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20.1.20
Abschiedsrede des Paulus in Milet
Leitvers 24: Aber ich achte mein Leben nicht der Rede wert, wenn ich nur meinen Lauf vollende und das Amt ausrichte, das ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes.“
Paulus hat in Ephesus in der Schule Tyrannus zwei Jahre lang intensiv gepredigt, sodass alle, die in der Provinz Kleinasien wohnten, das Evangelium hörten und Jesu Jünger wurden (19,9-10). Nach dem Aufruhr des Demetrius nahm Paulus Abschied von ihnen und kam über Mazedonien, Griechenland, Mazedonien, Philippi und Troas nach Milet. Man legte das Schiff mehrere Tage im Hafen von Milet an, um seine Fracht zu löschen und zu verladen. Da Milet nur 64 km südlich der Stadt Ephesus liegt, nutzte Paulus die Gelegenheit, sich mit den Ältesten von Ephesus in Milet zu verabschieden. Paulus hätte gerne Ephesus besuchen, wo er zwei Jahre lang gepredigt und viele Jünger erzogen hatte. Aber er will sich eilen, um am Pfingsttag in Jerusalem zu sein. Darum besucht Ephesus nicht, sondern lässt die Ältesten der Gemeinde in Ephesus nach Milet zu ihm kommen und hält Abschiedsrede, die im 20. Kapitel der Apostelgeschichte steht. Heute wollen wir den Inhalt seiner Abschiedsrede kennenlernen.
Sie predigen Gottes Wort und hüten die Gemeinde vor Unordnung und Irrlehrer (Apg. 20,28). Diese Verse zeigen uns die Verantwortung der Ältesten. Älteste könnten heute bedeuten Prediger und Verantwortliche der Gemeinde.
I. Habt Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde (17-31)
Paulus erinnert die Ältesten daran, wie er dem Herrn gedient und in Ephesus gelehrt hat, und sagt: „Wie ich dem Herrn gedient habe in aller Demut und mit Tränen und unter Anfechtungen, die mir durch die Nachstellungen der Juden widerfahren sind“ (19).
Was Paulus getan hat, war in erster Linie dem Herrn in aller Demut und mit Tränen zu dienen.
Paulus bekenn, dass er in erster Linie dem Herrn gedient hat in aller Demut und mit Tränen.
Paulus sagt in Vers 28:
„So habt nun Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist eingesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, die er durch sein eigenes Blut erworben hat.“
Paulus sagt zu den Ältesten, dass Gott, der Heilige Geist, sie zu Aufsehern der Gemeinde eingesetzt hat, um die Herde zu weiden. Nicht die Gemeinde oder die Apostel haben diese Männer zu Aufsehern ernannt. Obwohl Menschen daran beteiligt sind, werden die Einsetzung durch den Heiligen Geist vorgenommen.
Er nennt dann die Pflicht der Ältesten: „Achten auf sich selbst und auf die ganze Herde und die Gemeinde beschützen.“
Das Gegenteil wäre, die Herde zu vernachlässigen, unaufmerksam zu sein oder mit anderen Dingen beschäftigt zu sein, sodass Ältesten die Probleme und Gefahren, mit denen die Herde konfrontiert ist, nicht wahrnehmen.
Um diese Aufgabe zu erfüllen, müssen die Ältesten als Erstes über ihren eigenen geistlichen Zustand wachen.
Wenn ein Ältester er seine eigene Seele nicht schützen kann, kann er das geistliche Leben anderer nicht schützen. Deswegen müssen die Ältesten alles tun, was notwendig ist, um ihren täglichen Weg mit Gott zu bewahren. Sie müssen täglich treu beten und in der Heiligen Schrift lesen, um Gottes Stimme zu hören und Gottes Willen zu erkennen.
Älteste müssen sich auch davor hüten, sich von den Vergnügungen und Sorgen dieser Welt verleiten zu lassen.
Sie müssen sich vor Bitterkeit des Herzens, Entmutigung, geistlicher Trägheit und Unglauben hüten. Sie müssen ihren Geist und ihr Herz fest auf Jesus Christus ausgerichtet halten.
Als Zweites haben die Ältesten die Aufgabe, die ganze Herde, die Gemeinde, zu hüten.
