln noch immer ganz bis nach hinten verfahren werden kann, wollte ich das Alurad auf der Welle verschiebbar montieren.
Und da hier auch recht große Drehmomente auftreten habe ich das mit einer geschlitzten Konusbuchse gelost, das halt bombig und lasst sich mit einem Handgriff festsetzen und wieder losen.
Mit dem Tischumbau bin ich sehr zufrieden, der Tisch lasst sich am Handrad leicht und bequem bewegen, Positionen konnen auch recht genau angefahren werden. Okay, ein gewisses Losbrechmoment bleibt trotz Uberarbeitung der Schwalbenschanzfuhrung und dem Einsatz eines guten Bettbahnoles ubrig. Damit kann man aber gut leben und ein noch viel leichterer Lauf bei sehr spielarmen Betrieb ware ganz klar nur mit Kreuzrollen- oder Linearkugellagerfuhrungen erzielbar gewesen.
Fahranschlage sind bei einer Schleifmaschine immer gut, spatestens aber nach dem Umbau auf einen solchen Vorschub ohne Spindel geht es gar nicht mehr ohne. Da der KT90 an der Frontflache keine Montagenuten tragt und auch zum Einfrasen solcher Nuten hier kein Fleisch mehr ubrig ist habe ich dort eine prismatische Fuhrungsschiene angebracht.
Das Außenprofil der Schiene hatte ich noch mit einem normalen 16mm 60grd Prismenfraser herstellen konnen, fur das Innenprofil der Klemmsteine brauchte ich aber einen erheblich kleineren Fraser. So was kann man auch als Stichel sehr gut selber schleifen, also wurde der kurzerhand mit der MB-I aus einem 10mm HSS Co Rohling hergestellt.
Zuerst wurde aber mit dem 16er Prismenfraser die Schiene auf einer Hilfsmontierung gefrast, ohne eine solche stabile Unterlage wurde sich das Flachmaterial gnadenlos verziehen und unter dem Spandruck flattern wie ein Lammerschwanz.
Dann kommt der selbst geschliffene Stichelfraser zum Einsatz:
Und nach etwas gestalterischem Feintuning konnen auch die Endanschlage in Betrieb genommen werden.
Zu guter Letzt brauchte ich noch den eingangs erwahnten, zusatzlichen Verstellweg der Schleifspindel in Y-Richtung.
Da ich hier auf jeden Fall meine Systemspindeln mit 33mm Außendurchmesser verwenden will wurde auch wieder eine Montierung auf Basis einer Klemmfaust geplant.
Der Grundkorper ist mit einer kleinen Schwalbenschwanzfuhrung ausgerustet, dadurch kann die ganze Einheit mit der Spindel um 40mm verschoben werden, ein zusatzlicher Weg von 30mm wird durch Verschieben der Spindel in der Klemmfaust ermoglicht.
In der Vertikalen kann die Montierung in den T-Nuten noch mal um 50mm in der Grundposition variiert werden, solche extra Wege sind immer außerst nutzlich. Damit die Spindel dabei ohne spezielles Einmessen den senkrechten Bezug beibehalt habe ich an der Ruckseite der Montageplatte eine in die Nute eingepasste Fuhrungsleiste angeschraubt.
Soweit zum Baubericht der zweiten Ausbaustufe der Mini-Bonelle.
Hier noch ein paar Gesamtansichten und Details:
Mit der neuen Vorrichtung MB-II konnen zwar keine Stichel geschliffen werden, dazu fehlt die fur den Freischliff notige, untere horizontale Kippachse. Aber der Bohrerschliff geht einwandfrei, da die horizontale Schwenkung gelost und dann mit der Vorspannung der Tellerfeder auch als Bewegungsachse genutzt werden kann. Der Spitzenwinkel wird in dem Fall uber die vertikale Achse eingestellt und der Tisch fest geklemmt oder zwischen den Anschlagen fixiert.
Naturlich taugt die MB-II auch fur viele andere Schleifarbeiten, sowohl eckige und runde Drehmeißel wie auch Stirn- und Formfraser konnen damit geschliffen werden.
Und Last but not Least kann man mit dem neuen Tisch auch leichte Flachenschleifarbeiten an kleinen Bauteilen erledigen, wie hier nur mal als Beispiel kurz gezeigt werden soll.
Spatestens dazu wird dann aber eine Schleifspindel mit etwas mehr als 70 Watt Leistung benotigt. Doch das alles wurde den jetzt schon ellenlangen Artikel sprengen, also daruber und uber weitere praktische Einsatze der Maschine wird dann wohl erst im nachsten Beitrag zu lesen sein.
Tschuss vom Achim |