Paulus beschreibt die Ortsgemeinde als eine Herde von Schafen, die die Ältesten schützen sollen. Das Bild des Schafhirten veranschaulicht sehr schön, dass die Gemeinde Führung und Schutz braucht. Um diese Aufgabe gut zu erfüllen, brauchen die Hirten, die Ältesten, eine gute Beziehung zu den Schafen. Weil Schafe wehrlos sind, ist eine unbewachte Herde in Gefahr.
Die Herde zu hüten bedeutet, dass die Ältesten die Kirche im Auge behalten müssen. Sie müssen wachsam und aufmerksam sein. Sie müssen jederzeit auf das geistliche Wohlergehen der Schafherde bedacht sein, damit die Schafe gute Weiden und frisches Wasser finden, also Gottes Wort und die Kraft des Heiligen Geistes erhalten. Sie müssen auch immer auf der Hut sein vor Gefahren, die sowohl von außen als auch von innen kommen.
Dazu sollen die Ältesten die begabten Mitarbeiter mit Gaben und Talententen in die verschiedenen Dienste einsetzen. Trotzdem müssen sie die Verantwortung für die ganze Herde mit all ihren Menschen, Programmen und Problemen tragen.
Die Ältesten müssen die Gemeinde mit ihrem Leben beschützen. Dazu sollen sie die Schafe führen, weiden und bewachen.
Die Hirtenarbeit der Ältesten ist mit Autorität und Führung mit Selbstaufopferung, Zärtlichkeit, Weisheit, liebevoller Fürsorge und ständiger Wachsamkeit verbunden. Ihre Arbeit erfordert lange Arbeitsstunden und volle Aufmerksamkeit. Ein Hirte muss immer bei den Schafen sein wie ein Hirte in der Zeit Jesu.
Die Herde ist für die Ältesten von großem Wert. Der Grund ist, dass die Kirche weder Ältesten gehört, noch den Aposteln noch irgendeinem Menschen, sondern Gott. Gott hat seinen Sohn geopfert und seine Herde ins Leben zu rufen. Der Preis, den man bereit ist, für die Herde zu zahlen, zeigt ihren Wert. Für die Kirche gab Gott seinen einzigen Sohn als Opfer, das die Sünde trägt.
Und Gott ist derjenige, der sich um sie kümmert, sie erhält und für sie sorgt.
Was für eine Ehre ist es, die Gemeinde Gottes zu leiten! Es ist ein sehr ernstes Problem, wenn ein Ältester auf die Bedürfnisse der Gemeinde Gottes unaufmerksam ist, und doch ist dies ein weltweit verbreitetes Problem. Einer der Gründe, warum Älteste die Gemeinde vernachlässigen und viele Männer nicht den Wunsch haben, Älteste zu sein, ist, dass sie den Wert der Gemeinde nicht begreifen und das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus nicht zu schätzen wissen.
Paulus ermutigt nun die Ältesten dazu, die Gemeinde vor reißende Wölfe zu schützen (29-31). Reißende Wölfe sind Irrlehrer. Wilde Wölfe werden kommen. Daran besteht kein Zweifel.
Paulus sagt in Vers 30, dass Irrlehrer „auch eurer Mitte Männer aufstehen, die Verkehrtes lehren, um die Jünger an sich zu reißen.“
Diese Leute werden aus ihren eigenen Reihen kommen und das Herz vieler Jünger an sich reißen werden. Das ist sehr schmerzlich.
Drei Jahre lang hat Paulus in Ephesus das Evangelium verkündet und gegen die Irrlehrer verteidigt. Die Anwesenheit des Paulus ist wie eine Festung gegen die „wilden Wölfe“ gewesen. Sein Weggang ist nun ein kritischer Moment für die Gemeinde in Ephesus. Da nun er weg ist, sollen nun die Ältesten von Ephesus die Aufgabe übernehmen, die Herde Gottes zu schützen.
Darum sagt Paulus zu ihnen: „Darum seid wachsam“ (31a).
Der Grund für die Wachsamkeit ist, dass man sofort handeln muss. Der Befehl „Seid wachsam“ bedeutet, dass man sofort handeln soll. Ein guter Hirte weiß, wann er kämpfen muss und gegen wen er kämpfen muss. Sich der Gefahr bewusst zu sein und nicht zu handeln, bedeutet, ein fauler, feiger Hirte zu sein.
II. Ich befehle euch Gott und dem Wort seiner Gnade (32)
Paulus weiß, dass die Ältesten selbst die Kraft der Gnade Gottes immer wieder zu tanken brauchten. Darum sagt er in Vers 32:
„Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, der da mächtig ist, euch zu erbauen und euch das Erbe zu geben mit allen, die geheiligt sind.“
Die Ältesten hörten "das Wort seiner Gnade" durch die Predigt des Paulus. Aus diesem Wort der Gnade sollen sie Kraft schöpfen und ihre Aufgabe erfüllen.
Sie sollen in der Botschaft des Evangeliums ruhen und weiterhin aus dessen Reichtum und Tiefe schöpfen. Es ist entscheidend für das gute Ausrichten der Ältestenarbeit, dass sie die Gnade Gottes genug tanken. Sie können dann den Schwierigkeiten, Misserfolgen und Problemen aus Vertrauen auf den lebendigen Gott begegnen.
Jemand hat „Vergebung“ als den zentralen Punkt des Evangeliums bezeichnet. Ich würde aber „Gnade“ als den zentralen Punkt des Evangeliums nennen, denn Gnade bedeutet sowohl Vergebung als auch Segen Gottes als Gottes Kind.
Das christliche Leben ist das Leben des Glaubens an Gott und seine Gnade. Viele Menschen kämpfen gegen Selbstgenügsamkeit und Unglauben. Wir können mit eigener Kraft gegen die finstere Macht nicht bestehen. Aber mit dem Glauben an Gott und seine Gnade können wir weit siegen.
Darum sollen Gemeindeleiter aus dem Glauben an Gott und seine Gnade Kraft, Trost und Weisheit schöpfen und die Gemeinde leiten.
III. Gemeindeleiter sollen fleißig arbeiten und den Bedürftigen helfen (33-35)
A. Gemeindeleiter sollen Geld nicht lieben (33-34)
Paulus sagt in Vers 33-34: „Ich habe von niemandem Silber oder Gold oder Kleidung begehrt. Denn ihr wisst selber, dass mir diese Hände zum Unterhalt gedient haben für mich und die, die mit mir gewesen sind.“
Man sagt, dass drei große Versuchungen für Prediger Geld, Macht und Sex sind.
Paulus ist frei von der Macht, da er ein Verfolgter geworden ist. Er ist unverheiratet und ist frei bezüglich der Sexbeziehung. Er ist auch frei von Geldsucht, indem er um seinen Lebensunterhalt arbeitet. Er will nicht, dass irgendein falsches Verhalten von ihm ein Hindernis des Evangeliums werde. Er will kein Verlangen nach dem Geld anderer haben.
Außerdem will er alle Christen dazu ermutigen, für ihren eigenen Unterhalt arbeiten und anderen helfen.
Gemeindeleiter dürfen nicht vom Geld abhängig sein, sondern allein von Gott. Natürlich dürfen sie von der Gemeinde Unterhalt erhalten. Sie können dann ihre Aufgabe als Prediger richtig ausüben.
B. Ältesten (Gemeindeleiter) sollen Bedürftigen helfen
Christen, insbesondere christliche Leiter, müssen die Liebe Christi zeigen, indem sie ihre Mittel mit den Bedürftigen teilen. Deswegen sagt Paulus in Vers 35:
„Ich habe euch in allem gezeigt, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen muss im Gedenken an das Wort des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen.“
Die Ältesten sollen denjenigen helfen, denen ihre grundlegenden Bedürfnisse fehlen. Es erfordert ein Opfer, jemandem in Not zu helfen. Paulus ermutigt mit dem Wort „Geben ist seliger als nehmen.“
Wir müssen dies Wort glauben und praktizieren.
IV. Abschiedsgebet (36-38)
Nachdem Paulus seine Rede beendet hat, kniet er nieder und betet mit allen, alle weinen laut und küssen Paulus. Sie sind betrübt über das Wort des Paulus, dass sie sein Angesicht nicht mehr sehen würden. Und sie begleiten ihn auf das Schiff.
Das ist ein schöner, bewegender Abschied.
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